Mit kostenlosem Wlan wollen Kommunen ihr Image in der eigenen Bevölkerung und bei Touristen aufpeppen. Foto: dpa

Mobil Surfen mit dem Smartphone oder dem Tablet ist für viele bereits eine Selbstverständlichkeit. Um attraktiver zu werden, stellen immer mehr Kommunen in der Region Stuttgart solche Angebote zur Verfügung. Ein Überblick.

Stuttgart - Bürger in Europa sollen bald auf Tausenden öffentlichen Plätzen, in Krankenhäusern oder Büchereien über EU-geförderte Hotspots gratis surfen können. Darauf haben sich Vertreter der EU-Staaten, des Europaparlaments und der EU-Kommission in Brüssel verständigt. Die Einigung der Unterhändler muss noch offiziell bestätigt werden. Nach Angaben der EU-Kommission sind sich alle drei Seiten einig, dass 120 Millionen Euro bereitgestellt werden sollen, um in 6000 bis 8000 Gemeinden kostenlose öffentliche Internet-Zugänge einzurichten. Aus welchen Töpfen die Mittel kommen, muss noch geklärt werden. Bis Jahresende soll das Programm fertig sein.

Um den bürokratischen Aufwand möglichst gering zu halten, sollen sich Interessenten wie Gemeinden, Krankenhäuser, Büchereien oder andere öffentliche Orte zum Beispiel für Internet-Gutscheine bewerben können. Diese sollen bis zu 100 Prozent der Anfangskosten abdecken. Wer einen Zuschlag bekommt, muss den Hotspot für mindestens drei Jahre zur Verfügung stellen und die Unterhaltskosten tragen. Nutzer sollen sich dabei über einen in ganz Europa einheitlichen Log-in in unterschiedlichen Sprachen mit dem Internet verbinden können. Ihnen darf dabei keine Werbung angezeigt werden, und ihre persönlichen Daten dürfen nicht für kommerzielle Zwecke weiterverwendet werden. Ziel ist, Hotspots in möglichst vielen unterschiedlichen EU-Ländern einzurichten. Orte, an denen es schon öffentlich oder privat finanzierte Internetzugänge gibt, sind ausgeschlossen. Davon dürften etliche Kommunen in der Region Stuttgart, die bereits selbst in Hotspots investiert haben, dann betroffen sein. Ein Überblick.

Stuttgart

Die Landeshauptstadt bietet an 30 Standorten eine kostenlose Wlan-Verbindung. Stuttgart Marketing hat vor zwei Jahren vier touristisch bedeutsame Plätze mit Wlan ausgestattet. So kann etwa am Marktplatz, am i-Punkt beim Hauptbahnhof sowie auf dem Schlossplatz und dem Schillerplatz kostenlos gesurft werden. An diesen Hotspots in der City, die von Stuttgart Marketing und Unitymedia gemeinsam betreut werden, gibt es beim Datenvolumen keine Beschränkung. In Absprache mit der Stadt werde „ein möglicher weiterer Ausbau des öffentlichen Wlan geprüft“, sagt Armin Dellnitz, der Geschäftsführer von Stuttgart Marketing. Anders sind die Verhältnisse etwa in Bad Cannstatt und in Vaihingen, wo das Datenvolumen auf 100 Megabyte pro Nutzer und Tag beschränkt ist, und dies bei einer Bandbreite von zehn Megabit pro Sekunde. Auf einer Fläche von insgesamt 50 000 Quadratmetern hat die Stadt 40 Verstärkerpunkte angebracht. Einen Schritt in Richtung Wlan-Versorgung in S-Bahnen plant der Verband Region Stuttgart (VRS). Nachdem versuchsweise zwei der 158 S-Bahnen, die in der Region verkehren, mit Wlan ausgestattet worden sind, sollen in den kommenden zwei Jahren auch die restlichen Fahrzeuge nachgerüstet werden, sofern der VRS-Verkehrsausschuss am heutigen Mittwoch zustimmt.

Ludwigsburg

In Ludwigsburg gibt es mehrere Hotspots, die eine weitgehend flächendeckende Versorgung mit freiem und kostenlosem Wlan in der Innenstadt herstellen. Aufgebaut hat das Netz ursprünglich ein Verein, anfangs gegen den Widerstand des Gemeinderats. Inzwischen haben die Stadträte ihre Meinung geändert, und vor wenigen Tagen haben die Stadtwerke das öffentliche Wlan-Netz übernommen – und fünf weitere Zugangspunkte in Betrieb genommen. Die Anzahl soll in den kommenden Monaten sukzessive ausgebaut werden. In Bietigheim-Bissingen ist aktuell kein weiterer Ausbau geplant, aber die Stadt ist bereits vergleichsweise gut mit freiem Wlan versorgt. Seit 2015 wurden acht Spots installiert, die den Marktplatz, Bahnhof oder die Fußgängerzone abdecken.

Esslingen

Esslingen bietet noch kein freies Wlan an, ein solches Angebot wird aber diskutiert. Deutlich weiter ist da etwa Nürtingen, wo der gesamte Innenstadtbereich mit freiem Wlan versorgt ist. Zusätzlich bietet Nürtingen eine Zeitreise-App an., die Wissenswertes aus der Stadtgeschichte (inklusive Bilder) vermittelt. Kirchheim/Teck verfügt über mehrere Hotspots in der Innenstadt. In Ostfildern gibt es ebenfalls freies Wlan, etwa rund um das Stadthaus im Scharnhauser Park. Auch in Wernau und in Denkendorf kann gratis gesurft werden.

Göppingen

Im Kreis Göppingen bieten vor allem die größeren Kommune öffentliches Wlan auf Plätzen an, aber auch viele kleinere haben das Thema inzwischen für sich entdeckt – etwa Wäschenbeuren, Süßen und Albershausen. Göppingen plant den Ausbau in der Innenstadt. Einen Zeitplan gibt es aber nicht. In Ebersbach können die Bürger in der Innenstadt zwischen Rathaus, Bahnhof und Östlichem Viehmarkt sowie im Waldhöhenfreibad surfen. Geislingen hat ein Netz in der Fußgängerzone zwischen dem Rathaus und der Bücherei eingerichtet. In Eislingen kann man im Zentrum rund um das Rathaus und im Schlosspark frei surfen. Ein weiterer Ausbau sei nicht nötig, sagt der Oberbürgermeister Klaus Heininger. Der Landschaftspark Töbele in Rechberghausen wird vom Stuttgarter Verein Freifunker seit längerem versorgt. Die Gemeinde denkt nun darüber nach, das Netz noch um einen Hotspot rund um Rathaus und im Eingangsbereich des Landschaftsparks zu erweitern. Kuchen bietet W-Lan im Freibad an, Süßen auf dem Rathausplatz. Herbert Juhn, der Bürgermeister von Bad Ditzenbach, hofft, das neue EU-Programm nutzen zu können, seine Gemeinde hat bisher kein öffentliches Wlan.

Rems-Murr

Im Rems-Murr-Kreis bieten seit dieser Woche alle großen Kreisstädte außer Backnang freies Wlan an. Fellbach hat als Stadt elf kostenlose Hotspots eingerichtet. Weitere elf soll es in absehbarer Zeit geben, auch in den Ortsteilen. Die Gemeinde Kernen hat ein kostenloses Wlan eingerichtet rund um das Bürgerhaus. Auch in Schorndorf, Berglen, Winnenden und Winterbach. In Althütte gibt es bereits seit 2014 drei freie Hotspots. Im selben Jahr zog Allmersbach im Tal nach, ein Jahr später die Gemeinde Welzheim. Waiblingen bietet erst seit diesem Montag nach einer mehr als zweijährigen Diskussion im Gemeinderat kostenloses Wlan an. Schwaikheim hat beschlossen, sechs Zugangsstellen in öffentlichen Einrichtungen anzubieten.

Böblingen

Der Kreis Böblingen ist in Sachen öffentliches Wlan gut ausgestattet. In allen großen Städten kann unter freiem Himmel gesurft werden – in Böblingen etwa am Elbenplatz, in Sindelfingen im Freibad. Herrenberg und Leonberg haben Hotspots auf dem jeweiligen Marktplatz eingerichtet. Auch viele kleinere Städte und Gemeinden bieten einen freien Internetzugang an. So kann man in Gärtringen in der Ortsmitte surfen. Auch auf dem Ehninger Marktplatz oder dem Ernst-Bauer-Platz in Renningen sind Hotspots vorhanden. In Aidlingen ist erst kürzlich auf dem Rathausvorplatz ein öffentliches Wlan-Netz in Betrieb gegangen. Die Steinenbronner müssen sich dagegen noch gedulden, denn dort steckt man in Sachen öffentliches Wlan-Netz noch in der Planungsphase.