Im August 2013 wurde das Zentrum Zell abgerissen. Jetzt sollen auf dieser Fläche möglichst bald 70 Sozialwohnungen gebaut werden Foto: Horst Rudel

Rund 10,2 Millionen Euro investiert die Stadt Esslingen in die Alleenstraße. Dort sollen bald 70 Sozialwohnungen neu gebaut werden.

Esslingen - Die Wohnungsnot ist groß, und die Stadt Esslingen bemüht sich um Abhilfe. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat den Bau von 70 Wohnungen, plus einer Gewerbefläche, plus einer Tiefgarage in der Alleenstraße im Stadtteil Zell beschlossen.

Nachdem sich kein Investor für das Grundstück am Neckaraltarm gefunden hatte, musste die Verwaltung das Projekt über etliche Hürden lupfen. Auf Anraten des Büros „Ebner, Stolz, Mönning, Bachem“ fand die Stadt sozusagen zu sich selbst und beauftragte die eigene Esslinger Wohnbaugesellschaft (EWB) mit dem Projekt. Um die Prozesse zu bündeln, gründete die EWB extra eine Tochterfirma, die „EWB-Alleenstraße“.

Die Tochtergesellschaft wird reich beschenkt

Diese Tochter wird zunächst reich beschenkt. Die Stadt Esslingen gibt das Grundstück im Wert von 2,9 Millionen Euro ins Geschäft ein und stattet die „EWB-Alleenstraße“ mit 7,3 Millionen Euro aus, damit sie genügend Geld hat, um die 70 Wohnungen zu bauen.

Etwa 3000 Wohnungen besitzt die Stadt inzwischen. Doch die Nachfrage an bezahltem Wohnraum sei enorm groß, hatte der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger in der Sitzung berichtet, und er sei „stolz, dass wir mit der EWB einen erfahrenen Partner gefunden haben“. Besonders wichtig für die Stadt sind die sogenannten Belegungsrechte. Das bedeutet, dass die Verwaltung hier Menschen unterbringen kann, die auf dem Wohnungsmarkt keine Chance haben. Auch hier drängt die Zeit: Von Januar bis September etwa ist die Zahl der Menschen, die ihre letzte Hoffnung auf bezahlbaren Wohnraum in der Notfallkartei der Stadt suchen, von 551 auf 686 gestiegen. Das ist in nur neun Monaten ein Zuwachs um 24,5 Prozent.

Das bedeutet, dass trotz aller Anstrengungen der Stadt die Schere zwischen Wohnraumangebot und Nachfrage weiter auseinandergeht. Die Esslinger Stadtverwaltung hat deshalb das neue Sachgebiet „Sozialer Wohnraum“ geschaffen, um zumindest im Bereich der Notfallkartei entgegenzusteuern. Die geplanten Wohnungen werden am Anfang der Alleenstraße stehen, etwa dort wo sich früher das Zentrum Zell befand. Die Nachbarschaft ist bereits bebaut und schließt sich nahtlos an die Häuser an, die dort bereits am Altarm des Neckars stehen.

Die Fraktionen begrüßen den Plan

Die Fraktionen begrüßten unisono den Plan. Die Grünen begründeten die Investition mit den Worten „Auch Sozialwohnungen gibt es nicht umsonst“, und der SPD-Politiker Nicolas Fink mahnte, dass die Daseinsvorsorge nicht von der Kassenlage abhängig sein dürfe. Hermann Falch von den Freien Wählern sah im Gelände sogar das Potenzial, dort 100 Wohnungen zu errichten statt den geplanten 70, doch wollten seine Ratskollegen den Bebauungsplan nicht noch einmal umschmeißen.

Nachdem das juristische Gerüst um die 70 Wohnungen steht, dürften die Handwerker auch bald die Baugerüste aufbauen. Wann genau der Baubeginn sein wird, steht nach Auskunft des städtischen Pressesprechers Roland Karpentier noch nicht genau fest. Sicher ist, dass die Stadt möglichst schnell loslegen will.