Es braucht viel Wohnraum in der Region Stuttgart, um den Bedarf zu decken. Foto: factum/Granville

Verdichteter Wohnungsbau ist eine Möglichkeit, den Wohnungsmangel in der Region zu bekämpfen. Doch der Verband Region Stuttgart braucht mehr Möglichkeiten, Appelle allein reichen nicht, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Problem erkannt, Problem gebannt – das sagt sich so leicht. Beim Thema Wohnungsbau in der Stadt und der Region läuft es ganz anders. Seit mehreren Jahren versucht der Verband Region Stuttgart die 179 Städte und Gemeinden zu mehr Aktivitäten zu ermuntern. Das mag im Einzelfall auch gelungen sein, doch die vor Jahren groß angekündigte wohnungsbaupolitische Offensive erinnert eher an die Angriffsbemühungen von Hannover 96 vor einer Woche in der Mercedes-Benz-Arena.

 

Nach zahlreichen Berichten, noch mehr Beschlüssen und vielen Tagungen ist die Bilanz ernüchternd. Hier und da ist die Region mit ihrer Forderung nach verdichtetem Bauen erfolgreich, im Großen und Ganzen wird munter nach dem eingefahrenen Strickmuster weiter gewerkelt: Geschosswohnungsbau findet, wenn überhaupt, nur in den größeren Städten statt, Siedlungen von Einfamilien- und Reihenhäusern werden nach wie vor in den kleineren Gemeinden gebaut. Das bringt weniger soziale Probleme, mehr Einkommensteuer und ist eine Investition in die Zukunft. Die Wortmeldung der ansonsten auf Harmonie mit der kommunalen Familie bedachten Verbandsspitze der Region macht deutlich, dass so das Wohnungsproblem nicht zu lösen sein wird.

Neubaugebiete sind nicht beliebt

Ein Aspekt der gebremsten Offensive ist sicher, dass Neubaugebiete nicht beliebt sind. Die Argumente sind ja nicht falsch: Es werden weitere Freiflächen verbraucht, der Verkehr nimmt zu, und Frischluftschneisen werden geblockt. Solche Einwände können nicht kurzerhand weggewischt werden; es darf keine bedenkenlose Vorfahrt für Wohngebiete geben. Genauso wenig aber können diese Belastungen jedwede Bautätigkeit und Nachverdichtung verhindern. Der Regionalplan ist mit seiner überörtlichen Abwägung der Vor- und Nachteile ein gutes Instrument, über den eigenen Kirchturm hinaus nach einer Lösung zu suchen. Und die Idee, dass Bürgerbeteiligung umfassender sein muss als heute, ist bedenkenswert.

Appelle und Ratlosigkeit

Wie das konkret gehen soll, darüber schweigen Schelling und Kiwitt, wohl wissend, dass sie damit bei Landes- und Kommunalpolitikern keine Freunde gewinnen. Doch in einer Sitzungsvorlage finden sich die Sätze: „Die Regionalplanung verfügt primär über Instrumente, um ungewollte Entwicklungen zu verhindern. Die Möglichkeit, Entwicklungen anzustoßen, ist dagegen eingeschränkt vorhanden.“ Solange das so ist, kann die Region Kommunen für den verdichteten Wohnungsbau „nur“ sensibilisieren und Unterstützung anbieten. Und ansonsten abseits aller Appelle eine gewisse Ratlosigkeit ausdrücken: Im Verbandsorgan hat ein Bericht den Titel „Mehr Akzeptanz für Wohnungsbau – aber wie?“.