Bleibt erst einmal auf dem Marktplatz: Der Weiler Wochenmarkt, der hier jeden Samstag stattfindet. Foto: Simon Granville

Während der Sanierung des Marktplatzes zog der Wochenmarkt vor die Mauern der Keplerstadt. Dort lief es für die Beschicker viel besser als am einstigen Standort – so gut, dass sie gar nicht mehr zurück auf den hergerichteten Marktplatz wollen.

Andreas Drya kennt man auf dem Weiler Wochenmarkt – seit 30 Jahren ist er Marktbeschicker „im schönen Weil der Stadt“, wie er selbst sagt. Obst und Gemüse verkauft der Pfälzer hier jeden Samstag. Er war dabei, als die Stadt beschlossen hat, den Platz vor dem Rathaus für knapp vier Millionen Euro zu sanieren und autofrei zu machen, ist mit umgezogen, als der Wochenmarkt während der Bauarbeiten auf den Carlo-Schmid-Platz umgesiedelt worden ist. Gemeinsam mit den anderen Marktbeschickern hat er sich nun zu Wort gemeldet: „Gerne würden wir auf dem Markt in der Innenstadt bleiben“, sagt er. „Jedoch hat dieser Standort keine Zukunft.“

Stadt fürchtet Weggang der Marktbeschicker

Über die Standortfrage des Wochenmarktes hat jüngst auch der Weiler Gemeinderat diskutiert, ausgelöst durch einen Beschlussvorschlag der Verwaltung, den Markt zurück auf den Carlo-Schmid-Platz zu verlegen – zunächst „bis auf Weiteres“, nach Antrag des Gemeinderats dann aber vorerst bis Ende Oktober. Grund für diesen Vorschlag war unter anderem die Außengastronomie, die ab Mai auf den Marktplatz ziehen soll. Zu eng würde es dann an Marktsamstagen werden. Den Marktbeschickern kommt der Beschlussvorschlag entgegen – sie hatten bereits zuvor einstimmig den Wunsch geäußert, dauerhaft auf dem Carlo-Schmid-Platz bleiben zu dürfen. Denn durch den dortigen Standort und die Umstände der Coronapandemie hätten die Umsätze der Marktbeschicker erheblich zugenommen, berichtet Andreas Drya.

Dazu beigetragen hat, so sagt er, auch die unmittelbare Nähe zum E-Center und seinen Parkplätzen. „Der Standort war für uns einfach ideal“, betont er. „Es hat alles gepasst, von der Anfahrt, dem Aufbau und dem offenen Markt-Carré. Auch die Weil der Städter, die mit dem Auto zum Einkaufszentrum fuhren, lobten den neuen Standort und die kurzen Wege.“ So sehr wünschen sich die Marktbeschicker auf den Carlo-Schmid-Platz zurück, dass einige sogar in Frage gestellt hätten, ob sie überhaupt noch auf den Markt kommen, wenn dieser auf dem Marktplatz bleibt, berichtete Bürgermeister Christian Walter in der Gemeinderatssitzung. „Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem die Beschicker glaubhaft sagen, das geht nicht.“

Einzelhandel plädiert für Standort auf dem Marktplatz

Ganz anders sieht unterdes der Weiler Einzelhandel die Standortfrage: Jürgen Schirott, der in Weil der Stadt ein Bekleidungshaus betreibt, hatte sich mit einem Brief an die Stadtverwaltung gewandt und für den Erhalt des Wochenmarkts auf dem Marktplatz plädiert. Mehr als 20 weitere Geschäfte aus der Innenstadt setzten ihr Siegel unter das Schreiben. „Es haben alle mitgemacht, die ich gefragt habe“, berichtet Schirott. Der Wochenmarkt, so betont er, sei „wirklich ein Magnet.“ Um die Laufkundschaft abzufangen, öffne er deshalb an Marktsamstagen bereits um 8 Uhr.

Beklagt wird von den Einzelhändlern im offenen Brief etwa, dass durch die Verlegung auf den Carlo-Schmid-Platz Laufkundschaft von der Innenstadt vor die Stadtmauer gezogen wird. „So sieht keine Belebung aus“, schreibt Schirott. Auf Kritik stößt außerdem, dass der Wochenmarkt die Parkplätze belege, die einst als Ausgleich für die inzwischen abgeschafften Parkplätze am Marktplatz eingeführt wurden. „Jeder Parkplatz trägt zum Überleben unserer Geschäfte und deren Arbeitsplätze in der Innenstadt bei“, heißt es in dem Schreiben an die Verwaltung.

Wie wird die Innenstadt belebt?

Ein eventuelles Platzproblem auf dem Marktplatz könne man lösen, indem man auch die Einmündungsbereiche in die Gassen nutze, schlägt Schirott vor. Dass der Wochenmarkt auch Kundschaft für die umliegenden Geschäfte anziehe, sieht Andreas Drya unterdes nicht: „Ich kann die ortsansässigen Gewerbetreibenden und Ihre Argumente sehr gut verstehen“, sagt er. „Der Markt soll die Innenstadt beleben und als Frequenzbringer dienen, jedoch trifft dies auf keinen Fall zu.“ In seiner Erfahrung würden die Marktkunden nur für den Markt kommen und die Innenstadt verlassen. „Schade“, sagt er. „Aber entspricht den Tatsachen.“

Beide Seiten, Marktbeschicker und Einzelhändler, fürchten also um ihre Umsätze. Die Frage, wie die Weiler Innenstadt in Zukunft belebt werden soll, schwingt ebenfalls mit. Dass sich diese Interessen nur schwer vereinen lassen, zeigte auch die kontroverse Diskussion unter den Gemeinderäten – und die mehr als knappe Entscheidung, die mit jeweils elf Ja- und Nein-Stimmen besiegelt, dass der Wochenmarkt erst einmal auf dem Marktplatz bleibt. Zumindest temporär wird er aber bald wieder auf den Carlo-Schmid-Platz ziehen – wenn der Platz vor dem Rathaus mit Strandsommer und Lukullischem Herbst belegt ist.