Mietervereinschef Rolf Gaßmann setzt sich für die Bewohner des Boardinghauses ein, denen kurzfristig gekündigt worden ist. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Hätte die Stadt einen langfristigen Plan zur Unterbringung benachteiligter Gruppen, müsste sie nicht mit umstrittenen Vermietern verhandeln, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Dreistigkeit siegt: Während jeder Immobiliensitzer beim kleinsten Planungsfehler den Bannstrahl der Genehmigungsbehörde fürchten muss, wird der Eigentümergemeinschaft Dobler & Dr. Dobler trotz eines eklatanten Verstoßes gegen das Baurecht nicht nur Absolution erteilt, sondern auch noch der rote Teppich in Form lukrativer Mietverträge in Höhe von 25 Millionen Euro ausgerollt. Einige Stadträte, die noch im Hinterkopf haben, dass die Stadtverwaltung angehalten ist, Flüchtlinge in kleinen Einheiten unterzubringen, um die soziale Einbindung zu erleichtern, haben am Freitag dieser „Käfighaltung“ in den künftig mehr als doppelt so stark belegten Mikroapartments nur mit schlechtem Gewissen zugestimmt. Fast 1000 Frauen und Kinder aus der Ukraine teilen sich künftig Haus und Hof mit indischen Bosch-Mitarbeitern und Bewohnern, die sich gegen Schikanen des Vermieters zur Wehr setzen. Man wollte keine Großunterkunft, nun plant man eine riesige.