Wolfgang Hüttinger wird noch bis Ende Dezember seinen Bäckerstand auf dem Cannstatter Wochenmarkt haben. Foto: Lichgut/Max Kovalenko

Er hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen: Wolfgang Hüttinger ist eine Institution auf dem Bad Cannstatter Wochenmarkt und sorgt an seinem Bäckerstand regelmäßig für gute Stimmung. Warum zum Jahresende damit Schluss ist.

Wer Wolfgang Hüttinger hinter seinem Bäckerstand im Gespräch mit seiner Kundschaft erlebt, bekommt schnell mit, wie beliebt er ist. Dort verkauft er nicht nur Backwaren, er kommt seinen Kunden auch persönlich sehr entgegen. Nun will der 75-Jährige aufhören, auch wenn ihm die Arbeit ebenso ans Herz gewachsen ist wie viele der Menschen, die er hier trifft. Das ist immer wieder zu spüren. Seinen Stand in Degerloch wird er ebenfalls aufgeben, in Endersbach im Rems-Murr-Kreis hat er schon aufgehört

 

Seit 1971 hat Hüttinger seinen Stand auf dem Cannstatter Wochenmarkt. Bei Wind und Wetter ist er für seine Kunden da. Auch an diesem eiskalten Morgen. Hüttinger lacht trotzdem, er singt und unterhält seine Kundschaft. Dass es nun zu Ende geht, macht ihn allerdings nicht nur froh. Denn der gebürtige Winnender ist stets gerne im Kontakt mit seinen Kunden gewesen. Egal, ob sie Brote, Kuchen oder Baguette kaufen. Immer schwingt bei ihm die Freude am Umgang mit Menschen mit.

Er gilt als Frohnatur. „Ich bin immer positiv gestimmt“, sagt er. Das spürt auch seine Kundschaft. Mit vielen ist er per Du. „Bleib, wie Du bisch“, wünscht er einer Stammkundin. Der ausgebildete Elektroniker hatte einst in seiner Geburtsstadt Winnenden die Tochter eines Bäckers kennengelernt und geheiratet. Seitdem zieht Hüttinger mit Backwaren über die Wochenmärkte.

Gerne im Kontakt mit den Kunden

An die Anfänge in Bad Cannstatt kann er sich noch gut erinnern: Damals gab es doppelt so viele Stände auf dem Marktplatz wie heute. Die Kunden konnten Krawatten, Seifen, Haushaltswaren kaufen. Eier gab es an vier oder fünf Ständen. „Das waren goldene Zeiten“, sagt Hüttinger. Längst sind viele, die er gekannt hat, gestorben. Mittlerweile kauft die dritte oder vierte Generation bei ihm ein. „Ich kenne Leute, die waren damals noch gar nicht auf der Welt“, sagt er und lacht freundlich eine junge Kundin an.

Stiller Helfer und Bewunderer

Um 10.30 Uhr bekommt Hüttinger von Patrick, der nur seinen Vornamen verrät, einen Becher Kaffee gebracht. „Das ist mein Kaffeeholer“, scherzt Hüttinger. Der stille Helfer weiß, warum er ihn unterstützt: „Er ist der beste Bäcker, einfach nett. Die Kinder mögen seine Sachen, und es gibt immer Überraschungen“, sagt er. Hüttinger hört strahlend zu und begrüßt die nächste Kundin. Wer ihn kennt, wundert sich nicht, dass er am Stand ohne Taschenrechner auskommt. Der begabte Kopfrechner schafft das auch so. Für den Markt in Bad Cannstatt wünscht sich Hüttinger ein wenig von der früheren Vielfalt zurück, für sich selbst wünscht er sich vor allem Gesundheit.

Eine Frohnatur, die stets gute Laune hat

„Du sollsch mit Schaffa aufhöra“ hat ihm seine Frau nun geraten. „Und was soll ich dann tun?“, habe er sie gefragt. „No gugsch noch ma Gschäft“, habe sie geantwortet, erzählt er lachend. Wenn er also im nächsten Jahr nicht mehr auf dem Markt verkaufen muss, findet er vielleicht auch wieder Zeit für seine Hobbys. Denn früher war er Standardtänzer. Er hat sogar Turniere getanzt.

Bis zum 31. Dezember ist Hüttinger noch in Bad Cannstatt, sorgt singend und dichtend für gute Laune und halbiert dazwischen auch mal Opa Jägers Bauernbrot für seine geschätzten Kundinnen und Kunden – denen er mit Sicherheit fehlen wird.