So könnte die Jägerhofkaserne 2021 aussehen – mit einem zusätzlichen Stockwerk und sichtbarem Backstein. Foto: Büro Hähnig/Gemmeke

Bis 2021 sollen die alten Gemäuer der Jägerhofkaserne in Ludwigsburg umgebaut werden. Günstige Wohnungen, Dienstleistungen und eine Kita sind geplant. Doch die Gestaltung gefällt nicht allen.

Ludwigsburg - Am Wochenende finden in der Jägerhofkaserne an der Hindenburgstraße Dreharbeiten statt – Studenten der Filmakademie nutzen die Kulisse, um für eine Science-Fiction-Serie das Berlin der Zukunft zu simulieren. Und zwar eine arme, heruntergekommene Seite der futuristischen Hauptstadt. Spätestens von 2021 an dürfte die Jägerhofkaserne für ein solches Elendsszenario nicht mehr nutzbar sein – ganz im Gegenteil.

Der Bauausschuss des Ludwigsburger Gemeinderats hat am Donnerstag den Weg dafür frei gemacht, das Ensemble aus der Zeit der Jahrhundertwende für 50 Millionen Euro umzubauen. Die Backsteinfassaden sollen vom Putz befreit werden, ein zusätzliches Stockwerk in moderner Optik mit weißen Mauern kommt dazu, im Innenhof werden gut 170 Wohnungen entstehen, zum Teil gefördert für sozial Schwache. Eine Kita kommt in einen Seitenflügel, zur Straße hin werden Dienstleister und Gewerbe agieren. Auch der neuere Betonbau des Roten Kreuzes soll in das Konzept eingebunden werden.

CDU fürchtet um historisches Stadtbild

Dieses Modell der Tübinger Architekten Mathias Hähnig und Martin Gemmeke hat den Ausschreibungswettbewerb gewonnen und soll der Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) Leitlinie für den Umbau sein. Bis zum Sommer 2021 soll alles fertig sein. „Ehrlich und offen“ wolle man an die Bausubstanz gehen, erklärte Hähnig: Alt treffe auf neu an einer Stelle, in der die historische Barockzeit optisch in die modernen Baugebiete übergehe.

Nicht allen gefällt der Entwurf. Vor allem Reinhold Noz, Vize-Fraktionschef der CDU, erhob Widerspruch. „Wir haben beim Umbau von Kasernen darauf geachtet, dass die alten Gebäude erhalten bleiben“, erklärte er. Selbst bei Mann und Hummel oder beim Landratsamt sei dies gelungen. Das zusätzliche Stockwerk anstelle des historischen Satteldachs und die dicht gestaffelten Sozialwohnungen störten ihn. „Man wird später mit Bedauern sagen: Dort stand einmal die Jägerhofkaserne“, kritisierte Noz. Der Umbau reiht sich aus seiner Sicht ein in Bausünden der Vergangenheit. Er nannte als Beispiel das „Badewannenhaus“ in der Stuttgarter Straße. Gemeint ist der Neubau zwischen der Friedenskirche und der Gaststätte Zum Urigen, der im Volksmund offenbar verspottet wird.

Eine weitere Bausünde?

Eine kleine Spitze in Richtung Wohnungsbau Ludwigsburg, deren Geschäftsführer Andreas Veit der Debatte mit großem Interesse lauschte, konnte sich Noz dann auch nicht verkneifen: „Ein privater Bauherr hätte eine solche Bevorzugung nicht bekommen.“ Zur Erinnerung: Die in Ludwigsburg traditionell stark vertretenen Bauunternehmer hatten sich vergangenes Jahr lautstark beschwert, bei der Jägerhofkaserne nicht zum Zug zu kommen.

Doch stand die Union mit ihrem Antrag, auf das oberste Stockwerk zu verzichten, ziemlich alleine. Aus mehreren Gründen: Wären der Ausschuss und nächste Woche der Gemeinderat ihr gefolgt, würde sich das ganze Verfahren verzögern. „Das gibt unendliche und schwierige Diskussionen“, stellte der Baubürgermeister Michael Ilk in den Raum. Den Vergleich mit dem „Badewannenhaus“ wies er zurück – wobei er das Gebäude eher unter dem Namen „Pferdetränke“ kenne: „Es wird bei der Kaserne aus der historischen Bausubstanz heraus gearbeitet“, sagte Ilk.

Mehrheit findet die Pläne gut

Das sahen auch die anderen Fraktionen so. „Grünes Licht von den Grünen“, erklärte Markus Gericke, und Dieter Juranek (SPD) nahm den Ball auf: „Grünes Licht von den Roten.“ Für beide ist der Entwurf gelungen, sie empfinden ihn als mutig und gleichzeitig sensibel genug. Der Freie-Wähler-Rat Andreas Rothacker stimmte in den Chor mit ein: „Sogar das DRK-Gebäude, das an Hässlichkeit nicht zu überbieten ist, wird gut integriert.“ Mit 5 zu 9 Stimmen wurde der CDU-Antrag abgelehnt.