Der Skandal um die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar zieht weitere Kreise: Einem Medienbericht zufolge soll der katarische Funktionär bin Hammam auch um Franz Beckenbauer und Michel Platini geworben haben.

Der Skandal um die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar weitet sich immer weiter aus: Einem Medienbericht zufolge soll der katarische Funktionär bin Hammam auch um Franz Beckenbauer und Michel Platini geworben haben.

London - Der umstrittene katarische Ex-Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam soll im Vorfeld der erfolgreichen WM-Bewerbung seines Landes nach Angaben der „Sunday Times“ auch um die Gunst von Franz Beckenbauer und UEFA-Präsident Michel Platini geworben haben. Nur ein paar Monate nach dem Zuschlag für Katar als Gastgeber der Fußball-WM 2022 sei Beckenbauer im Juni 2011 auf Einladung von bin Hammam zusammen mit Vorständen der unter anderem im Reedereigeschäft tätigen E.R. Capital Holding in Katar gewesen sein.

Beckenbauers Management wollte sich am Sonntag zu Details der Enthüllungen nicht äußern und verwies auf eine Stellungnahme des 68-Jährigen von vergangener Woche. „Ich habe nie für Katar oder für bin Hammam gearbeitet“, hatte die deutsche Fußball-Legende gesagt. Ein Sprecher des Beckenbauer-Managements bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, Beckenbauer habe vom 1. April 2011 bis Ende März 2014 als Berater und Botschafter für die E.R. Capital Holding gearbeitet. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte der „Sunday Times“, das Treffen habe sich um eine mögliche Zusammenarbeit mit katarischen Investoren im Schifffahrtssektor gedreht. Ein Vertrag sei dabei nicht zustande gekommen.

Beckenbauer, der bei der WM-Vergabe im Dezember 2010 als Mitglied in der Exekutive des Weltverbandes FIFA saß, hat bisher nicht offenbart, welchem Kandidaten er seine Stimme gegeben hat.

Wie die „Sunday Times“ weiter berichtet, habe Bin Hammam auch einen persönlichen Termin des katarischen WM-Bewerbungskomitees bei UEFA-Präsident Platini im Oktober 2010 in Nyon arrangiert. Diese Behauptung wies der Boss der Europäischen Fußball-Union zurück. Bin Hammam sei nicht persönlich bei ihm gewesen und habe auch nicht um ihn geworben, versicherte Platini.

Bin Hammam soll nach dem Bericht der "Sunday Times" zudem weitere 1,7 Millionen Dollar für Stimmen aus Asien bezahlt haben. Außerdem habe er Gespräche auf Regierungsebene mit Thailand für einen Gas-Deal eingefädelt, um sich die Stimme von Exekutivmitglied Worawi Makudi zu sichern. Auch von einem Treffen mit russischen Vertretern einen Monat vor der umstrittenen Abstimmung im Dezember 2010, bei dem es um „bilaterale Beziehungen“ zwischen den beiden Ländern im Sport ging, ist die Rede. Beide Länder erhielten den Zuschlag für 2018 und 2022.

Sony und Adidas fordern Aufklärung des Skandals

Nach den neuerlichen Vorwürfen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe fordern nun die ersten beiden Großssponsoren des Weltverbands FIFA eine rasche Aufklärung des Skandals.„Als FIFA-Partner erwarten wir, dass diese Vorwürfe angemessen untersucht werden“, erklärte der japanische Elektronikkonzern Sony am Sonntag. Es werde von der FIFA erwartet, dass sie sich in allen Bereichen an ihre Prinzipien von Integrität, ethischem Verhalten und Fairness halte.

„Wir sind zuversichtlich, dass diese Untersuchung mit hoher Priorität behandelt wird“, teilte unterdessen der Sportartikelhersteller Adidas am Sonntag mit. Das Unternehmen mahnte, „der negative Tenor der öffentlichen Debatte derzeit über die FIFA ist weder für Fußball, noch für die FIFA, noch für deren Partner gut“. Adidas hat seinen Vertrag mit der FIFA erst vor kurzem bis 2030 verlängert.