Die ehemalige Sozialbürgermeisterin von Stuttgart, Gabriele Müller-Trimbusch, sprach in Kornwestheim über ihre Parkinson-Erkrankung und darüber, wie sie nie den Mut verlor.
Wenn Gabriele Müller-Trimbusch vom Leben erzählt, klingt alles so einfach. Dabei ist es das für sie keinesfalls. Die ehemalige Sozialbürgermeisterin von Stuttgart leidet seit zwölf Jahren an Parkinson. Vor einiger Zeit hat sie sich dafür entschieden, eine komplizierte Operation machen zu lassen, die ihr das Leben erleichtern sollte. Überwiegend ohne Narkose hat sie sich acht Stunden lang unters Messer gelegt. Heute geht es ihr „sehr gut“, wie sie am Dienstag in Kornwestheim erzählt.
Zum Auftakt der „Woche der Demenz“ wollte die Stadt Kornwestheim eine Persönlichkeit einladen, die Mut macht und den Gästen eine Perspektive geben kann. Genau das hat Gabriele Müller-Trimbusch als Ehrengast auf dem roten Sofa der Stadt getan. Zwar leidet sie nicht an Demenz, aber Parkinson ist ebenfalls eine degenerative, also immer weiter fortschreitende, Krankheit. „So eine Diagnose sollte man nicht als Todesurteil nehmen, sondern sich fragen: Was mache ich jetzt daraus“, sagt Müller-Trimbusch. In einem Fernsehbeitrag über sich und ihre Krankheit sagte sie einst, sie glaube, dass jeder seine Aufgabe hat. Und sie habe ihre Aufgabe – die Krankheit – bekommen, weil sie es schaffen kann. Das strahlt die starke Frau auch in Kornwestheim aus: Sie gibt nicht auf, sie sieht Krisen als Chancen. „Natürlich hat man auch schlechte Tage, an denen man denkt ‚Warum ich?‘“, sagt sie.
Operation ohne Narkose
Doch Gabriele Müller-Trimbusch hat immer gekämpft. Dreimal in der Woche macht sie ein Lauftraining und hält sich fit. Vor einiger Zeit hat sie sich dann für die aufwendige Operation entschieden, die Tiefe Hirnstimulation genannt wird. Dabei werden ein bis zwei Elektroden im Gehirn befestigt, über die regelmäßige Stromstöße ans Gehirn gesendet werden – eine Art „Hirnschrittmacher“. Nicht viele Parkinson-Patienten trauen sich diese Operation. Müller-Trimbusch hat sich ein Jahr darauf vorbereitet, denn nicht zuletzt muss die Patientin das psychisch wegstecken können. „Man ist während der Operation bei Bewusstsein, weil der Arzt permanent mit einem redet, damit er es gleich mitbekommt, wenn eine Gehirnblutung auftritt“, erklärt Müller-Trimbusch. Sie habe sich für den Eingriff entschieden, weil sie darin die Chance gesehen hat, ihr Leben selbstbestimmt zu leben und nicht auf andere angewiesen zu sein. Seither muss sie nur noch ein Drittel der Tabletten einnehmen, die sie vorher geschluckt hatte.
Jeder kann sich engagieren
Doch nicht nur wegen ihrer Krankheit kann Gabriele Müller-Trimbusch weise Worte an das überwiegend ältere Publikum richten. Auch ihre Erfahrungen als Sozialbürgermeisterin kommen zur Geltung. So rät Müller-Trimbusch jedem, sich etwas im Leben zu suchen, das ihm das Gefühl gibt, wichtig zu sein und gebraucht zu werden. „Sonst denken Senioren oft, sie braucht doch niemand mehr und dann werden sie einsam“, sagt sie.
Müller-Trimbusch ist außerdem davon überzeugt, dass jeder Mensch das Bedürfnis hat, sich zu engagieren – viele wüsste nur nicht, wie genau. Auch für diese Menschen hat sie einen Ratschlag: „Hingucken, fragen und zuhören, das kann jeder“, sagt sie, „ganz einfach.“