Die Niederlande (hier Arjen Robben) sind nach ihrem 4:3-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Costa Rica ins WM-Halbfinale eingezogen. Weitere Bilder von den Spielen am Samstagabend zeigen wir in der folgenden Bilderstrecke. Foto: dpa

WM kompakt - Alle Spiele, alle Ergebnisse Das letzte WM-Viertelfinale zwischen den Niederlanden und Costa Rica übertrumpfte die vorherigen Spielen in Sachen Spannung noch einmal. Erst im Elfmeterschießen fiel die Entscheidung zu Gunsten der Niederländer. Halbfinalgegner ist Argentinien nach dem 1:0 gegen Belgien.

Niederlande gegen Costa Rica - 4:3 (0:0) n.E.

Salvador - Oranjes Titeltraum geht weiter, Costa Ricas Fußball-Märchen ist zu Ende. Mit einem 4:3 in einem dramatischen Elfmeterschießen über den großen Außenseiter aus Mittelamerika wahrten Arjen Robben und Co. die Chance auf den ersten WM-Gewinn für die Niederlande. Dank der Reaktionsschnelligkeit des erst wenige Minuten zuvor eingewechselten Torhüters Tim Krul, der zwei Elfmeter parierte, zog die "Elftal" am Samstag vor 51 179 Zuschauern in Salvador mit viel Glück zum insgesamt fünften Mal in ein WM-Halbfinale ein. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 0:0 gestanden.

Bei einem weiteren Erfolg am Mittwoch in São Paulo über Argentinien stünde Holland wie schon vor vier Jahren in Südafrika im Endspiel. Dagegen blieb dem großen Außenseiter aus Mittelamerika ein weiterer WM-Coup verwehrt. Auch der erneute große Rückhalt Keylor Navas im Tor konnte das Aus seiner Mannschaft nicht abweden.

Costa Rica lauert auf Konter

Im ersten Duell beider Mannschaften überhaupt waren die Rollen von Beginn an klar verteilt. Wie erwartet, übernahmen die Niederländer die Regie, Costa Rica verlegte sich aufs Kontern. Doch die Hoffnungen der Elftal auf einen ähnlich furiosen Auftritt wie schon beim furiosen 5:1 über Spanien in ihrem ersten WM-Gruppenspiel an gleicher Stätte erfüllten sich zunächst nicht.

Zum wiederholten Mal entpuppte sich Costa Rica als unangenehmer Gegner - wie schon in den bisherigen WM-Partien gegen die ehemaligen Weltmeister Italien, Uruguay und England sowie den Achtelfinal-Kontrahenten Griechenland. Nicht zuletzt deshalb tat sich die auf zwei Positionen veränderte Oranje-Elf beim Herausspielen von Torchancen ungewohnt schwer. Gegen das von Coach Jorge Luis Pinto glänzend eingestellte Team fand die holländische Offensive lange kein Durchkommen.

Erst nach 20 mehr oder weniger ereignislosen Minuten gewann die Partie an Fahrt. Robin van Persie sorgte für den ersten Aufreger: Doch beim Schuss des Angreifers von Manchester United bewies der zuletzt hochgelobte Schlussmann Keylor Navas, warum angeblich auch der FC Bayern mit einer Verpflichtung liebäugelt. In ähnlich überzeugender Manier klärte der Schlussmann sieben Minuten später gegen den WM-Startelf-Debütanten Memphis Depay und in der 39. Minute bei einem platzierten Freistoß von Wesley Sneijder.

Coast Ricas Abwehrbollwerk stand bis zum Schluss

Das Fehlen der gesperrten Stammkraft Oscar Duarte machte sich in der Abwehr von Costa Rica nicht negativ bemerkbar. Der für ihn in die Mannschaft gerückte Johnny Acosta vertrat ihn prächtig und trug dazu bei, dass sich die überlegenen Niederländer bis zur Pause vergeblich um ein Tor bemühten. Auf der anderen Seite blieb der niederländische Keeper Jaspar Cillessen allerdings nahezu beschäftigungslos.

Auch nach Wiederanpfiff war das Angriffsspiel des Favoriten lange Zeit zu statisch. Das machte den Gegner mutiger. Bei einem Kopfball von Giancarlo Gonzáles (64.) über das Tor kam Costa Rica einem Treffer zum ersten Mal nahe. Doch angesichts einer drohenden Verlängerung erhöhte Oranje in der Schlussphase das Tempo und wurde dafür fast belohnt. Doch der Freistoß von Sneijder in der 82. Minute landete nur am Pfosten. In der dramatischen Nachspielzeit der regulären Spielzeit rettete Yeltsin Tejede bei einem Schuss von van Persie auf der Linie.

In der Verlängerung blieben die Niederländer ihrer Abschlusschwäche treu: Zahlreiche Chancen blieben ungenutzt. Doch auch der Gegner war dem Siegteffer nahe: So klärte Cillessen in höchster Not gegen Marco Urena (116.).

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Argentinien gegen Belgien - 1:0 (1:0)

Brasília - Dank Gonzalo Higuain hat Argentinien einen weiteren Schritt Richtung Traumfinale bei der Fußball-Weltmeisterschaft gemacht und mutlosen Belgiern den Weg unter die Top Vier verbaut. Durch ein glanzloses 1:0 (1:0) erreichten die Südamerikaner am Samstag in Brasília zum ersten Mal seit 1990 ein WM-Halbfinale und treffen dort am Mittwoch in São Paulo (22.00 Uhr MESZ) auf die Niederlande.

Mit seinem ersten Turnier-Tor machte Higuain in der 8. Minute den dritten 1:0-Erfolg des zweifachen Weltmeisters perfekt, der vor 68 551 Zuschauern seinen Viertelfinal-Fluch besiegte, aber einmal mehr den Nachweis schuldig blieb, ein heißer Titelkandidat zu sein. Belgiens "Rote Teufel" verpassten nach ihrer schwächsten Vorstellung in Brasilien den ersten Einzug in die WM-Vorschlussrunde seit 1986. Die Argentinier überließen den Belgiern zunächst das Spiel, doch die "Roten Teufel" konnten kein Kapital daraus schlagen. Gegen taktisch sehr disziplinierte Südamerikaner blieben sie wirkungslos - und Lionel Messi bekamen sie nur selten in den Griff

Tor fällt schon nach acht Minuten

In der 8. Minute war der Star mit einem Zuspiel auf Angel di Maria Ausgangspunkt des Führungstores. Dessen von Jan Vertonghen abgefälschter Pass landete bei Higuain, der nicht lange fackelte und Torwart Thibaut Courtois mit seinem Direktschuss aus 16 Metern überwand. Für den Stürmer war der erste WM-Treffer in Brasilien eine Erlösung. Higuain, der nicht topfit in die WM gestartet war und sich schon Kritik gefallen lassen musste, wurde im Spielverlauf immer stärker und machte auch den Ausfall von di Maria wett. Der Flügelflitzer musste nach 33 Minuten seinen Platz wegen einer Oberschenkelblessur für Enzo Perez räumen.

Die Wechsel in Argentiniens Abwehr zahlten sich aus. Der Ex-Münchner Martin Demichelis, der nach zweieinhalb Jahren ohne Länderspiel von Trainer Alejandro Sabella überraschend für die WM berufen worden war, fügte sich in die zur Hälfte neu formierte Viererabwehrkette bestens ein. Lucas Biglia, der einige Jahre in der belgischen Liga spielte, meldete zumeist Wolfsburgs Kevin De Bruyne ab.

Belgien lässt Worten keine Taten folgen

Die vor dem Spiel noch so selbstbewussten "Roten Teufel" ließen ihren vollmundigen Worten keine Taten folgen und agierten die meiste Zeit ohne Biss und Kreativität. Erst in der 26. Minute hatte Argentiniens Keeper Sergio Romero beim Schuss von de Bruyne seine erste Prüfung zu bestehen. Der Schlussmann konnte den Ball nur nach vorne abklatschen, doch kein belgischer Angreifer hatte nachgesetzt. Die beste Gegelegenheit vor der Pause verpasste Kevin Mirallas, der von Coach Marc Wilmots den Vorzug vor Dries Mertens erhalten hatte. Sein Kopfball nach Vertonghen-Flanke flog knapp am Tor vorbei (42.).

Dank Higuain blieb die Albiceleste auch nach dem Seitenwechsel die dominierende Mannschaft. In der 55. Minute scheiterte der 26-Jährige nach tollem Solo, bei dem er sogar Belgiens Abwehrchef Vincent Kompany tunnelte, mit seinem Schuss an der Lattenoberkante. Erst die Einwechslungen von Mertens und Romelu Lukaku für Mirallas und den schwachen Divock Origi brachten nach gut einer Stunde frischen Wind in die belgische Offensive. Doch zwingende Torchancen vermochten sich die "Roten Teufel" nicht mehr zu erspielen, obwohl Abwehrspieler Daniel van Buyten in der Schlussphase mit in die Spitze ging.

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