Geht nicht eben motiviert ins Spiel um Platz drei: Niederlandes Stürmer Arjen Robben Foto: dpa

"Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben" - Arjen Robben hat überhaupt keine Lust auf das "kleine Finale" gegen Gastgeber Brasilien. Wenn es nach ihm ginge, würde man das undankbare Match gleich abschaffen.

"Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben" - Arjen Robben hat überhaupt keine Lust auf das "kleine Finale" gegen Gastgeber Brasilien. Wenn es nach ihm ginge, würde man das undankbare Match gleich abschaffen.

São Paulo - Die herzzerreißenden Tränen von Luka Robben konnte selbst sein Vater Arjen nicht stoppen. Nach der erneut titellosen WM-Enttäuschung versuchte der Superstar seine Frau Bernadien und den bitterlich weinenden Sohn auf der Tribüne zu trösten, doch der Kleine wollte partout nicht zu Papa auf den Arm. Mit einem kurzen Winken verabschiedete Robben seine Familie und wünschte sich dann möglichst weit weg vom Weltturnier am Zuckerhut.

"Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben", schimpfte der 30-Jährige nach der Ernüchterung im Halbfinale durch das 2:4 im Elfmeterkrimi gegen Argentinien. Nun geht es für die Niederlande im Verliererduell mit Brasilien am Samstag nur um Platz drei anstatt den ersehnten ersten WM-Pokal. "Allein der Titel zählt, das Spiel dürfen sie von mir aus echt abschaffen."

Wie schon im Finale vor vier Jahren, als Robben an Spaniens Keeper Iker Casillas gescheitert war, hatte der Bayern-Profi erneut die Entscheidung auf dem Fuß. Mit einem heroischen Tackling verhinderte Argentiniens Dauerantreiber Javier Mascherano jedoch kurz vor Ende der regulären Spielzeit das Traumfinale mit Deutschland. "Er war genau pünktlich mit seiner Grätsche", grämte sich Robben nach dem "Drama für Oranje" ("De Telegraaf") und wollte keinen persönlichen Favoriten für das anstehende Endspiel benennen: "Ich habe viele Freunde im Team von Deutschland, aber es soll der Bessere gewinnen."

Der Frust sitzt tief

Zu tief saß der Frust beim Team von Louis van Gaal, um an den WM-Showdown am Sonntag zu denken. In schneidendem Tonfall verurteilte der Trainer ebenfalls die anstehende Pflichtaufgabe gegen Brasilien. Es sei schlimm, "dass der Verlierer dieses Spiels am Ende mit zwei Niederlagen nacheinander aus einem eigentlich für ihn sehr erfolgreich verlaufenen Turnier gehen wird", plädierte er für einen zukünftigen Verzicht auf die Partie um den dritten Rang. "Das hat nichts mit meiner Auffassung von Sport zu tun."

Angesichts der niedrigen Erwartungen vor dem Turnier wäre aber selbst der Abgang als WM-Vierter als starkes Ergebnis zu werten. Umso verständnisvoller gingen die Verlierer mit den Elfmeter-Fehlschützen Ron Vlaar und Wesley Sneijder um. "Er war der beste Spieler auf dem Platz", sagte van Gaal über Innenverteidiger Vlaar. "Deshalb war ich mir auch sicher, dass er genug Selbstvertrauen hat für das Elfmeterschießen." Der Trainer offenbarte zudem sogar, dass zwei Spieler verweigert hätten, den ersten Versuch zu wagen, so dass Vlaar ran musste. "Wenn du keinen Elfmeter nimmst, kannst du keinen verschießen", klagte Unglücksschütze Sneijder vielsagend.

Einen weiteren Torwartcoup wie im Viertelfinale gegen Costa Rica, als der eingewechselte Tim Krul zwei Elfmeter hielt, verbaute sich der Coach mit drei Einwechslungen von Feldspielern selbst. Der blasse Stürmer Robin van Persie habe nicht mehr gekonnt, berichtete van Gaal. "Und ich hatte das Gefühl, dass (Klaas-Jan) Huntelaar das Tor macht."

Doch erstmals bei dieser WM gelang dem 62-Jährigen kein spielentscheidender Glücksgriff: Stammtorhüter Jasper Cillessen war von ihm schon zuvor als schlechtester Elfmeterkiller im WM-Kader abqualifiziert worden und hielt keinen Schuss vom Punkt. "Enorm unglückliche Niederlage", twitterte Ministerpräsident Mark Rutte.

Auch am Donnerstag war die Stimmung beim Regenerationstraining noch gedrückt. Es sei sehr ruhig gewesen, "es gab keine Scherze oder Lachen" im Team, schrieb "De Telegraaf". Alle Niederländer betonten allerdings trotz des verpassten vierten WM-Finals den "Stolz" auf das Geleistete: "Wir haben wie Löwen verteidigt", sagte Dirk Kuyt. Der 33-Jährige ist der Älteste aus der Mannschaft, die womöglich bei der EM 2016 in Frankreich mit diesem Kern noch einen weiteren Höhepunkt erreichen kann.

Das Angriffstrio um Robben, Sneijder und den im Halbfinale blassen Robin van Persie ist mit 32 Jahren noch nicht allzu weit vom Zenit entfernt, die zahlreichen Jungen wie Messi-Bewacher Jordy Clasie entwickeln erst ihre internationale Reife. Die Zukunft konnte in der enttäuschenden Gegenwart aber nicht als Trost dienen. Möglicherweise werde man erst noch realisieren, "wie nah wir eigentlich dem Finale waren", bekannte Robben.