So soll die Innenverdichtung Esslingens in der Neuen Weststadt aussehen. Foto: Horst Rudel

Die Stadtverwaltung verteidigt ihre Pläne für den neuen Flächennutzungsplan gegen Kritik aus den Stadtteilen. Vom Raubbau an der Natur könne keine Rede sein.

Esslingen - Wie viel Wohnraum braucht Esslingen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Diskussion über den neuen Flächennutzungsplan (FNP), der in diesem Jahr endgültig verabschiedet werden soll. Die Meinungen über den Bedarf gehen dabei weit auseinander. Zuletzt hatten mehrere Bürgerausschüsse Bedenken gegen die von der Verwaltung und dem Gemeinderat geplante Ausweisung neuer Wohngebiete geäußert.

Der Vorwurf lautet, dass die Stadt mit dem FNP einen unverantwortlichen Raubbau an den ökologischen Lebensgrundlagen betreibe. Geplant sind bis zum Jahr 2030 die Ausweisung von rund 30 Hektar Bauland für rund 3100 neue Wohnungen. 550 dieser Wohnungen sollen in klassischen Neubaugebieten entstehen.

Anhaltende Kritik aus den Bürgerausschüssen

Auf die anhaltende Kritik hat die Stadtverwaltung nun reagiert und am Dienstag in einer Pressemitteilung noch einmal ihre Position dargelegt. Von einem Raubbau könne keine Rede sein, heißt es darin. Das Stuttgarter Regierungspräsidium als Kontrollbehörde attestiere der Stadt sogar, dass sie bei der geplanten Flächenausweisung sehr zurückhaltend sei. Laut Berechnungsgrundlage des RP hätte die Stadt sogar 60 Hektar Neubauflächen ausweisen können.

Dabei sei die Situation für Wohnungssuchende in Esslingen geradezu dramatisch. Das knappe Angebot, so hat es der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger in seiner Neujahrsrede betont, führe zu Mietpreisen, die sich selbst berufstätige junge Familien kaum noch leisten könnten. Seit 2015 seien die Neubaupreise für einen Quadratmeter Wohnraum von 3000 auf 4000 Euro gestiegen. Die Bau- und Mietpreise liegen deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Bei der Baugenossenschaft Esslingen seien im vergangenen Jahr 12 000 Anfragen auf die 200 zur Vermietung anstehenden Wohnungen eingegangen. Lediglich zwei Prozent der Interessenten hätten also bedient werden können.

Wallbrecht spricht vom „besten Kompromiss“

Die nun für den FNP gewählte Variante sei, so der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, „der beste Kompromiss“. Wohnen und insbesondere auch die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist ein besonders schützenswertes und existenzielles Gut“. Die Verwaltung und der Gemeinderat strebten mit dem FNP ein „Gleichgewicht zwischen sozialen, ökonomischen und ökologischen Belangen an“. Nur so könne letztlich Nachhaltigkeit definiert werden.

Beim geplanten Wohnungsneubau habe, so betont Wallbrecht, die Innenentwicklung in der Stadt und in den Ortsteilen „unverändert absoluten Vorrang vor der Außenentwicklung“. Der Gemeinderat könne zudem bei der Entwicklung von Bauland „stets auf Sicht fahren“. Wegen des hohen zeitlichen Aufwands für die Bebauungspläne und die eigentliche Gebäudeplanung hätten die zuständigen Gremien jederzeit die Chance, auf Veränderungen auf dem Wohnungs- oder Gewerbeflächenmarkt schnell zu reagieren.