Ein Wolf steht in einem Freigehege eines Tierparkes in Thale (Sachsen-Anhalt) zwischen Bäumen in der Sonne. . Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

In Deutschland leben nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbands bereits wieder mehr als tausend Wölfe – und ihre Zahl steigt schnell. Mitten in einem niedersächsischen Dorf sind jetzt mehrere Schafe von Wölfen getötet worden.

Zeetze - Zwei Wolfsattacken in 24 Stunden, davon eine mitten in einem niedersächsischen Dorf, beunruhigen die Menschen an der Elbe im Amt Neuhaus. Wie Bürgermeister Andreas Gehrke erklärte, wurden sieben Schafe einer Herde in Zeetze gerissen, die in dem Dorf nahe der Landesgrenze von Niedersachsen und Mecklenburg weidete. Der Vorfall sei vermutlich in der Nacht zu Freitag passiert.

In der Nacht davor seien drei Schafe eines anderen Halters im Nachbarort Sumte von Wölfen angefallen und getötet worden. „Wir haben es erstmals, dass auch Nutztiere in einem Ort angefallen wurden, das sorgt für viele Ängste“, erklärte Gehrke.

Ein Wolfsberater habe erklärt, dass er wegen der vielen zu untersuchenden Attacken Hilfe brauche, sagte Gehrke weiter. Zuvor hatte die „Schweriner Volkszeitung“ darüber berichtet. In der dünn besiedelten Region des Dreiländerecks von Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg leben mehrere Wolfsrudel.

Lesen Sie hier: Wölfe in Baden-Württemberg – Verhaltenstipps, wenn Sie einem Wolf begegnen

Truppenübungsplätze als Wolfs-Reservate

In Deutschland leben nach Schätzungen des Deutsche Jagdverbands (DJV) aktuell bereits mehr als tausend Wölfe – und ihre Zahl wird sich binnen drei Jahren verdoppeln. Der Wolf bereite sich derzeit rasant aus. Angesichts des steigenden Wolfszahlen macht sich der DJV zugleich gemeinsam mit anderen Verbänden des Aktionsbündnisses Forum Natur für eine wildökologische Raumplanung stark.

Demnach soll es künftig Wolfsschutzgebiete geben, in denen sich der Wolf ungestört ausbreiten kann – beispielsweise große Truppenübungsplätze oder Naturschutzgebiete. Es soll aber auch Bereich geben, in denen Wolfsrudel nicht geduldet werden, vornehmlich alpine Regionen, Deiche und urbane Gebiete.

Jedes Bundesland solle einen Akzeptanzbestand definieren und seinen Beitrag zum Erhalt des Wolfs in Europa leisten, regte der DJV an. Durch die Schutzjagd nach skandinavischem und französischen Vorbild könnten die Wolfsbestände schließlich auf Landkreisebene angepasst werden.

„Der Wolf hat in Deutschland ein Existenzrecht“

Den Angaben zufolge griffen Wölfe im Jahr 2017 in mehr als 470 Fällen Nutztiere an. Dabei starben mehr als 1660 Schafe, Ziegen, Pferde und Rinder – 55 Prozent mehr als 2016. Die Zahl der offiziell erfassten Wolfsangriffe stieg sogar um zwei Drittel.

„Der Wolf hat in Deutschland ein Existenzrecht“, erklärt DJV-Präsidiumsmitglied Helmut Dammann-Tamke. „‚Willkommen Wolf’ allein reicht aber schon lange nicht mehr.“ Es sei eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung, wie viele Wölfe Deutschland vertrage.

Lesen Sie hier: Die Rückkehr der Wölfe – Ahuuu! Der Wolf geht um

Nabu: 73 Wolfsrudel in Deutschland

Die hierzulande einstmals ausgerotteten Wölfe breiten sich seit Jahren wieder aus. Die meisten von ihnen leben im Osten Deutschlands. Gegen die Präsenz der Wölfe machen vor allem Nutztierhalter seit Jahren mobil. Auch in der Politik wird seit einiger Zeit darüber gestritten, wie mit der wachsenden Zahl von Wölfen umgegangen werden soll.

Nach Angaben des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist die Wahrscheinlichkeit einem Wolf zu begegnen auch in Wolfsregionen sehr gering. Demnach streifen derzeit 73 Wolfsrudel, 30 Paare sowie drei Einzeltiere durch Deutschlands Haine und Flure. Die Raubtiere seien äußerst scheu und vermeiden es, Menschen direkt zu begegnen. Wölfe würden Menschen frühzeitig und meist das Weite suchen.