Seit geraumer Zeit hat die Stadt Filderstadt eine Vier-Zimmer-Wohnung in Harthausen angemietet, um sie Bewerbern als WG anzubieten. Ein vielsprechender Ansatz – sollte man meinen.
Schlecht klingt es nicht: eine Vier-Zimmer-Wohnung in Harthausen, Erdgeschoss, etwa 120 Quadratmeter, Balkon plus kleine Terrasse, zentral an der Reuchlinstraße gelegen und angebunden über mehrere Buslinien. Diese Wohnung hat die Stadt Filderstadt vor rund einem Jahr angemietet. Ursprünglich hätte hier eine Kindertagespflege entstehen soll, das hat sich zerschlagen. Gemietet ist sie jedoch weiterhin, um sie Mitarbeitenden, vornehmlich pädagogische Fachkräften, oder Azubis anzubieten. Vorgabe: als Wohngemeinschaft. Drei Personen könnten hier wohnen. Ihnen stünden jeweils eigene Zimmer sowie ein gemeinsamer Wohn-Ess-Bereich zur Verfügung.
Wohnraum ist auf der Filderebene knapp, daher möchte die Stadt mit dem WG-Angebot bei Bewerberinnen und Bewerbern punkten. „Wir bieten das immer bei Vorstellungsgesprächen an“, sagt Ignazio Ceffalia, der Haupt- und Personalamtsleiter. Dann schiebt er nach: „Die Resonanz ist null.“ Die Zimmer seien nicht nachgefragt, nicht einmal bei Auszubildenden. In Vorstellungsgesprächen komme zwar immer wieder die Frage, inwiefern die Stadtverwaltung Neuankömmlinge bei der Wohnungssuche unterstützen könne, auf Wohngemeinschaften sei indes niemand aus. „Die Leute möchten nicht in einer WG wohnen. Unsere Idee fruchtet nicht“, konstatiert Ceffalia.
„Wir haben eine soziale Verantwortung“
Mit anderen Wohnofferten tut man sich indes schwer. Unter Sozialkriterien fielen städtische Bedienstete in der Regel nicht, erklärt der Amtsleiter, auf dem klassischen Wohnungsmarkt bevorzugen könne man Angestellte auch nicht. Schließlich suchten viele andere Menschen ebenso Wohnraum in Filderstadt, da könne man nicht priorisieren. „Wir haben eine soziale Verantwortung“, betont er. „Wir müssen das als Stadt immer in ein Gleichgewicht bringen und erklären können.“
Dabei versucht Filderstadt, Interessenten mit besonderen Angeboten zu locken. So werden standardmäßig geteilte Leitungsstellen angeboten, in Kitas gibt es zusätzlich einen Pool von Springerkräften oder auch Hauswirtschaftspersonal, um Entlastung zu schaffen. Pädagogischen Fachkräfte ab einem bestimmten Beschäftigungsumfang wird ein Betreuungsplatz für eigene Kinder angeboten. Die Klassiker wie Jobrad oder kostenfreies Deutschland-Ticket sind längst gang und gäbe – hier und auch anderswo. „Wenn eine Kommune damit anfängt, können die anderen nicht nein sagen“, erklärt Ignazio Ceffalia.
Zudem habe sich die tarifliche Bezahlung im Bereich der Kinderbetreuung in den vergangenen zehn Jahren im Vergleich am stärksten erhöht, teilweise mit bis zu insgesamt 25 Prozent Gehaltssteigerungen. Das Grundproblem ist jedoch ein Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel auf allen Ebenen. Um die wenigen Bewerber kämpften alle Kommunen und Firmen gleichermaßen. Will heißen: Wenn es schlichtweg kein Erziehungspersonal gibt, kann man selbst mit Wohnraum niemanden überzeugen. „Backen können wir sie nicht.“
Die Idee von der WG an der Reuchlinstraße will Ceffalia gleichwohl noch nicht aufgeben. Unbegrenzt leer stehen soll die Wohnung in Harthausen allerdings auch nicht. Immerhin verursacht sie Kosten ohne Nutzen. „Tatsächlich müssen wir wohl schauen, wie wir damit umgehen“, sagt er.