Im Kreativraum gibt es die Möglichkeit, sich künstlerisch zu verwirklichen. Foto: Bernd Zeyer

Im Jahr 2001 wurde in Zuffenhausen die therapeutische Wohngruppe „Jella“ für Mädchen mit Suchtproblemen eröffnet. Nun ist das Angebot der bundesweit einmaligen Einrichtung deutlich erweitert worden und ein zweites Gebäude offiziell eröffnet worden.

Zuffenhausen - Als „Jella“ 2001 eröffnet wurde, war die therapeutische Wohngruppe für Mädchen mit Suchtproblemen ein bundesweit einmaliges Projekt. Das ist sie nach wie vor – doch nun mit deutlich mehr Plätzen und an zwei Standorten: Am Dienstagmittag wurde im Norden Zuffenhausens offiziell ein zweites Haus eröffnet, das Platz für zehn Mädchen bietet. Der alte Standort in der Mitte des Bezirks wurde saniert und umgebaut, dort gibt es nun sechs Plätze.

Inklusionsprojekt mitten im Stadtbezirk

„Jella ist ein super Inklusionsprojekt mitten in Zuffenhausen“, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag. Vor einiger Zeit habe sie die Einrichtung besucht und sei beeindruckt gewesen, wie hier gearbeitet und miteinander umgegangen werde. Den Mädchen biete Jella eine Lebensperspektive, die sie sonst so nicht finden könnten. Nach einem „Hilfeschrei“ von Jella-Leiterin Heidrun Neuwirth habe sie sich geradezu verpflichtet gefühlt, zu helfen.

Lange Zeit waren Neuwirth und ihr Team auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten (wir berichteten). Das Gebäude am alten Standort war dringend sanierungsbedürftig und außerdem zu klein, die Warteliste für die Plätze wurde länger und länger. Unter Mithilfe der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) wurde man fündig. Dabei zeigte sich die SWSG als Eigentümerin beider Gebäude sehr großzügig: Zum Einen wurde der alte Standort saniert und umgebaut, zum Anderen wurde auch das neue Domizil (das Haus stammt aus den 1920er Jahren) renoviert und an die neuen Bedürfnisse angepasst.

„Sie können stolz darauf sein, was hier entstanden ist“, sagte der SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi. Die SWSG fühle sich verpflichtet, nicht nur günstige Wohnungen anzubieten, sondern auch das Gemeinwesen zu fördern. Und dazu gehöre Jella mit ihrem „beeindruckenden pädagogischen Grundkonzept“ zweifellos.

Nun stehen insgesamt 16 Plätze zur Verfügung

Am alten Standort startete am 1. April eine neu konzipierte traumapädagogische Mädchenwohngruppe mit sechs Plätzen. Das Angebot am neuen Standort verteilt sich auf zwei Teilbereiche: Es gibt acht Plätze für Mädchen mit einer dominierenden sucht- und traumabezogenen Symptomatik, dazu kommen noch zwei junge Frauen, die beim betreuten Wohnen auf den Schritt in ein eigenständiges Leben vorbereitet werden sollen. „Es war ein langer Weg“, blickte Neuwirth auf die vergangenen fast zwei Jahrzehnte zurück. Nun endlich könne Jella die Mädchen mit aufeinander abgestimmten, sich ergänzenden pädagogischen und therapeutischen Hilfen auf ihrem Weg begleiten. Zielgruppe, Angebot und Zahl der Therapieplätze seien deutlich erweitert worden.

Träger der Einrichtung ist seit dem Jahr 2011 der Landesverband für Prävention und Rehabilitation, zuvor war es der Verein „Lagaya“ gewesen. Neben den Zimmern für die Mädchen und den Gemeinschaftsräumen und Küchen gibt es am neuen Standort nun auch einen Kreativraum sowie einen Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden sollen. Auch ist ein Zimmer vorhanden, in dem drei Mal pro Woche Mitarbeiter der Albert-Schweitzer-Schule vor Ort sind, um die Mädchen auf freiwilliger Basis zu unterrichten. Freiwilligkeit ist bei Jella ohnehin Trumpf, die Mädchen entscheiden selbst, ob sie dort einziehen.

Eine Entscheidung, die künftig wohl noch einfacher zu treffen sein dürfte.