Senioren bleiben auch in Stuttgart oft in als zu groß empfundenen Wohnungen. Foto: dpa/Marijan Murat

Der Demografiebeauftragte des Landes plädiert für Umbauprämien. Denn der Bedarf an altengerechten Wohnungen wird in 20 Jahren enorm steigen. Schuld sind – wieder mal – die Babyboomer.

Stuttgart - In Baden-Württemberg fehlt es an altersgerechtem Wohnraum. „Neubau wird für die Altersgruppe der Babyboomer im Alter keine entscheidende Rolle spielen“, sagte der Demografiebeauftragte des Landes, Thaddäus Kunzmann, unserer Zeitung. Das sei bei den heutigen Baupreisen zu teuer. „Viel wichtiger ist der Umbau.“ Seiner Meinung nach müssten finanzielle Anreize für die Vermieter und Eigentümer geschaffen werden, damit sie ihre Wohnungen altersgerecht umbauen. „In der nächsten Legislaturperiode muss die Regierung das angehen, weil dann die ersten geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.“

Hunderttausende barrierefreie Wohnungen benötigt

Eine Studie des Prognos-Instituts kam schon vor einigen Jahren zum Schluss, dass es im Land bis 2040 rund 486 000 altengerechte Wohnungen braucht. Dabei wurden Menschen ab einem Alter von 65 Jahren berücksichtigt, die Bewegungseinschränkungen haben, aber nicht pflegebedürftig sind.

Für die geburtenstarken Jahrgänge sei es jetzt Zeit, darüber nachzudenken, wie sie im Alter wohnen wollen, so Kunzmann. „In 20 Jahren wird es dafür zu spät sein.“

Wohnungstausch nichts für breite Masse

Ältere Menschen zum Auszug aus ihrer langjährigen Wohnung zu bewegen, wie es in vielen Städten derzeit diskutiert wird, hält Kunzmann hingegen für keine gute Lösung. Bei der Diskussion dürfe man die Emotion nicht außer Acht lassen. „Die Leute haben zum Teil mit 12 Prozent Zins finanziert und jahrelang auf alles verzichtet. Das wollen sie nicht so schnell aufgeben“, so Kunzmann. Auch Mieter, die 40 Jahre in einer Wohnung gewohnt haben, täten sich schwer. „Ihnen gehört die Wohnung nicht, aber sie betrachten sie als ihr Zuhause.“

Tauschbörsen hält er daher für eine Nische, die nur im Einzelfall funktioniert. Das gleiche gelte für gemeinschaftliches Wohnen. „Wir dürfen uns nicht alleine auf Nischen fokussieren“, warnt er. „Wir brauchen auch Lösungen für die breite Masse.“