Fast vergessen, aber nicht abgeschrieben: Die Liegehalle wird vom SV Ludwigsburg 08 übernommen. Foto: factum/Granville

Lange war die Zukunft des 100 Jahre alten Ruheraums eines Kurhotels ungewiss. Nun ist klar: Der Schwimmverein Ludwigsburg 08 macht daraus einen Umkleideraum für Triathleten. Dafür muss das Bauwerk umziehen.

Ludwigsburg - Auch die meisten Gäste des Heilbads Hoheneck dürften die historische Liegehalle noch nie – oder wenn, dann schon sehr lange nicht mehr – gesehen haben. Das Holzgebäude im Stil einer großen Gartenlaube, das in seiner Glanzzeit von Gästen des Kurhotels als Ruheraum genutzt wurde, liegt gut versteckt und von viel Grün überwuchert hinter dem längst geschlossenen alten Hotel an der Marbacher Straße in Ludwigsburg. Jetzt wird es aus seinem Versteck geholt und an neuer Stelle wieder aufgebaut.

Rettungsaktion im Stadtteilausschuss

Die Wiederbelebung des halb vergessenen Pavillons ist dem Stadtteilausschuss Hoheneck – und hier vor allem dessen Mitglied Klaus Hoffmann – zu verdanken. Der Architekt hatte 2015 von den Bauplänen der Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) erfahren, die auf dem Freigelände hinter dem ehemaligen Kurhotel bauen möchte. Die Absicht der WBL war es, die nicht denkmalgeschützte Liegehalle abzureißen.

Doch Hoffmann wollte die Halle retten und suchte nach Mitstreitern und Ideen, wie man sie erhalten könnte. Das gemeinsame Motto lautete: „Die alte Liegehalle darf nicht verschwinden.“ Schließlich wurde der Schwimmverein Ludwigsburg 08 als Retter für den 1911 errichteten Holzpavillon gewonnen. Damit war sogar gewährleistet, dass die Halle auch in Zukunft nah am Element Wasser angesiedelt sein wird. Trotzdem blieb eine wichtige Frage ungeklärt: Wie sollte das denn klappen? Fest stand nämlich auch von Anfang an, dass die Halle nicht da bleiben kann, wo sie ist. Dort will die WBL demnächst einen Neubau mit 24 Wohnungen errichten. Darum waren zur Vorbereitung Architekten, Statiker, Zimmerleute und Transportlogistiker an der Reihe. Diese kamen überein, dass die mehr als 100 Jahre alte Halle in so gutem Zustand ist, dass sie an alter Stelle ab- und an neuer wieder aufgebaut werden kann.

WBL finanziert den Umzug

Blieb nur noch die Frage nach der Finanzierung. Im Schwimmverein gebe es zwar viel handwerkliches Knowhow, damit lasse sich die historische Liegehalle sicher wieder herstellen, meinte dessen Vorsitzender Volker Heyn. Aber die Sache mit dem Transport übersteige die Möglichkeiten des Clubs. Um die Hallenrettung nicht doch noch zu gefährden, sprangen nun die Stadt und die WBL in die Bresche. Sie sagten dem Stadtteilausschuss und dem Schwimmverein ihre Unterstützung zu. „Wir werden erhebliche Kosten bei der fachgerechten Demontage und Wiederherstellung des Holzpavillons übernehmen“, sagte Achim Eckstein von der Wohnungsbau-Gesellschaft. „Gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg, die den Wiederaufbau am neuen Standort ebenfalls finanziell unterstützt.“

Der neue Standort wird nicht so weit entfernt vom bisherigen sein: Die Halle wird ganz nah ans Neckarufer ziehen, wo der Schwimmverein sein Gelände hat. Also in nächster Nachbarschaft zum Freibad Ludwigsburg. Schon im Januar soll der Abbau und Abtransport der Holzhalle über die Bühne gehen. Spätestens im April soll der Wiederaufbau nahe dem Otto-Konz-Weg abgeschlossen sein. Von da an soll die historische Halle Triathleten und Freiwasserschwimmern als Umkleideraum dienen. „Denkbar wäre auch, dass sie beim Neckarschwimmen als Zuschauertribüne genutzt wird“, sagt Heyn.