Das Gelände rechts der Affalterbacher Straße wird nun doch nicht bebaut. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Areal in den Kreuzäcker wird nicht weiterverfolgt. Die Ratsmehrheit glaubt, dort die eigentlichen Ziele nicht erreichen zu können – und hat Bedenken wegen der Finanzen.

Die Gefühlslage der meisten Stücklebesitzer in den Kreuzäckern dürfte sich nach der Gemeinderatssitzung am Donnerstag irgendwo zwischen Enttäuschung und Verbitterung bewegt haben. Denn die Hoffnung der Eigentümer, ihre Flächen auf dem Gelände für gutes Geld verkaufen oder nach Jahren des Wartens endlich selbst ein Häusle errichten zu können, hat sich zerschlagen. Der Gemeinderat beschloss mehrheitlich, die Ausweisung eines Neubaugebiets hier, an der Affalterbacher Straße, zu den Akten zu legen. Grüne, CDU, Puls sowie Ute Rößner und Dieter Zagel von der SPD und dazu noch Tanja Lutz und Peter Schick (Freie Wähler) votierten dafür, das Umlegungsverfahren zu stoppen. Ferner beschloss die Runde, die Konditionen für einen Neustart „zu gegebener Zeit“ zu beraten.

Thema wohl fürs Erste erledigt

Wann genau der Faden wieder aufgenommen werden könnte, steht in den Sternen. „Man müsste einen Zeitpunkt definieren“, sagt Bürgermeister Jan Trost auf Nachfrage. Zugleich stellt er klar, dass „das sicher nicht zeitnah passieren wird“. Sprich: Das Thema dürfte sich für die nächsten Jahre erledigt haben.

Denkbar ist aber, dass ein Vorschlag von Jochen Biesinger aufgegriffen wird. Der CDU-Mann hatte angeregt, im Rahmen einer Klausur darüber nachzudenken, nach welchen Grundsätzen künftig überhaupt Bauland entwickelt werden könnte. So wie es jetzt in den Kreuzäckern vonstatten gehen sollte, wäre es jedenfalls nicht nach dem Geschmack der fraktionsübergreifenden Mehrheit gewesen. Die Kommune konnte bei den explodierenden Preisen mit den Wohnbauträgern nicht mithalten und selbst keine Parzellen erwerben. Am Ende hätte sie deshalb lediglich auf einer Fläche von 1,25 Hektar frei schalten und walten können. Und davon hätte man sogar rund 6000 Quadratmeter abziehen müssen, die für einen Supermarkt vorgesehen waren. Außerdem gab es Probleme, das Areal in den eigentlich beabsichtigten Abmessungen umzusetzen, weil bis dato nicht alle Eigentümer ihre Grundstücke einbringen wollten. „Die Kreuzäcker sind nicht mehr das Baugebiet, das wir als Stadt entwickeln wollten, sondern ein Baugebiet der Bauträger, die sich hier eingekauft haben. Wir haben so gut wie keinen Einfluss mehr auf die von uns definierten Ziele“, resümierte Biesinger.

Sorge wegen möglicher Folgekosten

Flankiert wurde er von Dieter Zagel, der wie Biesinger betonte, dass in der aktuellen Gemengelage zu wenig Wohnraum für Menschen wie du und ich geschaffen werden könnte. Ferner wertete es Zagel als „fatales Zeichen“, angesichts der nahenden Klimakatastrophe und einer drohenden Ernährungskrise zwölf Hektar „bestes Ackerland“ zu versiegeln. Die Kritiker des Wohngebiets haben überdies Zweifel, dass die Stadt die Entwicklung des Areals finanziell und personell überhaupt stemmen könnte. Insbesondere der mögliche Rattenschwanz an Folgekosten bereitet einzelnen Räten Bauchschmerzen. Denn die Stadt müsse nach einer Erschließung ja auf den Bevölkerungszuwachs reagieren und in weitere Kindergartenplätze und den Ausbau der Schullandschaft investieren. Und all das vor dem Hintergrund einer extrem angespannten Haushaltslage. Gegen diese Argumente kam letztlich auch Jürgen Schmiedel von der SPD nicht an, der vehement dafür kämpfte, nicht die Segel zu streichen. Er zeigte sich überzeugt, in Sachen bezahlbarer Wohnraum in dem Areal durchaus etwas bewegen zu können. „Ich habe auch noch keinen Vorschlag gehört, wie ein Neuanfang aussehen könnte“, sagte er.

Klausurvorschlag findet keine Mehrheit

Der Freie Wähler Michael Herzog hatte sich ebenso dafür starkgemacht, angesichts des Wohnungsmangels doch an dem Gebiet festzuhalten. Über das Wie könne man sich im Rahmen einer Klausur austauschen, dann auch mit juristischer Beratung über die rechtlichen Spielräume der Kommune. Doch ein entsprechender Antrag fand keine Mehrheit. „Ich finde, das ist ein ganz schrecklicher Gedanke, das immer weiter hinauszuzerren“, sagte Barbara Eßlinger von den Grünen.

In der Tat hatte sich die Entscheidung zur Zukunft des Areals immer wieder verzögert, zuletzt im Gemeinderat im Februar. In der Sitzung war der Beschluss vertagt worden, weil im Gremium Zweifel an den Investitionskosten laut geworden waren, die die Kommune schon in das Projekt gesteckt hat. Die Verwaltung hatte erklärt, bereits rund eine Million Euro für Gutachten, Planungen und anderes mehr ausgegeben zu haben, und dies auch als Argument dafür ins Feld geführt, das Vorhaben weiter vorantreiben zu wollen.

Verwaltung räumt Fehler ein

Jan Trost räumte nun nach ausgiebiger Prüfung der einzelnen Buchungsnummern ein, dass man tatsächlich unterm Strich nur mit 580 000 Euro in Vorleistung gegangen ist. Grund für die Diskrepanz bei den Beträgen seien Missverständnisse „aufgrund verschiedener Handhabung des Kontierens vor und nach dem Jahr 2019“. „Wir müssen uns als Verwaltung in aller Form entschuldigen. Uns ist hier ein großer Fehler passiert“, sagte der Bürgermeister. Man habe aber „nichts bewusst manipulieren wollen“, betonte er zugleich.