Die beiden Susanas feuern die kroatische Mannschaft an. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Theodor-Heuss-Straße war fest in der Hand der kroatischen Fans – ein Meer aus Rot-Weiß-Kariert. Auch die Niederlage im WM-Finale hielt viele nicht vom Feiern ab. Ein paar Scharmützel mit der Polizei gab es trotzdem.

Stuttgart - Nach dem Abpfiff wird’s kurz brenzlig. Kroatische Fans zünden Feuerwerk, legen sich mit der Polizei an, es gibt Verletzte. Dabei war die Feier auf der Theodor-Heuss-Straße zuvor noch friedlich: Das WM-Finale ist verloren, die meisten Kroaten feiern ihre Fußballer aber trotz der Niederlage.

Schon lange vor Spielbeginn ist die Theodor-Heuss-Straße fest in der Hand der kroatischen Fans. Vom Rotebühlplatz an ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt, auf den Gehwegen ist kein Durchkommen mehr, und nur mit viel Glück ist noch ein Blick auf einen der Großbildfernseher zu erhaschen. Die Theo ist ein Meer aus Rot-Weiß-Kariert, dazwischen riesige Fahnen, die über den Köpfen geschwenkt werden.

„Für so ein kleines Land ist das Wahnsinn“

Mittendrin stehen auch zwei kroatische Fans, die beide Susana heißen: eine ist aus Göppingen, eine aus Böblingen angereist. „Ich war bisher bei jedem Spiel der kroatischen Mannschaft hier“, erzählt die Göppingerin. Sie weiß von Leuten, die aus Frankfurt oder sogar der Schweiz nach Stuttgart gekommen sind, um hier das WM-Finale zu schauen und die kroatische Mannschaft anzufeuern. Die Böblinger Susana hat bisher zu Hause geschaut und sich jetzt vom Enthusiasmus der Freundin mitreißen lassen. „Das ist Adrenalin und Gänsehaut pur“, sagt die Göppingerin. Beide haben „nicht ansatzweise“ erwartet, dass die kroatische Fußballnationalmannschaft so weit kommen würde. „Wir waren froh, dass wir die Qualifikation geschafft haben! Für ein so kleines Land ist das Wahnsinn.“ Beide glauben: „Frankreich schießt zuerst ein Tor, Kroatien zieht nach.“

Zur Halbzeit verhaltener Optimismus

So ähnlich kommt es dann auch: Beim unglücklichen Eigentor ist die kollektive Enttäuschung zu spüren. Als die Kroaten das 1:1 schießen, ist kein Halten mehr: Unter minutenlangem Jubel fallen sich die Fans in die Arme, tanzen ausgelassen, Leuchtfeuer werden gezündet. „Haben wir es nicht gesagt, dass es so kommt?“, rufen die beiden Susanas und umarmen sich.

Zur Halbzeit herrscht verhaltener Optimismus: „Die können das noch drehen“, heißt es von allen Seiten. Nach dem 3:1 und 4:1 geht die Stimmung sichtlich in den Keller: Viele Fans stehen auf und gehen, andere schauen betrübt in ihre Bierbecher. Dann gelingt Kroatien das 4:2, und die Fans feiern. „Das ist doch unglaublich, dass die das noch hinkriegen!“, ruft die Göppinger Susana. „Das spricht für diese Mannschaft!“ Nach Spielende resümiert sie: „Auch wenn wir verloren haben, sind wir die Gewinner.“