Auf der Fläche rechts von der Affalterbacher Straße könnte das Neubaugebiet entwickelt werden. Foto: (Werner Kuhnle)

Die Marbacher Räte befassen sich mit der Frage, ob das Areal in den Kreuzäckern vorerst zu den Akten gelegt werden soll. Die Verwaltung hat sich schon positioniert.

Marbach - Die Stadt Marbach hat schon eine Menge Geld und etliche Arbeitsstunden in die Entwicklung des Neubaugebiets Kreuzäcker investiert. Man hatte einen Planungswettbewerb initiiert und eine Firma damit betraut, sich um die Umlegung zu kümmern. Doch all das könnte am Ende für die Katz gewesen sein. Denn bis heute ist es nicht gelungen, sämtliche Grundstückseigentümer in dem 11,6 Hektar großen Areal mit ins Boot zu holen und für das Vorhaben zu erwärmen, sodass an diesem Donnerstag im Gemeinderat endgültig Klarheit darüber geschaffen werden soll, ob das Thema vorerst zu den Akten gelegt wird oder man trotz allem am Ball bleiben soll.

Schon mit einer Million Euro in Vorleistung gegangen

„Wir haben gesagt, wir wollen nach außen ein Zeichen gegenüber den Grundstückseigentümern und der Bevölkerung geben, ob es mit dem Neubaugebiet weitergehen soll oder nicht. Diese Diskussion werden wir jetzt öffentlich im Gemeinderat führen“, erklärt der Bürgermeister Jan Trost. Wenn es allerdings nach der Verwaltungsspitze ginge, würde man nun nicht lockerlassen. In der Vorlage zu der alles entscheidenden Sitzung wird unter anderem daran erinnert, dass für Untersuchungen, Gutachten, den städtebaulichen Entwurf und anderes mehr bereits Ausgaben von rund einer Million Euro entstanden seien. Darüber hinaus sei die Wohnungsnot im Großraum Stuttgart immer noch enorm groß. Und auf dem Gelände an der Affalterbacher Straße könnte Platz für rund 1000 neue Einwohner der Schillerstadt geschaffen werden.

Mehr als 300 Interessenten

Dass die Wohnungen und Häuser wahrscheinlich wie warme Semmeln weggehen würden, legt eine Warteliste nahe. Dort sind schon mehr als 320 Interessenten notiert, von denen 100 aktuell in Marbach oder Rielingshausen leben und 20 in der Schillerstadt verwurzelt waren und nun gerne wieder dorthin zurückziehen würden.

Zwei Varianten sind möglich

Sollte die Mehrheit der Räte am Donnerstag den Argumenten der Verwaltung folgen, heißt das allerdings nicht zwangsläufig, dass das Gebiet in der Folge eins zu eins nach den vorliegenden Entwürfen realisiert werden kann. Denn das Problem mit den fehlenden Grundstücken löst sich bei einem positiven Votum selbstredend nicht in Luft auf.

Insofern gebe es zwei Modelle, an denen man sich orientieren könne, erläutert der Bürgermeister. Zum einen könne man zwar an der Absicht festhalten, das Gebiet in der bisherigen Dimension und seiner ursprünglichen Form umzusetzen. In dem Fall würde man aber versuchen, in einem ersten Bauabschnitt jene Grundstücke, über die keine Einigung mit den Eigentümern erzielt wird, herauszunehmen und in eine spätere Umsetzungsphase zu tauschen. Die Alternative dazu wäre, das Gebiet so zuzuschneiden, dass die Flächen, die sich nicht für die Umlegung gewinnen ließen, ausgeklammert werden. „Wie groß das Gebiet dann noch wäre, kann man im Detail derzeit nicht sagen, denn das hängt davon ab, wer sich dann noch alles an der Umlegung beteiligt. Die Erschließungskosten würden dann anders aufgeteilt und höher, weil weniger Parteien mit im Boot wären. Grundsätzlich funktionieren könnte das aber“, erklärt Jan Trost.

Vielleicht wird auch der Resetknopf gedrückt

Wann bei einem Weiterverfolgen der Pläne der Baggerbiss sein würde, lasse sich aktuell seriös nicht sagen. „Aber dieses Jahr sicher nicht mehr“, betont der Bürgermeister. Ob man aber tatsächlich die Planungen – in welcher Variante auch immer – vorantreibt, ist allerdings ohnehin ungewiss.

Dem Vernehmen nach ist die Stimmung im Gemeinderat uneinheitlich. Das Pendel könnte also so oder so ausschlagen. Denkbar wäre folglich auch, dass das Gremium den Resetknopf drückt und das Umlegungsverfahren stoppt. Die Konditionen für einen möglichen Neustart würden dann zu gegebener Zeit diskutiert, erläutert Jan Trost. Was im Umkehrschluss aber auch heißt: Man verabschiedet sich bei einem Nein jetzt nicht unbedingt von der Intention, irgendwo in dem Gebiet irgendwann ein Neubaugebiet zu entwickeln. Nur würde man eben ganz neu wieder an das Thema herangehen.

Planungen hatten 2015 begonnen

Der Faden für die jetzigen Planungen war 2015 aufgenommen worden. Anschließend gab es einen Wettbewerb, aus dem das Architekturbüro Thomas Schuler aus Düsseldorf 2016 mit dem ersten Preis herausging. Mit der konkreten Umsetzung wurde schließlich die LBBW Kommunalentwicklung aus Stuttgart beauftragt, die sich um die Baulandumlegung kümmerte.

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