Die Liegen im Korber Freibad halten bereits vorschriftsmäßig Abstand. Foto:Gottfried Stoppel Foto:  

Nur wenige Freibäder dürften es hinbekommen, am nächsten Samstag zu öffnen, manche bleiben wegen der Coronakrise womöglich geschlossen. Viele Wasserfreunde entdecken unterdessen die renaturierte Rems bei Winterbach.

Waiblingen/Backnang - Albert Heinrich hat alles generalstabsmäßig geplant. Der Vorsitzende des Korber Bädlesvereins steht am Beckenrand des kleinen Freibads mitten im Ort, er strahlt mit der Sonne um die Wette und sagt: „Wir sind bereit.“ Schon vor vielen Wochen habe er die Chloranlage warten lassen und Chlor bestellt. Damals – zu Beginn der Corona-Krise – hätten ihn viele Leute ob dieser Aktivitäten nur milde belächelt. Noch bis vor ein paar Tagen war in Baden-Württemberg überhaupt nicht klar, wann und unter welchen Bedingungen die Freibäder eröffnen dürfen. Der rüstige Rentner Albert Heinrich ist ein gnadenloser Optimist. Er und seine Mitstreiter haben voll auf die Karte „Eröffnung so bald wie möglich“ gesetzt. Das Wasser in dem 25-Meter-Becken hat gut 20 Grad Celsius. Der Rasen ist akkurat gemäht. Die Liegestühle stehen vorschriftsmäßig mit einem Abstand von 1,50 Metern aufgereiht.

Ein paar Vereinsmitglieder kommen bereits seit voriger Woche zum Kraulen, für Klubmitglieder ist das zulässig. Der Freibadbetrieb für die Allgemeinheit soll an diesem Samstag, 6. Juni, beginnen. Das ist laut der neuen Corona-Verordnung der frühest mögliche Termin. Das Korber Bädle dürfte landesweit eins der ersten Freibäder sein, das öffnet.

In Korb keine online-Eintrittskarten

Die meisten Städte und Gemeinden sind vom Sinneswandel der Landesregierung eiskalt erwischt worden. Bis vor Kurzem hieß es noch, vor Mitte Juni sei eine Eröffnung der Bäder keinesfalls möglich. Manche Kritiker indes sagen, die Kommunen hätten sich besser auf den Tag X vorbereiten müssen. Die Freibäder in Fellbach und in Schorndorf zum Beispiel dürften frühesten Mitte Juni aufmachen, so die Auskunft der Betreiber. Eine Sprecherin der Stadt Backnang erklärt auf Anfrage: „Die Corona-Zeit wurde genutzt um alle vorbereitenden Maßnahmen, zum Beispiel die Reinigung der Becken, durchzuführen.“ Es sei noch unklar, wie lange es dauere, alle Vorschriften umzusetzen. Der Murrhardter Schultes Armin Mößner sagt, die Stadt sollte auch bewerten, welchen Aufwand man betreiben müsse und klären, ob dieser „im Verhältnis zum Nutzen bei einem eher kleineren Bad“ steht. Manche Freibäder im Landkreis werden womöglich heuer gar nicht geöffnet.

Albert Heinrich sagt, er wolle die Öffnung pragmatisch angehen. Eintrittskarten online buchen, so wie es viele Freibäder in NRW praktizieren? „Machen wir nicht.“ Laut Corona-Verordnung dürften rund 400 Leute ins Korber Bad. Heinrich will aber maximal 250 rein lassen – und ins Wasser zeitgleich maximal 40 statt der erlaubten 78 Schwimmer. Wenn die Kapazitätsgrenze erreicht sei, dann werde er die Leute vor dem Kassenhäuschen bitten in einer Stunde wieder zu kommen – und sogleich ein paar Badegäste, die schon länger da sind, freundlich auffordern demnächst heim zu gehen. Und eins sei auch klar: Vereinsmitglieder hätten mitunter Vorrang. Die Eintrittspreise würden nicht angehoben, eine Dauerkarte für Erwachsene zum Beispiel kostet 40 Euro.

Eine coole Alternative zum Freibad und zu den Seen

Ein paar Kilometer die Rems aufwärts haben Wasserfreunde speziell in diesen Corona-Tagen ein kleines Paradies entdeckt: Auf dem renaturierten Abschnitt des Flüsschens bei Winterbach ist am Pfingstmontag bereits um die Mittagszeit ordentlich was los. Martin Birgoleit, seine Frau Kristina und die beiden Söhne Justus (3) und Theodor (6) wohnen in Waiblingen. Die Kinder, sagt der Papa, „vermissen das Freibad“. Der Schwiegervater habe ihm von dem idyllischen Platz an dem Flüsschen – am Ortsausgang in Richtung Remshalden – erzählt. Theodor ist gleich nach der Ankunft nicht mehr zu bremsen, der Bub will sofort ins Wasser.

Es hat sich offenbar im weiteren Umkreis herumgesprochen: bei Winterbach gibt es eine coole Alternative zum Freibad und zu den Seen im Schwäbischen Wald. Die Wasserratten pilgern in Richtung Remsufer. Ein paar Schritte weiter sitzt eine junge Frau in Schatten und liest. Ein Hund paddelt im hüfttiefen Wasser, Familien machen Picknick.

Auch an der Rems coronabedingt Abstand halten

Laut Auskunft der Gemeinde Winterbach ist dieser Abschnitt der Rems keine offizielle Badestelle, aber Baden sei nicht verboten. Bislang habe es „keine größeren Probleme“ gegeben, so eine Sprecherin der Kommune, die Menschen müssten halt coronabedingt Abstand halten.