Oberbürgermeister Fritz Kuhn (r.) ist am Freitag auch auf dem Hans-Scharoun-Platz gewesen, um die Projekte der SWSG zu loben. Foto: Torsten Ströbele

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) war in den vergangenen acht Jahren sehr aktiv.

Stuttgart-Rot - Wohnraum ist in Stuttgart ein knappes Gut. „Da sind sich alle einig: Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, betonte Samir M. Sidgi. Der Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) hatte am Freitag in ein Zelt auf den Hans-Scharoun-Platz nach Rot geladen, um aufzuzeigen, was die SWSG in den vergangenen acht Jahren in dem Zuffenhäuser Stadtteil alles bewegen konnte. „In Rot musste etwas geschehen. Schlechte Bausubstanz sowie Baulücken und Parkplätze als öffentlicher Raum verliehen dem Stadtteil noch vor einem Jahrzehnt einen herben Charme“, schreibt die SWSG in einer Broschüre über Rot. Nun habe man seit dem Jahr 2011 insgesamt 308 Neubauwohnungen im Stadtteil errichtet. „Diese ersetzen Objekte, die meist nach dem Krieg schnell gebaut worden sind und mit denen viele Nachteile der damaligen Bauweise bis heute überlebt hatten.“ Die Wohnungen seien unter anderem energetisch, schallschutztechnisch und vom Grundriss her in die Jahre gekommen. „Da gab es teilweise Drei-Zimmer-Wohnungen mit knapp 50 Quadratmetern. Da möchte heute keiner mehr leben“, sagte Sidgi.

Vor allem an der Gundelsheimer Straße am Ende des Tapachtals, an der Nordseite der Haldenrainstraße und auf dem Baufeld zwischen Olnhauser- und Auricher Straße ist die SWSG aktiv geworden. „Dort ist der Wohnraum von ursprünglich gut 13 800 auf knapp 24 900 Quadratmeter angewachsen“, heißt es in der SWSG-Broschüre. „Wo asphaltierte Hinterhöfe, lange Garagenreihen und sperrige Gebäuderiegel die Szene beherrschten, laden heute Innenhöfe zum Spielen ein, verschwinden parkende Autos in Tiefgaragen und – vor allem – bieten attraktive und preiswerte Wohnungen den Bürgerinnen und Bürgern von Rot ein neues Zuhause.“

OB Kuhn: In Stuttgart werden neue Wohnungen gebraucht

Doch nicht alle jubeln über die Neubauvorhaben der SWSG. „Für 300 teure neue Wohnungen reißt die SWSG 250 bezahlbare ab!!!“, hatten etwa zehn Mitglieder der Mieterinitiativen Stuttgart mit Kreide auf den Boden des Hans-Scharoun-Platzes und auf Transparente geschrieben. Sechs Polizisten begleiteten den friedlichen und stillen Protest außerhalb des Zeltes. Drinnen zeigte Samir M. Sidgi Verständnis für den Unmut: „Wenn irgendwo abgerissen wird, wird immer jemand betroffen sein. Es kommt darauf an, wie wir alle mit der Situation umgehen.“ Man müsse bei solchen Projekten die abholen, die unzufrieden sind und dürfe aber auch diejenigen nicht enttäuschen, die zufrieden sind. „Es geht um den sozialen Zusammenhalt“, betonte Sidgi. Grundsätzlich schaffe es die SWSG aber in der Regel immer, gute Lösungen für alle Beteiligten zu finden.

Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn lobte die SWSG: „Sie macht das sehr gut. Die Balance zwischen dem Schaffen von mehr Wohnungen und den sozialen Aspekten stimmt.“ Er verstehe es, wenn Bürger Bestehendes verteidigen wie es beispielsweise mit den Gebäuden in der Keltersiedlung in Zuffenhausen geschehen sei. „Aber wir sind nun einmal auf die neuen 80 Wohnungen dort angewiesen“, sagte Kuhn. Die Gebäude aus den 1950er und 1960er Jahren seien nicht mehr zeitgemäß gewesen. „Wir kommen in manchen Fällen nicht daran vorbei, abzureißen und neu zu bauen. Alles andere ist eine sozial-romantische Vorstellung, entspricht aber nicht der Lebensrealität.“ In Stuttgart brauche man mehr Wohnungen – und auch solche, die bezahlbar seien.

Dass man solche Wohnungen auch in den Neubauten der SWSG finde, betonte Sidgi noch einmal ausdrücklich: „Im Durchschnitt beträgt die Miete in einem unserer Neubauten 9,60 Euro pro Quadratmeter – im geförderten Wohnungsbau sind es sogar nur 7,15 Euro.“ In Stuttgart liege die Kaltmiete dagegen im Durchschnitt zwischen 15 und 17 Euro. „Wir entwickeln etwas Neues, ohne die zu vertreiben, die hier zuhause sind“, sagte Sidgi.