Laut einer Prognose des Pestel-Instituts braucht der Rems-Murr-Kreis bis zum Jahr 2028 jährlich den Neubau von knapp 2000 Wohnungen – diagnostiziert aber einen „lahmenden Wohnungsneubau“. Wie könnte die Trendwende gelingen?
Es muss mehr gebaut werden: Bis 2028 brauche der Rems-Murr-Kreis knapp 2000 neue Wohnungen pro Jahr. Diese Zahl hat das Pestel-Institut in einer Regionalanalyse zum Wohnungsmarkt ermittelt. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut, das die Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt hat. Im Rems-Murr-Kreis fehlen aktuell demnach immerhin 2590 Wohnungen. Auch nicht mehr zeitgemäße Wohnungen in alten Häusern müssten ersetzt werden. „Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.“
Gut 8000 Wohnungen stehen leer
Der Wissenschaftler erwartet allerdings, dass das Baupensum zurückgeht und spricht von einem „lahmenden Wohnungsneubau, dem mehr und mehr die Luft ausgeht“. So gab es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nach Angaben des Instituts lediglich für 123 neue Wohnungen im Kreis eine Baugenehmigung. 2023 waren es im gleichen Zeitraum noch 451.
Am Wohnungsbedarf im Rems-Murr-Kreis ändere auch die Zahl leer stehender Wohnungen nichts. Aktuell sind dies mehr als 8000, das sind vier Prozent des Wohnungsbestandes. Gut die Hälfte davon stehe schon seit einem Jahr oder länger leer.
Viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen.“ Hier fehle einfach die politische Verlässlichkeit. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.
„Am Neubau führt kein Weg vorbei“
Weitere Gründe, warum leer stehende Wohnungen nicht vermietet werden: Immer wieder komme bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Oft scheuten sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstünden. Fazit: „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Rems-Murr-Kreis kein Weg vorbei.“
Um voranzukommen, fordert Katharina Metzger, die Verbandschefin des Baustoff-Fachhandels, müssten die Baustandards gesenkt werden: „Andernfalls baut bald keiner mehr.“ Kritik richtet Metzger vor allem an den Bund. „Es passiert zu wenig. Und was jetzt passiert, kommt zu spät.“ Ohne eine deutlich stärkere staatliche Unterstützung würden weder der notwendige Neubau noch die Sanierungen von Wohnungen im erforderlichen Umfang gelingen.