In der Region wird noch gebaut – wie hier auf dem Böblinger Flugfeld Foto: factum/Granville

In Stuttgart und der Region ist der Wille der Menschen, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu bewohnen, deutlich stärker ausgeprägt als im Rest der Republik. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage in der Region.

Stuttgart - Während sich die Eigentümerlobby bestätigt sieht, fordern Baufinanzierer die Politik zum Handeln auf. Denn aus ihrer Sicht ist der Weg ins Eigentum für einen großen Teil der Bevölkerung kaum mehr zu schaffen.

Bundesweit wollen im Schnitt sechs Prozent der Menschen in den nächsten Jahren ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung kaufen. In der Region liegt dieser Wert derzeit bei 13 Prozent. In Stuttgart selbst ist der Wunsch nach Wohneigentum noch deutlich stärker ausgeprägt. Von den Menschen, die aktuell zur Miete wohnen, plant mit 23 Prozent fast jeder Vierte den Kauf oder den Bau einer Immobilie, um selbst darin zu wohnen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Wüstenrot-und-Württembergische-Gruppe zum Immobilienmarkt in der Region.

Deutlicher Preisanstieg erwartet

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: 80 Prozent der Menschen rechnen mit einem deutlichen Anstieg der Preise in den kommenden fünf Jahren. Sechs von zehn Einwohnern der Region gehen davon aus, dass die Preise um bis zu zehn Prozent zulegen werden. Der Haus- und Grundbesitzerverein deutet dieses Ergebnis als Bestätigung. „Der Wunsch nach Eigentum ist ein alter Schwabentraum“, sagt Geschäftsführer Ulrich Wecker. Seine Forderung: „Der Fokus beim Wohnungsbau darf nicht allein auf bezahlbarem Wohnraum liegen. Es ist dringend angezeigt, Angebote für die gehobene Mittelschicht zu machen.“ Aus Sicht des Vereins sind attraktive Angebote für Gutverdiener ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft.

Die Baufinanzierer haben allerdings ein anderes Bild. „Wir lehnen inzwischen rund ein Viertel aller Finanzierungswünsche ab“, sagt Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse AG. Der Wunsch nach Eigentum sei für viele Menschen nicht mehr finanzierbar. Ein Grund dafür sind die deutlich gestiegenen Immobilienpreise. Die geringe Zahl an Baugrundstücken in Stuttgart sei ein Grund für diesen Anstieg. Zudem nehme die Nachfrage kontinuierlich zu. Als Hauptgrund nennt Hertweck jedoch die gestiegenen Baukosten. „Seit dem Jahr 2000 sind die Baukosten um rund 40 Prozent gestiegen“, sagt er. Grund seien immer neue Vorgaben zu Dämmung, Klimaschutz und Barrierefreiheit. „Das ist für sich betrachtet sicher sinnvoll, treibt aber am Ende die Preise“, so Hertweck.

Hohes Preisniveau schreckt nicht ab

Doch wie viel wollen die Menschen für eine Immobilie tatsächlich ausgeben? Immerhin jeder zehnte Stuttgarter ist bereit, mehr als eine halbe Million Euro zu investieren. In der Region sind vier von zehn potenziellen Käufern bereit, zwischen 250 000 und 500 000 Euro auszugeben. Doch nahezu die Hälfte der Bevölkerung will weniger als 250 000 Euro für ihre Wunschimmobilie bezahlen. Das insgesamt hohe Preisniveau ist allerdings für 49 Prozent kein Hinderungsgrund für den Immobilienkauf. 47 Prozent geben an, einen Kauf nicht mehr finanzieren zu können.

Bei den Preisen gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der Landeshauptstadt und dem Umland. Während in Stuttgart die Nachfrage nach Immobilien, die für weniger als 150 000 Euro gehandelt werden, mit 24 Prozent recht hoch ist, sind solche Kaufpreise in der Region lediglich für sieben Prozent der Bevölkerung interessant.

Politik soll Eigentum bezahlbar machen

Von der Politik fordern die Baufinanzierer umzudenken: „Es fehlt der Wille, den Weg ins Eigentum bezahlbar zu machen“, sagt Hertweck. Seine Analyse der Umfrage lautet: „Etwa die Hälfte der Menschen sucht eine Immobilie, die weniger als 250 000 Euro kostet. Doch diese Objekte gibt es in der Stadt so gut wie nicht.“ Aus diesem Grund wäre es aus Sicht der Baufinanzierer sinnvoll, wenn auch in Stuttgart wieder Neubaugebiete ausgewiesen würden.

„Ansonsten müssen die Menschen, die eigentlich in die Städte wollen, im Umland nach Wohnraum suchen“, fügt Alexander Heinzmann, der Geschäftsführer der Wüstenrot Haus- und Städtebau, hinzu. Bei der Planung neuer Siedlungsgebiete weist der Leitende Technische Direktor des Regionalverbands, Thomas Kiwitt, darauf hin, dass die Politik auch an die Folgen neuer Wohngebiete denken muss. „Wenn neue Wohnungen geschaffen werden, entstehen neue Pendlerströme“, sagt Kiwitt. Aus diesem Grund müsse man genau hinsehen, wo gebaut wird.