Platz sechs beim WM-Super-G: Josef Ferstl ärgert sich nur kurz. Foto: dpa

Josef Ferstl verpasst eine Medaille im WM-Super-G knapp. Sein Ärger über Platz sechs verraucht schnell, er freut sich mit Kumpel Dominik Paris über dessen Gold.

Are - „Mann!“, schimpfte Josef Ferstl wütend, legte den Kopf in den Nacken und verzog zerknirscht das Gesicht. „Mann!“, schrie der Kitzbühel-Sieger noch einmal in die eiskalte Luft am Berg Areskutan, doch sein Ärger über Platz sechs beim WM-Super-G war schnell verraucht.

„Klar, es zählen die Medaillen, da kann man sagen, das habe ich verhauen“, meinte er, „aber ich bin eigentlich happy.“ 0,39 Sekunden fehlten dem 30-Jährigen vom SC Hammer zu seinem Kumpel Dominik Paris, der in Schweden die erste Männer-Goldmedaille abräumte, 0,30 Sekunden auf die zeitgleichen Silbermedaillengewinner Johan Clarey (Frankreich) und Vincent Kriechmayr (Österreich). „Das Glück“, sagte Ferstl auch mit Blick auf den vierten Rang von Viktoria Rebensburg am Vortag, „das Glück ist nicht auf unserer Seite.“

Nur ein Deutscher war besser als Josef Ferstl

Aber: „Bei der WM Top Sechs, da kann ich zufrieden sein.“ Ja, er freue sich sogar auf die Siegerehrung am Abend im heimeligen Ortszentrum des tief verschneiten Wintersportortes, betonte Ferstl. Dass er dort nur Beiwerk für die Sieger sein würde - was soll’s! Besser war ein Deutscher in einem WM-Super-G zuletzt 1989, als der spätere Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier Fünfter wurde. Zwei Jahre zuvor hatte Wasmeier mit Bronze die einzige deutsche Medaille in der zweitschnellsten Disziplin gewonnen. Statt sich weiter zu ärgern, freute sich Ferstl lieber mit seinem Freund Paris. „Domi ist ein guter Freund von mir, ein super Kerl“, sagte er.

Im Sommer werde er den Südtiroler in dessen Heimat besuchen, um diesen großen Sieg zu feiern. Nach der Besichtigung war Ferstl noch optimistisch. „Ich habe nach dem Kitzbühel-Sieg guten Rückenwind, bin gut drauf und verspüre wenig Druck. Ich werde angreifen“, versprach er. Denn Ferstl wusste: „Wer zurückzieht, wird nichts mit den Medaillen zu tun haben.“ ARD-Expertin Maria Höfl-Riesch meinte: „Er ist ein Gefühlsskifahrer - und das hier ist etwas fürs Gefühl.“

Die Medaillenränge konnte er nicht mehr gefährden

Das aber zeigte ausgerechnet Paris, ein Freund des grimmig-aggressiven Death Metal, der dieser Leidenschaft auch in seiner Hobbyband frönt. „Die Freude ist riesig“, sagte der 29-Jährige, „ich hab lange gezittert und erst nicht gedacht, dass es reicht. Schön zu hören, dass sich Pepi mit freut.“ Ferstl machte seine Ankündigung wahr, fuhr couragiert über den „kleinen Wasserfall“, den „Stövelbranten“ oder durchs „Kanonenrohr“, erlaubte sich keinen schlimmen Patzer, nur „kleine Fehler“, wie er meinte: „Aber die sind immer drin, wenn man schnell fahren will“. An der Schlüsselstelle vor dem Steilhang habe er „ein bisserl viel rausgenommen“, das war entscheidend. Paris, Super-G-Sieger von Bormio und Dritter bei Ferstls Sieg in Kitzbühel, ging mit der „3“ als erster Favorit auf die „Olympia“.

Er fuhr wild, als hätte er seine Lieblingsmusik im Ohr, aber auch klug wie in der Traverse im Mittelteil. Im Ziel schüttelte er den Kopf. Doch dass seine Zeit von 1:24,20 Minuten Gold wert war, diese Ahnung kam ihm schnell. Die hoch gewetteten Norweger um die angeschlagenen Olympiasieger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud konnten ihm nicht das Wasser reichen. Kriechmayr kam nah ran, aber nicht vorbei. Dessen Teamkollege Matthias Mayer, Olympiasieger von Pyeongchang, lag zwischenzeitlich vorne, schied nach einem Torfehler aber aus. Dann zeigte Clarey, in Kitzbühel Zweiter hinter Ferstl, dass noch was geht, ehe Ferstl selbst auf die Strecke ging. Die Medaillenränge aber konnte er nicht mehr gefährden.