Nun fast alle bezogen: Wohnungen im Seepark Möhringen Foto: Peter-Michael Petsch

Der Gutachterausschuss der Landeshauptstadt hat alle rund 500 Bodenrichtwerte für Wohnbaugrundstücke in der Stadt um zehn bis 15 Prozent nach oben angepasst. Man vollziehe damit die Bewegung am Markt nach, sagen die Experten.

Stuttgart - Der Gutachterausschuss der Landeshauptstadt hat alle rund 500 Bodenrichtwerte für Wohnbaugrundstücke in der Stadt um zehn bis 15 Prozent nach oben angepasst. Man vollziehe damit die Bewegung am Markt nach, sagen die Experten.

Die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen sind innerhalb nur eines Jahres um im Schnitt zwölf Prozent gestiegen. „Der Aufschlag lag damit in den letzten 20 Jahren erstmals im zweistelligen Bereich“, sagte Karlheinz Jäger, der Vorsitzende des Gutachterausschusses, am Dienstag vor der Presse. Neubauwohnungen legten um 4,5 Prozent zu. Ein Ende der Entwicklung sieht Jäger nicht: „Wir erwarten, dass es kurz- und mittelfristig so weitergeht.“ Stuttgart sei attraktiv, das Angebot knapp.

2013 wechselten in Stuttgart 5982 Immobilien den Besitzer, das waren 390 weniger als 2012. Umgesetzt wurden mit 2,57 Milliarden Euro aber nur drei Millionen Euro weniger als 2012. Wer Eigentum besitze, werde es halten, so Jäger. Weil das Angebot knapp sei, zeigten Investoren inzwischen Interesse auch an kleineren Einheiten, zum Beispiel Dreifamilienhäusern. 2013 wurden 169 verkauft, im Jahr zuvor nur 119.

Der Spitzenpreis für eine gebrauchte Wohnung lag 2013 bei 10 800 Euro je Quadratmeter. Bezahlt wurde er für ein Objekt aus dem Baujahr 1984 im Stuttgarter Norden. Das Maximum im Westen lag bei 9673 Euro, im Süden bei 6671 Euro. Auch die Preisspitze beim Neubau wurde im Norden notiert. 9021 Euro pro Quadratmeter wurden dort für ein bestimmtes Objekt bezahlt. Teuer sind auch Degerloch (8731), Mitte (8407), Bad Cannstatt (7873) und Ost (7619). Vergleichsweise günstige Immobilien wechselten in Stammheim (789 Euro pro Quadratmeter, vor Baujahr 1945), Süd, Ost und Cannstatt (je unter 1000 Euro) den Besitzer. Ein Neubau kostete 2013 im Schnitt 3840 Euro je Quadratmeter, errechnete der Ausschuss.

Nicht nur bei Wohnungen, auch bei Büro- und Geschäftsflächen hielt die starke Nachfrage von Investoren an. 39 Bürokomplexe wechselten für 340 Millionen Euro den Besitzer, 2012 waren es 27 für 250 Millionen. Das Umsatzplus von rund 34 Prozent sei das bundesweit höchste unter den sieben großen Standorten. Die Spitzenmiete in der City blieb bei rund 20 Euro pro Quadratmeter pro Monat.

Beim Thema Handel erwarten Jäger und dessen Stellvertreter Steffen Bolenz und Martin Weller 2015 Bewegung. Dann werden die Einkaufscenter Gerber und Milaneo in Betrieb sein. Die Spitzenmiete auf der Königstraße werde wegen der hohen Nachfrage von Filialisten mit 245 Euro wohl stabil bleiben, unklar sei aber, was mit anderen Lagen geschehe. Für die City werden Umsatzrückgänge prognostiziert. „Die Frage ist, ob das Dorotheenquartier als Anker für die City wirken kann“, so Jäger. Breuninger will diese Handelsflächen im Herbst 2015 eröffnen.

Die Bodenrichtwertkarte und der Grundstücksmarktbericht können bei der Stadt für 55 und 35 Euro bezogen werden. Eine einfache Version ist im Internet (stuttgart.de/gutachterausschuss) verfügbar.