Günstige Wohnungen sind in Leinfelden-Echterdingen Mangelware. Das soll sich ändern. Foto: Natalie Kanter

Zwei Szenarien, zwei Rechtsformen: Ein Fachmann vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen stellte dem Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen ein Konzept für eine städtische Wohnungsbaugesellschaft vor.

Leinfelden-Echterdingen - Der Rat war sicher nicht ganz ernst gemeint: „Bauen Sie ohne Ende Wohnungen und bieten Sie diese für fünf Euro pro Quadratmeter an“, sagte Sebastian Kaufmann vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW) am Dienstagabend im Gemeinderat. Dann müsse der restliche Mietermarkt reagieren und mit den Preisen nach unten gehen. So einfach aber wird sich das Problem in Leinfelden-Echterdingen wohl nicht lösen lassen.

Und auch die Frage, ob die Große Kreisstadt eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen soll, ist noch lange nicht beantwortet. Auch wenn Kaufmann das Gremium dazu am Dienstag im Detail informierte. Und zwei Szenarien präsentierte, die – kurz gefasst – für die Stadt entweder ein Verwalten und ein Sanieren ihres Wohnungsbestandes oder aber ein Verwalten, ein Sanieren und auch ein Bauen bedeuten würde. „Es geht darum, dass sich die Stadt Gedanken macht, wie sie künftig ihre Immobilien verwaltet und vermarktet“, stellte Oberbürgermeister Roland Klenk am Anfang der Sitzung klar.

Zum besseren Verständnis: Günstige Wohnungen sind in der Großen Kreisstadt Mangelware. Der soziale Wohnungsbau wurde lange vernachlässigt. Das soll anders werden. Darüber herrscht Einigkeit. Über das Wie müssen sich der Gemeinderat und die Verwaltungsspitze aber noch einig werden. Auch wenn von einigen Fraktionen vor Jahren der Antrag kam, die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu prüfen. Und der VBW deshalb seit Ende 2015 an einem Gutachten gearbeitet hat.

Vorbereitung auf Klausurtagung

Die nichtöffentliche Klausurtagung des Gemeinderates am Samstag, 18. März, in der Echterdinger Zehntscheuer wird sich hauptsächlich um dieses Thema drehen. Hinter verschlossenen Türen soll der Ist-Zustand beleuchtet werden, wie Bürgermeisterin Eva Noller am Dienstag auf Nachfrage von Ilona Koch (CDU) mitteilte. Denn die Stadt verwaltet ja bereits Wohnungen. Es soll über neue Wege gesprochen werden. Als konkretes Beispiel wird das Engagement von Rottenburg am Neckar in dieser Sache vorgestellt.

„Wir sind an einer guten Lösung interessiert“, sagt Noller unserer Zeitung. Denn die städtischen Wohnungen seien teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Sie wünscht sich, dass bis Ende des Jahres eine Entscheidung getroffen werden kann.

Als Vorbereitung auf die Klausurtagung präsentierte Sebastian Kaufmann den Stadträten nun also das Ergebnis des Gutachtens und damit zwei Szenarien mit unterschiedlichen Rechtsformen. In dem einen Fall würde die Stadt ihre 25 Objekte mit 191 Wohnungen weiter verwalten und zudem sanieren. Erich Klauser (SPD) zeigte sich verwundert über diese Zahl und wollte wissen, ob hier die bereits gebauten Anschlussunterkünfte hinein zählen. Die Antwort lautete: „Nur zu einem kleinen Teil“. Damit waren Wohnungen an der Oberaichener Steinbeisstraße gemeint.

Das zweite Szenario sieht zusätzlich zur Sanierung vor, alle zwei Jahre zwölf neue Wohnungen zu bauen. „Eine wirtschaftliche Tragfähigkeit wäre in beiden Fällen gegeben“, sagte Kaufmann. Er stellte aber klar, dass es hierbei für die Stadt nicht um eine Gewinnmaximierung gehen könne.

Diskussion um Personal und Geld

Die Diskussion im Anschluss zeigte, dass Kaufmanns Vortrag bei den Stadträten viele Fragen erst aufgeworfen hat. Und dass sich die Fraktionen nicht einfach so „in ein Abenteuer stürzen wollen“, wie Grünen-Fraktionschefin Ingrid Grischtschenko sagte. Walter Vohl (Freie Wähler) sagte: „Um 191 Wohnungen zu verwalten und zu sanieren, brauchen wir weder eine GmbH noch einen Eigenbetrieb.“ Denn dies passiere ja bereits. Ähnlich argumentierte auch Ilona Koch (CDU). Vohl drängte auf eine Durchmischung des neu geschaffenen Wohnraumes. Will heißen, dass dort nicht nur sozial Schwache untergebracht werden. Er wollte von Kaufmann wissen, wie viel Personal für eine Gesellschaft notwendig sei. Ins gleiche Horn stieß Erich Klauser (SPD). Er sagte: „Wir wollen weder bei einer GmbH noch bei einem Eigenbetrieb drauf legen.“ Dazu sagte Kaufmann: „Ab 500 Wohnungen rechnet sich ein Geschäftsführer mit zwei Teilzeitkräften.“

Claudia Moosmann (Filderpiraten) brachte eine Wohnungsbaugenossenschaft ins Spiel. „Bürger bringen hier ihr Kapital ein. Das wäre für mich ein gutes Projekt.“ Dafür sprach sich auch Sabine Onayli (L.E. Bürger) aus. Sie will die Bürger mit einbeziehen. Judith Skudelny (FDP) liegt auch der Wohnungsbau für Familien mit einem mittleren Einkommen am Herzen.

Barbara Sinner-Bartels (SPD) machte darauf aufmerksam, dass das Land gerade seine Wohnbauförderung auf ganz neue Füße stellt. An diesem Donnerstag steht dazu eine Entscheidung im Landtag an. „Da müssen wir noch mal eine Schleife drehen“, sagte sie in Richtung des VBW-Vertreters.