Einbrecher am Werk: Fenster und Türen im Erdgeschoss sind derzeit besonders gefährdet. Foto: dpa

Die Liste der Wohnungseinbrüche in Stuttgart wird in diesen Tagen immer länger. In einem Stuttgarter Fall war eine unheimliche Begegnung mit Einbrechern für die Täter noch viel unheimlicher.

Stuttgart - Erst gab es einen dumpfen Schlag. Da glaubte die Bewohnerin noch, dass wohl wieder mal ein Waschbär im Dach ein Möbelstück umgeworfen hätte. Dann aber ertönten weitere Schläge. Und eine 84-jährige Feuerbacherin wurde unversehens zu einer der vielen Betroffenen einer Serie von Wohnungseinbrüchen. Die Liste der Alarme in Stuttgart wird in der dunklen Jahreszeit immer länger.

Die 84-Jährige hat am Donnerstag gegen 20.10 Uhr im Obergeschoss im Bett gelesen und im Haus die Lichter gelöscht. Zwei Täter glauben daher offenbar, dass die Bewohner nicht anwesend seien. Also machen die sich in der Weilimdorfer Straße an einem Fensterladen zu schaffen. Doch die Querriegel des Klappladens halten den Hebelkräften stand – und ein Täter klopft auf das störrische Metallstück ein. Von wegen Waschbär! Die 84-Jährige eilt zu einem Fenster im ersten Stock und öffnet es. „In der Halbdunkelheit habe ich in einer Hecke einen Lumpenhaufen gesehen“, sagt die Feuerbacherin. Über den Lärm ärgert sie sich: „Was soll denn das?“ ruft sie nach draußen – und da hüpft der vermeintliche Lumpenhaufen über den Zaun. Ein Komplize taucht auf, rennt hinterher. Beide sind dunkel gekleidet, tragen schwarze Wollmützen.

In der Nachbarschaft machen die Täter Beute

Die Polizei ist bereits nach wenigen Minuten am Tatort. Doch die Täter sind über alle Berge. Im Fall der 84-Jährigen blieben sie ohne Beute – allerdings waren sie anderswo erfolgreich. In der nahe gelegenen Hunsrückstraße waren sie über das Küchenfenster an der Gebäuderückseite in eine Wohnung eingedrungen, hatten Schränke aufgebrochen und Schmuck im Wert von 1500 Euro erbeutet. Am nächsten Tag nahmen Einbrecher erneut die Weilimdorfer Straße ins Visier. Aus Schränken und Kommoden ließen sie am Freitag zwischen 15.30 und 23.50 Uhr Schmuck, Uhren und Bargeld verschwinden. Erst hinterher wird der 84-Jährigen bewusst, was ihr da passiert ist. „Die Angst kam erst hinterher, als die Polizei das Protokoll aufgenommen hat“, sagt sie.

Am Wochenende musste die Polizei zu mehreren Einbrüchen ausrücken. Die Tatorte sind weit verstreut: Feuerbach, Gablenberg, Bad Cannstatt, Sommerrain, Degerloch, Weilimdorf, Vaihingen, Stuttgart-West und Stuttgart-Ost. Betroffen waren vorwiegend Erdgeschosswohnungen und Einfamilienhäuser. Die Täter ließen vorwiegend Schmuck und Bargeld für mehrere Tausend Euro mitgehen – aber auch Elektrogeräte wurden nicht verschmäht.

Opfer: „Man verdaut das nicht mehr so gut“

Ganz ohne Folgen ist der Einbruchsversuch in der Weilimdorfer Straße in Feuerbach für die 84-jährige Bewohnerin nicht geblieben. Sie muss ihren Fensterladen reparieren lassen, ein Fachmann muss den Schaden noch begutachten. Hinzu kommt dieses ungute Gefühl, wenn es dunkel wird. Zum Glück kennt sie in ihrem Umfeld Polizisten, mit denen sie regelmäßig Kontakt hält. „Wenn man alt ist“, sagt die 84-Jährige, „dann verdaut man das nicht mehr so gut.“