Mit dem Handlungsprogramm Wohnen 2030 hat sich die Stadt ehrgeizige Ziele gesetzt. Dass diese Ziele noch erreicht werden, wird aber immer unwahrscheinlicher.
Dreitausend neue Wohnungen bis zum Ende dieses Jahrzehnts. Das hatten sich Stadtverwaltung und Gemeinderat im Jahr 2019 bei der Verabschiedung des Handlungsprogramms Wohnen 2030 als Ziel gesetzt. „Wir erreichen die Ziele nicht“, sagte nun der Bürgermeister Benjamin Dihm. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass lediglich rund 2599 neue Wohnungen in Leinfelden-Echterdingen bis 2030 entstehen. Etwa die Hälfte davon sind bereits gebaut. Und lediglich rund 360 statt 635 neue Wohnungen davon wären laut aktueller Prognose geförderte oder preisgedämpfte Wohnungen. Hiervon stehen bereits 120.
Keine Entspannung des Wohnungsmarktes
Basis des Handlungsprogramms Wohnen ist ein Gutachten des Instituts für Stadt- und Regionalentwicklung (IfSR) aus dem Jahr 2018. Die Wohnungsbauziele wurden formuliert, um einem generellen Mangel an Wohnraum und dem besonderen Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu begegnen. Seitdem wurden zwar viele neue Wohnungen in der Stadt gebaut, beispielsweise im Gebiet Schelmenäcker (225 neue Wohnungen). Eine große Entspannung des Wohnungsmarktes haben diese aber nicht gebracht. Günstiger Wohnraum war, ist und bleibt wohl auch Mangelware.
Im Jahr 2015 gab es in LE 18 378 Wohnungen. Der Bestand sollte bis zum Jahr 2030 um 2000 Einheiten auf einen Wohnungsbestand von 2 .378 ansteigen. Dass dreitausend und nicht zweitausend neue Wohnungen dafür gebaut werde müssten, liegt daran, dass die Gutachter davon ausgegangen sind, dass im beschriebenen Zeitraum rund tausend bestehende Wohnungen aufgegeben werden, weil sie sich beispielsweise in einem alten Haus befinden, das abgerissen wird.
Neue Flächen fehlen
Einen wichtigen Grund für die schleppende Entwicklung von Neubauvorhaben sieht die Stadt in der zu langsamen Ausweisung von Neubauflächen im Außenbereich, der in Leinfelden-Echterdingen bekanntlich hart umkämpft ist. Die örtlichen Landwirte benötigen ihre Felder. Gleichzeitig melden Unternehmen Erweiterungsbedarf an. Und darüber hinaus werden auch noch viele neue Wohnungen benötigt. Im Jahr 2018 war man davon ausgegangen, dass bis 2030 rund 950 neue Wohneinheiten im Außenbereich entstehen. Inzwischen ist absehbar, dass das Bauland viel langsamer als erhofft ausgewiesen werden kann.
„Es ist ein sehr langwieriger Prozess“, erklärte der Bürgermeister Dihm. Allein das Aufkaufen der oft zahlreichen Grundstücke in einem potenziellen Neubaugebiet dauert oft mehrere Jahre. Die aktuelle Prognose geht davon aus, dass rund 600 Wohnungen im Außenbereich bis 2030 neu gebaut werden. Im Innenbereich sollen rund 2000 neue Wohnungen entstehen.
Ziele bei günstigen Wohnungen klar verfehlt
Insgesamt könnten zwar „nur“ etwa vierhundert Wohnungen weniger als geplant gebaut werden. Doch gerade beim preisgedämpften Wohnraum könnten die Ziele des Wohnraumprogramms deutlich verfehlt werden. Ein wichtiges Ziel des Handlungskonzept Wohnen war es, dass durch viele neue öffentlich geförderte Wohnungen rund vier Prozent aller Wohnungen in der Stadt preisgedämpft sein sollten.
Das Erreichen dieses Vier-Prozent-Ziels steht und fällt aus Sicht der Stadtverwaltung mit der Baulandentwicklung im Außenbereich. „Da geförderter oder preisgedämpfter Wohnraum in der Regel nur im Zuge der erstmaligen Schaffung von Baurecht entsteht“, heißt es schriftlich. Hinzu kommt, dass Bauträger sich zuweilen wirtschaftlich nicht in der Lage sehen, die Vorgaben zum Bau von preisgedämpften Wohnungen zu erfüllen.
Runder Tisch zum Wohnungsbau
Wie man den neuesten Prognosen nun begegnen möchte, das soll in den kommenden Monaten erörtert werden. Bis zum Ende des Jahres 2025 möchte die Stadtverwaltung einen Runden Tisch organisieren. Stadtverwaltung, Vertreter der Wohnungswirtschaft, der Sozialverbände, des Mieterschutzbundes und des Gemeinderates sollen an der Entwicklung von Handlungsempfehlungen mitwirken.
„Für Leinfelden-Echterdingen braucht es ein langfristiges, tragbares und flexibles Modell, welches auf Veränderungen in der Bauwirtschaft und dem Wohnungsmarkt reagieren kann“, betont die Rathausspitze. Es könnte über weniger Beschränkungen und Vorgaben sowie schnellere Verfahren für Investoren nachgedacht werden. Diesen Weg ging die Stadt zuletzt bei der Vergabe eines Baugrundstücks an der Friedrich-List-Straße.
Neubaugebiete
Trotz aller Schwierigkeiten, gibt es auch Neubaugebiete im Außenbereich, die bis 2030 voraussichtlich fertiggestellt werden. Dazu zählt das Gebiet Goldäcker (KaepseLE) mit 212 geplanten Wohnungen, das Gebiet Bergäcker mit voraussichtlich 130 Wohnungen und das Gebiet Länderwiesen mit 30 geplanten Wohnungen. Nicht mehr fertig werden bis 2030 die Flächen Hinterwiesen und Obere Bongart.
Kaufpreise
Die Preise für neuen Wohnraum sind sehr unterschiedlich. Im Neubaugebiet Schelmenäcker liegt der Quadratmeterpreis jedoch selbst bei preisgedämpften Wohnungen jenseits von 5000 Euro. bra