Damit auch ja jeder weiß, dass hier an der Schillerstraße keine Kraulzüge mehr möglich sind: Das alte Hallenbad mit seiner durchgestrichenen Aufschrift. Foto: Dirk Herrmann

Fünf Jahre nach dem letzten Kopfsprung vom Startblock macht sich die Stadt Fellbach nun daran, die Neubebauung des Geländes an der Schillerstraße in Angriff zu nehmen. Beim bisherigen Badeingang ist ein Mini-Hochhaus angedacht.

Fellbach - Innen Kachelwände, außen Beton und riesige Glasscheiben. An dieses Gebäude haben viele alteingesessene Fellbacher noch gute Erinnerungen. Lernten sie dort doch im Schulunterricht ihre ersten Kraulzüge, hechteten später per Kopfsprung ins Becken oder platzierten vom Dreimeterbrett beeindruckende Wasserbomben. Tempi passati: Manche pilgerten noch am 27. Juli 2013 ins Hallenbad an der Schillerstraße, um an jenem Sonntag eine letzte Bahn zu schwimmen. Seitdem plätschert kein Wasser mehr und pflügt kein Modellathlet im Delfinstil durch die Fluten – eineinhalb Monate später wurde im September 2013 das neue kombinierte Frei- und Hallenbad F3 an der Esslinger Straße hinter dem Jugendhaus eröffnet.

Die Vergabe fürs Hallenbad sei für 2018 vorgesehen, der Baubeginn für 2019 angepeilt

Fünf Jahre sind also vergangen, seitdem das Areal an der Ecke zur Unteren Schwabstraße zur vorläufigen Ruhezone erklärt wurde. Die jüngste Entwicklung war an der Außenfassade zu erkennen: Womöglich, weil manche Unkundige doch mit Badehandtuch und ihrem Kulturbeutel unterm Arm zur vermeintlichen Schwimmgelegenheit pilgerten, haben die Verantwortlichen im Rathaus den immer noch angebrachten Schriftzug „Hallenbad“ mit einem schmalen, roten Querstreifen versehen lassen. Motto: Hallenbad? Ist nicht mehr. Weiterhin mit weißer Schrift auf blauem Grund lesbar sind allerdings andere Versprechungen: „Sauna, Massagen, Medizinische Bäder“ sowie „Café, Bistro, Biergarten“.

Doch auch das ist natürlich längst überholt. Vorbei ist demnächst auch die Wartezeit, bis die von der Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull forcierte Wohnbauoffensive 2020 nun auch hier konkretere Formen annimmt. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys hatte im November 2017 noch zum anvisierten Zeitplan erklärt, das Hallenbadareal werde von den drei Baugebieten unter dem Überbegriff „Wohnen Süd“ in Fellbach am ehesten verwirklicht – dazu gehören noch das Areal des ehemaligen Freibads sowie die Kühegärten am Apfelweg westlich der Esslinger Straße. Die Vergabe fürs Hallenbad sei für 2018 vorgesehen, der Baubeginn für 2019 angepeilt.

Urbanes Wohnen im Zentrum

In der aktuellen Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag, Beginn um 17.30 Uhr im großen Ratssaal, steht das Ausschreibungsverfahren fürs Hallenbad-Areal auf der Tagesordnung. Damit soll das Gebiet nun in einem kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerb angegangen werden. Das entsprechende Strukturkonzept trägt die Überschrift „Urbanes Wohnen im Zentrum“ – eine schlüssige Beschreibung angesichts der Innenstadtnähe mit wenigen Minuten Gehzeit zum Rathaus und zur Markthalle an der Hinteren Straße wie auch zu gleich zwei Stadtbahnhaltestellen mit der Schwabenlandhalle und der Lutherkirche. Nicht zu vergessen der Stadtpark/Guntram-Palm-Platz, der im Zuge des Ausbaus für die Remstal-Gartenschau 2019 noch schöner wird.

Ein sehr attraktives neues Areal mithin, das nun so entwickelt werden soll, dass es „eine hohe Wohnzufriedenheit und Identifikation mit dem Quartier ermöglicht“, so die Vorgabe. Rund 4600 Quadratmeter umfasst das Gelände: Das städtebauliche Konzept soll „die Höhenentwicklung und Körnung (Typologie) der umgebenden Bebauungsstruktur aufnehmen“, heißt es in der Fachsprache. Anders gesagt: Im Vergleich zur Umgebung soll das neue Wohnareal nicht negativ auffallen.

Der genaue Termin, wann die ersten Bewohner einziehen können, steht natürlich noch nicht fest

Die Gliederung ist denkbar durch Häuserzeilen wie auch durch Stadthäuser. Angestrebt wird eine Höhe mit drei bis vier Geschossen. An der nord-östlichen Ecke, so die bereits im vergangenen Herbst im Gemeinderat geäußerte Vorstellung der Stadtplaner im Rathaus, ist aber auch eine „städtebauliche Akzentuierung“ denkbar – was ein fünf- bis sechsgeschossiges Mini-Hochhaus am bisherigen Hallenbadeingang an der Ecke Schillerstraße und Untere Schwabstraße bedeutet. Auf der entsprechenden Skizze zum Wohngebiet wird dieser geplante Akzent als „baulicher Hochpunkt“ tituliert.

Die Fellbacher Lokalpolitiker sollen nun die „angestrebte zeitnahe Entwicklung“ durch ihre Zustimmung zur von der Bauverwaltung ausgetüftelten, sogenannten Bewertungsmatrix ermöglichen. Abgewickelt werden soll das Baugebiet durch eine Investorengemeinschaft. Der genaue Termin, wann die ersten Bewohner einziehen können, steht natürlich noch nicht fest – drei Jahre dürften es aber sicher werden. Davor muss allerdings beim alten Hallenbad noch eine Trafostation verlegt werden.