Die Investoren: Seniorchef Michael G. Warbanoff und Juniorchef Mark G. Warbanoff Foto: Gewa

Die Investoren der Familie Warbanoff aus Esslingen-Mettingen müssen bis Ende März bei der Stadt Fellbach ihr Finanzierungskonzept für den 107-Meter-Wohnturm vorlegen.

Fellbach - Gut sechs Wochen hat Mark G. Warbanoff noch Zeit, um gegenüber der Fellbacher Stadtverwaltung und dem Gemeinderat die solide Finanzierung zu garantieren. Dass ihm dies gelingt, daran lässt der 34-jährige Juniorchef der in Esslingen-Mettingen angesiedelten Gewa-Gruppe keine Zweifel. „Wir arbeiten intensivst, ich bin mehr als optimistisch, dass das klappt. Bis Ende März haben wir alle Hausaufgaben erledigt.“ Geplant ist überdies eine sogenannte Anleihe, bei der sich weitere Investoren einbringen können.

Falls dies gelingt, geht der Bau nach Ostern und noch vor den Sommerferien los. Bei einer zweijährigen Bauzeit könnten die ersten Eigentümer also im Sommer 2016 ihr neues Domizil beziehen – und „höchste Wohnträume“ genießen, wie es in den Gewa-Werbeunterlagen heißt.

Andere allerdings bekommen angesichts dieses Höhenrauschs eher Albträume. Zum Beispiel die kurz nach Bekanntwerden der Pläne 2006 gegründete Bürgerinitiative „Fellbach ist nicht Manhattan“. Ziel sei es, diesen nicht in die Umgebung passenden Turm „zum Kippen zu bringen“. In Fellbach gebe es gar keinen Bedarf für derartige Luxuswohnungen. Optisch sei es keineswegs der vom Backnanger Architekten Jörg Wolf behauptete „elegante schlanke Bleistift“. Fazit: Der tönerne „Koloss von Fellbach“ muss zu Fall gebracht werden.

Allein, aus dem Widerstand erwuchs keine Massenbewegung. Und auch der Gemeinderat stellte sich mehrheitlich hinter das Super-Hochhaus am östlichen Rande der Stadt. Zur Zufriedenheit von OB Christoph Palm übrigens, der schließlich selbst einst Seniorchef Michael G. Warbanoff angesprochen hatte, ob diesem nicht eine Lösung für die Bauruine auf dem Fellbacher Fromm-Gelände einfalle. Das Areal wird so genannt, weil dort einst die gleichnamige Firma stand. Die sollte Anfang der 90er Jahre durch ein Hotel ersetzt werden, doch die anvisierte Herberge endete als Betonskelett. Zehn Jahre lang ärgerten sich die Anwohner über diesen „Schandfleck von Fellbach“.

Gemeinsam mit den Bauverantwortlichen auf dem Rathaus entstand schließlich die Idee eines Hochhauses. „Wir setzen damit ein Zeichen für unser städtisches Selbstbewusstsein und demonstrieren, dass es in Fellbach vorwärts und aufwärts geht“, diagnostizierte Palm seinerzeit. Als die Bürgerinitiative im März 2010 auch noch mit ihrer Forderung auf einen Bürgerentscheid zum Hochhaus beim Stuttgarter Verwaltungsgericht scheiterte, schien der Weg endgültig frei. Das Betongerippe und die Tennishalle auf jenem Gelände wurden abgerissen. Doch die von Warbanoff angekündigten Termine verstrichen, ohne dass der erste Spatenstich getätigt worden wäre. Schuld sei, so Warbanoff, die allgemeine Finanzkrise der vergangenen Jahre.

Dass Fellbach ein sicheres Finanzierungskonzept garantiert haben will, sei nachvollziehbar: „Ich verstehe, dass die Stadt keine liegende gegen eine stehende Ruine eintauschen will.“ Neu im Konzept ist, dass Warbanoff nun doch wieder am Fuße des Turms ein Business-Hotel mit 110 Zimmern unterbringen will. Potenzielle Pächter hätten ihr Interesse bekundet, heißt es.

Ansonsten sind derzeit von den 64 Wohneinheiten (60 bis 430 Quadratmeter groß) 27 verkauft, vorwiegend in den unteren zwei Dritteln des Turms. Bei den oberen Wohnungen würden die Interessenten erst zugreifen, wenn auch tatsächlich zu erkennen sei, welch sensationelle Aussicht man von dort ins Remstal oder am Kappelberg vorbei zur Grabkapelle auf dem Rotenberg habe.

Die Quadratmeterpreise liegen bei 3000 bis 10 000 Euro in den obersten Stockwerken. Das Rechenspiel ist also nicht gerade kompliziert: Eine 300-Quadratmeter-Luxuswohnung etwa im 30. Stock käme demnach auf rund drei Millionen Euro.

Nicht wenige in Fellbach hoffen, dass Warbanoff das Projekt realisieren kann. Denn klar ist: Klappt dies nicht, dann wird das Areal vermutlich noch viele Jahre als unansehnliche Brache vor sich hinmodern.