Fünf solcher „ Wolkenhäuser“ sind im neuen Wohngebiet Rote Wand geplant. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Viele Fragen sind offen. Dennoch hat der Bezirksbeirat Stuttgart-Nord der Auslegung des Bebauungsplans für das Wohnquartier „Rote Wand“ zugestimmt.

S-Nord - Noch fehlt ein Mobilitätskonzept. Ungewiss ist, wie viel Stellplätze es geben soll. Problematisch wird die Regelung der Zufahrt zu den Tiefgaragen und die Gestaltung des Platzes vor der Brenzkirche. „Was wir haben, ist nur ein Gerüst für die Ausgestaltung des geplanten Wohnquartiers ‚Rote Wand’ “, stellt Bezirksvorsteherin Sabine Mezger fest. Dem Auslegungsbeschluss, also dem Beschluss, die Planung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das im Amtsblatt bekannt zugeben, hat der Beirat jedoch noch in der Sitzung vor der Sommerpause zugestimmt.

Was es gibt, sind schöne Namen für die Gebäude, in denen 118 Wohnungen auf dem ehemaligen Messeparkplatz entstehen sollen: Entlang der Straße Am Kochenhof sollen Minimalhäuser, dreigeschossigen Reihenhäusern, vor dem Verkehrslärm abschirmen. Dahinter sind fünf viergeschossige gerundete Gebäude geplant, die „Wolken“ (der Innenstadtteil der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten berichtete). Sorge bereitet den Beiräten aller Fraktionen vor allem die Gestaltung des Platzes vor der Brenzkirche: Denn mit der Realisierung des neuen Quartiers soll die Kreuzung Landenbergerstraße / Am Kochenhof voll signalisiert werden. Dadurch, so die Befürchtung, sei der Gestaltung der Fläche vor der Kirche zu einem attraktiven Platz ein Riegel vorgeschoben. Bettina Bunk (SPD) sieht die Chance schwinden, einen integrativen Platz zu schaffen. „Unglücklich“ mit der Vollsignalisierung ist auch Christian Lohr (Grüne), und Jürgen Klaffke (SÖS /Linke-plus) stellt fest. „Dadurch wird der Platz vermiest.“

Vieles kann im Kaufvertrag festgelegt werden

Timo Haug (CDU) kritisiert, dass dem Informationsmaterial, den das Gremium vom Referat für Städtebau und Umwelt erhalten hat, das erstellte Verkehrsgutachten nicht beiliegt. Es bescheinigt dem Straßensystem seine Leistungsfähigkeit trotz des höheren Verkehrsaufkommens von maximal 369 Kfz-Fahrten durch das Neubaugebiet. Diskussionsbedarf hat das Gremium auch was die Frage angeht, bei welcher „Wolke“ die Zufahrt zur Tiefgarage sein soll. Die Planer favorisieren bislang die „Wolke“ 1, die direkt an der Kreuzung liegt. Ein- und Ausfahrt so nah bei der der Landenbergerstraße hält Hans-Christian Wieder (CDU) für ein verkehrstechnisches Problem. Deshalb will das Gremium jetzt geprüft haben, ob eine Zufahrt bei „Wolke“ IV oder V nicht nicht sinnvoller wäre.

Wie viele Stellplätze in der Tiefgarage vorgehalten werden sollen, ist ebenfalls noch offen: Derzeit wird von insgesamt etwa 70 Stellplätzen ausgegangen. 0,5 Plätze müssen die Investoren pro Wohneinheit mindestens schaffen. Hat der Investor jedoch kein schlüssiges Mobilitätskonzept, sollen es bis zu einem Stellplatz pro Wohneinheit werden können. Klaffke sieht dadurch die Idee des autoarmen Quartiers in Frage gestellt. Er kann sich vorstellen, ein Wohnen im Quartier an den Verzicht aufs Auto zu binden. Sein Fazit: „Da wurde etwas Gutes formuliert, das hinterher aufgeweicht wird.“. Sebastian Sage (SPD) befürchtet, dass auf den Gebäudedächern wie bei der Killesberghöhe „ein Geraffel aus technischen Anlagen“ die Wohnanlage verschandelt und vermisst ein Konzept für eine Fassadenbegrünung.

Die Vertreter des städtischen Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung versicherten in der Sitzung, dass die Technik bei der Dachgestaltung nicht so überhand nimmt wie bei der Killesberghöhe. Installiert werden sollen nur Entlüftung und Fotovoltaikanlage. Dass alles noch ein „Gerüst“ ist, bestätigt auch Uwe Braunschweiger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung: „Wir können vieles noch im Kaufvertrag festlegen“, stellte er fest.

Im Rahmen der Diskussion über das Areal stimmte der Beirat mehrheitlich dem Antrag der SÖS/Linke-plus zu, die Verwaltung aufzufordern, die Bestellung des Erbbaurechts verbindlich in die Vermarktung des Gebiets „Rote Wand “ aufzunehmen.