Der Hospiz-Neubau (vorne) auf dem Klinik-Areal in Backnang bekommt ein zusätzliches Stockwerk. Foto: Martin Tschepe

Für viele jüngere Patienten mit tödlichen Krankheiten gibt es bisher kaum passende Angebote. Im Hospiz-Neubau in Backnang, der im April fertig werden soll, könnte sich das ändern – wenn die Krankenkassen mitspielen.

Backnang - Die Palliativstation im Krankenhaus, in der Menschen schmerztherapeutisch versorgt werden, will den Krebspatienten entlassen. Wieder daheim einziehen, das geht aber nicht, beispielsweise weil der Mann allein lebt und sich nicht selbst versorgen kann. Es steht zwar fest: der Patient wird an der Krebserkrankung wohl sterben, aber voraussichtlich nicht in nächster Zeit. Eine Indikation für die Aufnahme in ein Hospiz liegt nicht vor.

Wo kann so ein Patient untergebracht werden? Diese Frage beschäftige die Mitarbeiter der Hospizstiftung Rems-Murr, die in Backnang das einzige Hospiz im Landkreis betreibt, immer wieder, sagt Heinz Franke. Der Backnanger SPD-Stadtrat und pensionierte ehemalige Leiter des Kreisdiakonieverbands ist der (ehrenamtliche) Hospizleiter. Er und seine Mitstreiter haben ein Konzept entwickelt, das speziell (aber nicht ausschließlich) jüngeren Patienten in solchen Situationen helfen soll. Franke spricht von einem Pilotprojekt, so ein Angebot gebe es bis dato nirgendwo.

Die Hospizstiftung wird den Hospizneubau, der zurzeit auf dem ehemaligen Klinikareal in Backnang entsteht, um eine Etage aufstocken. Zunächst auf eigenes Risiko. Im vierten Stock sollen zehn Zimmer für Menschen geschaffen werden, die zwischen den bestehenden Angeboten – dem Hospiz und der Palliativstation im Krankenhaus Winnenden – quasi verloren gehen. Bis dato, sagt Franke, würde sie oft in gewöhnlichen Pflegeheimen unterkommen. Sie bräuchten aber mehr Betreuung, also mehr Mitarbeiter.

Der Neubau wird eine Etage höher

Wirklich ausgebaut werden solle die zusätzliche Etage aber erst, wenn die Kassen Zusagen zur Kostenübernahmen machen. Franke sagt, er sei in vielversprechenden Verhandlungen mit den Krankenkassen und recht zuversichtlich, dass bis zur Eröffnung des Neubaus geklärt ist, dass die Kassen die Kosten für das Modellprojekt tatsächlich übernehmen.

Die Baukosten für das neue Hospiz steigen wegen des zusätzlichen Stockwerks laut Aussage Frankes von 3,5 auf rund 4,5 Millionen Euro. Bis dato habe die Stiftung etwa 2,5 Millionen Euro zusammengetragen. Viele Privatspender und Stiftungen hätten ihre Schatulle weit geöffnet. Etwa Dreiviertel der 31 Kommunen im Landkreis hätten bereits zugesagt, einmalig einen Euro je Einwohner zu überweisen. Die Stadt Backnang als Standortkommune gibt sogar 100 000 Euro. Sollten die benötigten 4,5 Millionen Euro nicht zusammenkommen, dann, sagt Franke, müsse die Hospizstiftung einen Kredit aufnehmen.

Hospizarbeit ist immer auch Ehrenamtsarbeit

Geld verdienen lasse sich mit der Hospizarbeit nicht, sagt Franke. Und das sei gut so. Hospizarbeit solle immer auch Ehrenamtsarbeit sein. Es sei gesetzlich geregelt, dass die Krankenkassen 90 Prozent der Betriebskosten übernehmen. Die Hospizstiftung benötige deshalb für das stationäre Hospiz (und für die ambulante Hospizarbeit) jährlich 100 000 bis 150 000 Euro Spendengelder. Bis dato sei es immer gelungen, diese Summe aufzutreiben. Den Betrieb des geplanten neuen Angebots könne die Stiftung aber unmöglich auch noch mit Spendengeldern bezuschussen. Die Krankenkassen seien gefordert.