Die Wohnstätten treten freiwillig auf die Mietpreisbremse. Sie haben 2016 nicht erhöht. Foto: dpa-Zentralbild

Die städtische Wohnungsgesellschaft hat im Jahr 2016 5,2 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet.

Sindelfingen - Gleichsam hat die Bundesbank die Sindelfinger Wohnstätten geadelt. Die Frankfurter Geldmarkthüter haben der städtischen Wohnungsgesellschaft den Titel der Notenbankfähigkeit verliehen. Was eine Bonitätsbescheinigung ist und in der Praxis schlicht bedeutet, dass ein Unternehmen sich konkurrenzlos billig Geld leihen kann, weil die Bundesbanker das Ausfallrisiko nahe der Null einstufen.

Was Georgios Tsomidis, der neue Geschäftsführer der Wohnstätten, mit einigem Stolz vor Stadträten erklärte – samt der dazugehörigen Bilanzzahlen. Die sind glänzend, obwohl das Unternehmen im Bilanzjahr 2016 auf jederzeit mögliche Mieterhöhungen verzichtete. Die Wohnstätten verlangen ihrer Aufgabe und Satzung Preise deutlich unterhalb des Mietspiegels. Nach dessen Maßstab verzichtete das Unternehmen im vergangenen Jahr auf Einnahmen zwischen drei und 5,5 Millionen Euro. „Das muss man sich auch erstmal leisten können“, sagte die Christdemokratin Maike Stahl. 6,29 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zahlen die Mieter der Gesellschaft im Schnitt pro Monat. Für Sozialwohnungen stehen durchschnittliche 5,36 Euro in der Bilanz. Die billigste Wohnung vermietet das Unternehmen für 1,87, die teuerste für elf Euro pro Quadratmeter.

111 Mitarbeiter haben 33,5 Millionen Euro umgesetzt

Mit ihren 111 Mitarbeiter setzten die Wohnstätten im vergangenen Jahr 33,5 Millionen Euro um und erwirtschafteten einen Überschuss von gut 5,2 Millionen Euro, damit mehr als vor Beginn des Geschäftsjahres angenommen. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von knapp 48 auf etwa mehr als 51 Prozent und die Rendite vor Steuern von 3,7 auf vier Prozent. Mehr als 99 Prozent der Einnahmen stammen aus den Vermietungen.

Mit rund einer halben Million Euro ist die Betreuung fremder Immobilien der zweitgrößte Posten auf der Einnahmenseite. Was insgesamt „Zahlen sind, die man sich gern anschaut“, wie Wolfgang Seidel für die Freien Wähler befand.

Der größte Ausgabeposten sind Sanierungen und Renovierungen. Knapp 10,5 Millionen Euro investierte die Gesellschaft 2016 in die Instandhaltung ihrer Immobilien, sei es in die Modernisierung von Bädern oder in die Wärmedämmung von Fassaden. Etwa dieselbe Summe wird laut Tsomidis auch für das aktuelle Jahr nötig sein, weil die Gebäude der Wohnstätten überwiegend zwischen 40 und 60 Jahre alt sind. Damit fließen etwas mehr als 42 Prozent der Einnahmen in die Instandhaltung und Modernisierung. Grundlegende Sanierungen sind die Ursache dafür, dass statistisch 2,2 Prozent der Wohnungen unbewohnt sind, weil die Arbeiten nur in leeren Wohnungen möglich sind.

Nach langer Zeit der Ungewissheit wird die Traube saniert

In den vergangenen Jahren hat die Stadt immer mehr ihrer eigenen Immobilien ihrer Tochtergesellschaft verkauft. Zumindest teilweise hätten andere Unternehmen eine Übernahme mit einiger Gewissheit abgelehnt, ihres Zustands wegen, und weil sie unter Denkmalschutz stehen. Beispielhaft nannte Tsomidis das Ensemble an der Lange Straße 22, vor Ort bekannt als Punkerkneipe Traube. Ob der Erhalt des mehr als 500 Jahre alten Hauses möglich ist, war lange fraglich. Inzwischen steht fest, „dass wir sanieren werden“, sagte Tsomidis. „Das ist die bisher größte Herausforderung.“

Die Zahl der gesellschaftseigenen Wohnungen ist im vergangenen Jahr von 4029 auf 4068 gestiegen. außerdem sind die Wohnstätten Eigentümerin von rund 3800 Autostellplätze in Garagen oder Tiefgaragen und von 36 gewerblich genutzte Immobilien. 58 Neubauwohnungen sind im Jahr 2016 bezugsfertig geworden, der allergrößte Teil davon im Sindelfinger Stadtteil Maichingen. Im Sindelfinger Baugebiet Scheuerwiesen sind weitere 32 Einheiten derzeit in Bau. In Böblingen-Dagersheim plant das Unternehmen in naher Zukunft 88 Wohnungen errichten zu lassen.