Wohnraum für Familien wird zum Wahlkampfthema. Foto: imago stock&people

Rosemarie Daumüller, die Geschäftsführerin des Landesfamilienrats, erklärt, dass die Wohnungsnot Familien und Schwangere besonders hart trifft. Kinder sind aus Ihrer Sicht inzwischen zu einem Armutsrisiko geworden.

Stuttgart - Der akute Mangel an Wohnraum in Metropolen wie Stuttgart hat direkte Auswirkungen auf den Kinderwunsch vieler junger Familien. Dies ist das Fazit von Rosemarie Daumüller, Geschäftsführerin des Landesfamilienrats Baden-Württemberg.

„Die Sorge, keine geeignete Wohnung zu finden, führt im Zweifel dazu, dass Frauen keine oder weniger Kinder bekommen, und heißt leider auch, dass eine Schwangerschaft deshalb nicht ausgetragen wird“, sagte sie unserer Zeitung.

Aus der Schwangerenberatung werde ihr immer häufiger geschildert, dass Frauen aus Angst, auf der Straße zu stehen, auch über Abtreibungen nachdenken. „Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, ist am Ende doch eine Frage des Vertrauens, ob und wie man in der Zukunft leben kann“, so Daumüller. Mit Blick auf die Landeshauptstadt stellt sie fest: „Für eine Stadt, die für sich in Anspruch nimmt, kinderfreundlich zu sein, ist das ein trauriger Befund.“

Aufgrund der rasant steigenden Mieten und Wohnkosten in größeren Städten seien Kinder inzwischen zu einem Armutsrisiko für die Eltern geworden, kritisiert die Verbandschefin. Und: „Ja, die Wohnungsnot trifft zwar alle Menschen, aber die Familien besonders hart“, kritisierte Daumüller. Mit drei Kindern und mehr sei es in Stuttgart und Umgebung für Familien fast schon unmöglich geworden, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Für Alleinerziehende ist es noch deutlich schwieriger“, erklärt die Diplompädagogin.

Um die Folgen der finanziellen Belastung durch Mieten und Immobilienpreise abzumildern, fordert Daumüller unter anderem, Familien direkt zu unterstützen. Zusätzlich zum sozialen Wohnungsbau „müssen die individuellen Leistungen, wie etwa das Wohngeld, verbessert werden, um die Belastungen zu mildern“, so Daumüller.