Konsternierter Coach: Hansi Flick und sein Team sind gescheitert. Foto: imago/Kyodo News

Ende schlecht, alles schlecht? Die erneut bereits in der Vorrunde gescheiterte Titelmission der deutschen Nationalmannschaft hat viele Ursachen.

Es ist also tatsächlich so gekommen – die DFB-Elf, der viermalige Weltmeister, scheitert zum zweiten Mal nacheinander in der WM-Vorrunde. Ende schlecht, alles schlecht, so ist das nach dem bitteren Aus von Al-Khor, wo die Arena-Umhüllung einem Beduinenzelt nachgeahmt ist. Jetzt bricht der deutsche Tross die Zelte in der Wüste ab – die Gründe dafür sind vielschichtig. Die gescheiterte Titelmission begann im Oman. Bevor es vor dem Turnierstart ins WM-Quartier im Norden Katars ging, hatte der Bundestrainer Hansi Flick dort ein Trainingslager angesetzt. Das Ziel war klar: in Schwung kommen und sich an die klimatischen Bedingungen gewöhnen.

Die meisten Spieler kamen hochbelastet in Richtung WM

Zumindest Letzteres klappte, das andere eher nicht. So ließ Flick in den vier Tagen im Oman nur einmal trainieren, und diese Einheit war eher eine Regenerationseinheit. Beim einzigen WM-Test gegen den Gastgeber steuerte der Coach dann die Belastung und setzte einige Stammkräfte auf die Bank. Die einzige Chance, sich einspielen zu können, nutzte Flick also nicht. Nun gibt es Gründe für diese Steuerung. Die meisten Spieler kamen wie jene aller anderen Nationen aus dem laufenden Liga-Betrieb heraus hochbelastet in Richtung WM, die kurze Vorbereitung glich der Quadratur des Kreises: erholen und einspielen, regenerieren und mit Blick aufs erste WM-Spiel Gas geben, das passt inmitten des prallen Terminkalenders kaum zusammen. Auch nicht bei der DFB-Elf – die dann nach der Ankunft an einem Donnerstag in Katar am Samstag das erste Mal trainierte. Den Freitag hatte Flick freigegeben. Fünf Tage vor dem Auftakt gegen Japan.

Im Rückblick, klar, kann man das dem Bundestrainer vorwerfen. Allerdings: Die Vielspieler Kimmich und Co. wären wohl noch ausgelaugter in die WM gegangen, hätte man sie konstant belastet im Training. Es folgte die Partie gegen Japan (1:2), als in der Schlussphase nach starken ersten 65 Minuten alles schieflief, was schieflaufen konnte – vor allem in der Abwehr, wo Nico Schlotterbeck und Niklas Süle sich mit ihren Unzulänglichkeiten überboten. Flick lag dazu mit seinen Wechseln daneben, als er in Thomas Müller und Ilkay Gündogan eine funktionierende Achse herausnahm.

Deutschland fehlt es an verlässlichen Außenverteidigern

Hinterher griff Gündogan einige Mitspieler an und unterstellte ihnen Passivität, Kapitän Manuel Neuer gab ihm recht. Vor dem zweiten Gruppenspiel gab es im Teamhotel eine Aussprache, von der hinterher alle behaupteten, dass Gündogans Kritik nicht der Anlass gewesen sei, sondern taktische Dinge. Wie auch immer: Es kam alles auf den Tisch – und gegen Spanien, da überzeugte die DFB-Elf als geschlossene Einheit, die auch spielerisch Akzente setzte.

Nach dem 1:1 gab es Hoffnung aufs Weiterkommen – schon da allerdings war nicht alles gut gelaufen. So setzte sich beim mühsamen 4:2 gegen Costa Rica das fort, was qua mangelnder Ausbildung seit Jahren zu beobachten ist: Deutschland fehlt es an defensiv geschulten, verlässlichen Außenverteidigern, das wurde insbesondere auf der rechten Seite deutlich. An treffsicheren Stoßstürmern fehlt es genauso – auch diese Erkenntnis ist keine neue.

Am Ende steht nun das Aus.