Es wurde viel geredet im deutschen Team. Foto: dpa/Christian Charisius

Spieler und Trainerteam der Nationalmannschaft haben intern Klartext gesprochen – weil es einiges zu klären gab vor dem Spiel gegen Spanien am Sonntag.

In einem Sitzungssaal im Zulal Wellness Resort am Nordrand von Katar, dort, wo die besser Betuchten der arabischen Halbinsel sich fernab der WM zu den Lauten von Klanggabeln mit einer Massage verwöhnen lassen, hat es in den vergangenen Tagen lautere Töne gegeben: Es hat gescheppert. Denn die Reisedelegation des Deutschen Fußball-Bundes hat intern Klartext gesprochen – weil es einiges zu klären gab.

Angesichts des drohenden WM-Aus im zweiten Gruppenspiel an diesem Sonntag in Al Khor gegen Spanien (20 Uhr/ZDF) lud der Bundestrainer Hansi Flick zu einer außerplanmäßigen Mannschaftssitzung. Anstelle einer Ansprache entschied sich Flick nach der 1:2-Niederlage zum Auftakt für eine Art offene Aussprache der DFB-Elf. Die dauerte dann etwas mehr als eine Stunde – und hinterließ Spuren.

„Jeder weiß, was nach dem Meeting Sache ist“, sagte der Offensivmann Kai Havertz am Freitag auf dem Pressepodium. Kritik und Vorwürfe wurden demnach offen angesprochen. Es sei Zeit gewesen, „miteinander zu sprechen und sich die Wahrheit zu sagen“, sagte Havertz weiter. Die Fundamentalschelte von Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan nach der Japan-Pleite und die nicht namentlich genannte Kritik einiger weiterer Nationalspieler an manchen Kollegen? Das sei kein Problem und auch nicht der Anlass der Besprechung gewesen, meinte Havertz, denn: „Man geht sich auch mal an.“

Jeder sollte sich äußern

Beim Austausch im Teamhotel kam nun alles auf den Tisch. Jeder konnte und sollte sich äußern, es ging um die Taktik, das Gefühl für die Gruppe, um Sportliches und Atmosphärisches. Danach sei man aus dem Saal gegangen und habe das Gefühl gehabt, dass man Spanien schlagen könne, berichtete Offensivmann Julian Brandt und gab das Motto vor: „Wir müssen davon wegkommen, immer davon zu reden, dass wir in einer Scheiß-Situation sind.“ Na denn.

Um die Stimmung entscheidend zu verbessern, braucht es nun allerdings nichts anderes als einen Sieg gegen Spanien. Dabei kann Leroy Sané womöglich wieder mithelfen. Der Außenstürmer absolvierte am Freitagnachmittag nach seinen Knieproblemen zumindest wieder Teile des Mannschaftstrainings.