Reinhard Grindel (links, gemeinsam mit Ligapräsident Reinhard Rauball) verkündete die DFB-Unterstützung für die nordamerikanische Bewerbung. Foto: Pressefoto Baumann

Der DFB hat angekündigt, beim heutigen FIFA-Kongress die Gemeinschaftsbewerbung der USA, Kanada und Mexiko zu unterstützen. Damit dürfte die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wieder in Nordamerika stattfinden.

Frankfurt - Donald Trump ist dieser Tage in aller Munde. Nicht nur, weil es dem US-Präsident gelungen ist, den Nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un an den Verhandlungstisch zu bekommen – der streitbare Hausherr in Washington spielt auch eine entscheidende Rolle auf der Zielgerade bezüglich der WM-Vergabe 2026. Lange machte er keinen Hehl daraus, dass ihm die Gemeinschaftsbewerbung mit den Nachbarn aus Kanada und insbesondere aus Mexiko eher ein Dorn im Auge ist. Immerhin hat er seinen Wählern nichts anderes versprochen, als die Grenzen in Richtung Süden „dicht zu machen“. Zudem drohte er, sollte die eigentlich ungeliebte Bewerbung tatsächlich beim FIFA-Kongress scheitern, Länder mit offen ablehnender Haltung politisch abstrafen zu wollen – Fairplay geht sicherlich anders, das sieht man auch in der DFB-Zentrale so.

Trump ändert Haltung

Nun aber schien dem 71-Jährigen zu dämmern, dass eine aggressive oder ablehnende Haltung des Weißen Hauses gegenüber der Bewerbung schädlich für den Ausgang der heutigen Wahl in Moskau sein könnte und die Schuld dafür wohl bei ihm und seiner Administration gesucht werden könnte. Also beeilte er sich noch vor dem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator zu verkünden, dass WM-Besucher und Teilnehmer mit keinerlei Reiserestriktionen zu rechnen hätten – auch der derzeitige Einreisestopp für einige muslimisch geprägte Länder würde für die Zeit der Weltmeisterschaft aufgehoben. Von politischer Abstrafung der Bewerbungsgegner war nichts mehr zu hören. Zu groß schien die Gefahr, in der Abstimmung gegen Marokko zu verlieren oder gar eine komplette Neuausschreibung zu riskieren, sollte sich keine der beiden Bewerbungen die einfache Mehrheit beim FIFA-Kongress sichern können.

Inwieweit die jüngste Ankündigung Trumps eine Rolle dabei gespielt hat, dass der DFB in einer Presseerklärung verkündete, für die Nordamerika-Bewerbung stimmen zu wollen, kann nur spekuliert werden – öffentlich wird das jedenfalls dementiert. Einen Seitenhieb konnte oder wollte sich DFB-Präsident Reinhard Grindel allerdings nicht verkneifen. In Hinblick auf die angedrohten Sanktionen gegenüber Staaten mit ablehnender Haltung sagte der 56-Jährige: „Es ist erfreulich, dass beide Bewerbungen nach einem fairen und transparenten Verfahren auf dem Kongress zur Abstimmung stehen. Umso bedauerlicher waren die politischen Interventionen des US-Präsidenten, die dem Fairplay-Gedanken der FIFA widersprechen. Sie haben dementsprechend auf die Entscheidung des DFB keinen Einfluss gehabt.“

Grindel spricht sich für Gemeinschaftsbewerbungen aus

In Anbetracht der erstmals teilnehmenden 48 Teams bei der WM 2026 regte Grindel an, dass „kleinere und mittlere Verbände bei künftigen Weltmeisterschaften über gemeinsame Bewerbungen nachdenken“ sollten. Eine klare Absage an Marokko, dessen Bewerbung im letzten Evaluierungsbericht der FIFA lediglich 2,7 von möglichen 5 Punkten erhalten hatte. Die nordamerikanische Bewerbung erhielt immer 4,0 Punkte und verspricht auch finanziell deutlich lukrativer zu sein als eine in Afrika stattfindende WM: Mehr als das Doppelte versprechen die Macher der United2026 genannten Bewerbung aus den USA und Co. Und da Geld bekanntermaßen eine nicht zu geringe Rolle in der FIFA spielt, wäre alles andere als ein deutlicher Sieg für die United2026 eine große Überraschung.