Deutschlands dreifacher Torschütze Andre Schürrle (Mitte) jubelt mit Mario Götze (links) und Mesut Özil nach seinem Treffer zum 5:3 für Deutschland gegen Schweden. Foto: dpa

Fußball-Wahnsinn - beim 5:3 in Schweden glänzte Schürrle mit einem Dreierpack, doch die deutsche Abwehr stand nicht immer sicher.

Stockholm - Dass da was war mit den Schweden – das musste man keinem der deutschen Nationalspieler noch einmal sagen. Auch nicht in der 69. Minute des erneuten Aufeinandertreffens mit den Skandinaviern am Dienstagabend in Stockholm. 4:4 hatte es am Ende des Hinspiels in Berlin gestanden – obwohl das deutsche Team 4:0 geführt hatte. Und nun, im Rückspiel, erzielten die Schweden plötzlich den Anschlusstreffer zum 3:4.

Tobias Hysén hieß der Übeltäter aus deutscher Sicht, der eine Freistoßflanke volley ins Tor von Manuel Neuer gezimmert hatte, es war wieder knapp, man musste sich wieder sorgen um das deutsche Team, es drohte tatsächlich wieder ein 4:4. Doch da hatte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diesmal was dagegen. Vor allem André Schürrle hatte was dagegen.

Am Strafraum der Schweden bekam der offensive Mittelfeldspieler in der 76. Minute den Ball von Toni Kroos zugespielt. Schürrle nahm die Kugel an, änderte kurz die Richtung, nahm Maß – und zirkelte den Ball traumhaft schön ins lange Eck des schwedischen Tores. Es war das 5:3 für das deutsche Team, es war die Entscheidung in einem erneut verrückten Spiel, und es war das Ende der André-Schürrle-Show – die schon viel früher begonnen hatte.

In einer Partie, in der für beide Mannschaften tabellarisch schon alles klar war – Deutschland ist fix für die WM qualifiziert, die Schweden nehmen an den Play-offs teil – fand das Team von Bundestrainer Joachim Löw zunächst überhaupt nicht zur Normalform. Bastian Schweinsteiger, der sein 100. Länderspiel machte, konnte das Spiel nicht strukturieren, vorne fehlte die letzte Konsequenz, und das Defensivverhalten erinnerte an dunkle Momente in der jüngeren Nationalmannschaftsgeschichte.

Die deutsche Elf wurde kalt erwischt

Schon in der 6. Minute reichten den Schweden fünf Ballkontakte, um von einem Abstoß zum Torerfolg zu kommen – Hysén traf zum ersten Mal. In der 42. Minute lief es ganz ähnlich: Ballverlust Schweinsteiger, ein schneller Pass in die Spitze, Schwedens Alexander Kacaniklic schloss zum 2:0 ab. „Wir sind kalt erwischt worden“, sagte Schürrle. „Wir haben zwei Fehler gemacht und lagen gleich 0:2 zurück“, ergänzte Bundestrainer Joachim Löw. Und erst danach wachte das deutsche Team so richtig auf. Noch vor der Pause schaffte Mesut Özil den Anschluss – und mit Wiederanpfiff begann die Zeit von André Schürrle.

Das 2:2 (53.) durch den eingewechselten Mario Götze bereitete er durch eine starke Aktion gegen zwei Schweden mit vor. Das 3:2 (57.) erarbeitete er sich durch einen Ballgewinn an der Mittellinie und einen entschlossenen Abschluss komplett alleine. Beim 4:2 (66.) gab er wieder den eiskalten Vollstrecker – und beim 5:3 in der 76. Minute krönte er dann seine außergewöhnliche Leistung mit seinem dritten Treffer. „Wir waren in der zweiten Halbzeit zwingender“, lobte Löw und sagte über den Helden des Abends: „Dynamisch, schnell, mit Zug zum Tor – wenn er so weitermacht, geht an ihm kein Weg vorbei.“ Schöne Worte – doch Schürrle blieb bescheiden. „Drei Tore sind schön“, sagte er und betonte: „Viel wichtiger war, dass wir zum Abschluss der WM-Qualifikation gewonnen haben.“ Das DFB-Team blieb damit ohne Niederlage – weshalb die Zweifel nun wohl nicht ganz so groß sind.

Doch auch in Stockholm gab es für solche gute Gründe – vor allem durch das Defensivverhalten von Löws Mannschaft. Wieder einmal begeisterte das deutsche Team offensiv, schaffte es aber nicht, hinten dicht zu halten. „Das hat mit Abstimmung zu tun, das braucht Zeit“, erklärte Kapitän Philipp Lahm und beschwichtigte alle Kritiker mit Blick auf die längere Vorbereitungszeit direkt vor der WM 2014.

Das Turnier beginnt am 12. Juni, bis zum Start der Vorbereitung bleiben drei Testspiele, um die richtigen 23 Spieler zu finden und das Spiel der Nationalmannschaft zu perfektionieren. In der Offensive, wo – auch wegen André Schürrle – eher weniger Arbeit wartet. Aber eben auch in der Abwehr, die stabiler werden muss. Damit nicht auch in Brasilien plötzlich ein 4:4 droht.