Modell für die Zukunft: Wohnen und Einkaufen – wie hier am Europaplatz – an einem Ort Foto: Ralf Recklies

Das Wohngebiet Schafhaus in Mühlhausen war lange umstritten. 450 Wohneinheiten für rund 1000 Menschen können dort entstehen. Die Stadt hat den Erwerb der Flächen gestartet.

Stuttgart - Nach jahrelanger Diskussion über den möglichen Wohnungsbau im Gebiet Schafhaus am Ortsrand von Mühlhausen hat die Landeshauptstadt insgesamt 92 Grundstückseigentümern im Januar Kaufangebote gemacht. „Der vorläufige Verkehrswert für die jetzige Ackerfläche liegt bei 260 Euro“, sagte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) am Montag im Unterausschuss Wohnungsbau des Gemeinderates. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht für die Flächen. Man sei im gesetzlichen Umlegungsverfahren und wolle geförderten Wohnungsbau schaffen, so Detlef Kron, der Leiter des Stadtplanungsamtes.

Das Wohngebiet war bisher auf 13 Hektar geplant, kann aber auf 16 wachsen, wenn für die Friedhofserweiterung vorgehaltene, aber nicht mehr notwendige Flächen dazukommen. Knackpunkt beim Schafhaus und den geplanten 450 Wohnungen ist die Straßenanbindung. Wichtig sei ein Anschluss an die Aldinger Straße. Nächster Schritt für das Gebiet ist ein städtebaulicher Wettbewerb mit Vorgaben zur Dichte der Bebauung, zur Erschließung und zu Grünzonen. Er soll Ende 2020 entschieden werden.

Anders als beim Schafhaus hat sich die Verwaltung beim Gebiet Mittlere Wohlfahrt in Hofen mit den Grundbesitzern einigen können. Die Umlegungsverträge seien unterzeichnet, Ersatzhabitate für Eidechsen gefunden, bis Mitte 2021 soll der Bebauungsplan in Kraft sein, sagte Kron. Gebaut werden soll bis zu diesem Zeitpunkt in Rot im Gebiet Böckinger Straße, wo die stadteigene Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) Flächen vom Bund erworben hat – zum Preis von unter 500 Euro pro Quadratmeter. Auf insgesamt 5,4 Hektar sollen 350 Mietwohnungen entstehen, rund 230 davon gefördert. Bis Ende 2023 sollen die Wohnungen fertig sein, hofft Helmuth Caesar, Technischer Geschäftsführer der SWSG. Die Evangelische Gesellschaft (Eva) ist mit 57 Wohneinheiten mit im Boot.

Auf der Suche nach weiteren Bauflächen hatten Grüne und SPD im Rat die Verwaltung 2019 aufgefordert, die flächenmäßig großen, aber meist nur einstöckigen Gebäude großer Einzelhändler und Discounter in den Blick zu nehmen. Der Ansatz ist nicht neu, in den letzten zehn Jahren konnte in verschiedenen Stadtteilen Wohnraum über Handel realisiert werden, zum Beispiel im Osten in der Neckarstraße/Metzstraße (Rewe), im Süden an der Böblinger Straße (Aldi) oder auf dem Fasanenhof am Europaplatz. Geplant sind Mischnutzungen aktuell in Dürrlewang (Osterbronnstraße), Heumaden (Paprikastraße) und bei dem Großprojekt Eiermann-Campus (Vaihingen). Vier weitere Objekte hat die Verwaltung identifiziert, man will Gespräche führen. Wo Wohnungsbau nicht möglich ist will man für Fotovoltaikanlagen auf den Dächern werben. Oft, so Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne), verknüpften die Händler das Thema Wohnungsbau mit der Ausweitung ihrer Verkaufsfläche. Die aber wolle man begrenzt halten, damit die Zentren der Stadtteile nicht weiter ausbluten.