Der Anfang vom Ende der spanischen Titelträume. Mit 1:5 geht Spanien vor vier Jahren gegen die Niederlande unter. Foto: dpa

Drei der letzten vier Weltmeister kamen beim darauffolgenden Turnier nicht über die Vorrunde hinaus – eine Warnung für die deutsche Mannschaft. Die Gründe für das jeweilige Ausscheiden sind vielschichtig. Ein Blick zurück.

Stuttgart - Überaltert, satt, überheblich – die letzten vier Weltmeister mussten sich nach dem erfolglosen Projekt Titelverteidigung so manches von Fans und Presse anhören. Dabei war das frühe Ausscheiden keinesfalls jedes Mal der Altersstruktur geschuldet, manchmal spielten Verletzungen oder schlicht mangelndes Glück eine große Rolle. Lernen die Deutschen aus den Fehlern ihrer „Vorgänger“?

Spanien WM 2014

Mit der Empfehlung von drei gewonnenen Turnieren in Folge geht Spanien in Brasilien an den Start. Zum Auftakt die Wiederauflage des WM-Finals von 2010 gegen die Niederlande. Und wer weiß, wie das Turnier für „La Roja“ verläuft, wenn David Silva nicht die große Möglichkeit auf das 2:0 vergibt – sein Ball segelt vorbei, im direkten Gegenzug trifft Robin van Persie mit einem fantastischen Flugkopfball zum 1:1-Ausgleich. Der erste spanische Gegentreffer bei einer Weltmeisterschaft nach fast 500 Minuten, von da an nimmt das Unheil aus Sichtt der Spanier seinen Lauf. Keeper Iker Casillas sieht mehrfach nicht gut aus, und am Ende steht mit 1:5 die zweithöchste Niederlage der spanischen WM-Geschichte. Vor der zweiten Partie gegen Chile reagiert Weltmeister-Coach Vincente del Bosque und setzt die überspielten Superstars Xavi und Gerard Piqué auf die Bank – allein, es hilft nichts. Die Südamerikaner erwischen einen Sahnetag, Casillas patzt erneut, und Chile siegt mit 2:0. Der Titelverteidiger ist noch vor dem abschließenden Gruppenspiel ausgeschieden. „Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen“, sagt Casillas in die TV-Mikrofone. Zum Abschluss noch ein versöhnliches 3:0 gegen Australien – Del Bosque bleibt, leitet eine Verjüngungskur ein und übergibt zwei Jahre später an Nachfolger Julen Lopetegui.

Italien WM 2010

„Wir haben unser Land bitter enttäuscht“, schimpft Italiens Vorkämpfer Gennaro Gattuso. In einer Gruppe mit Paraguay, Neuseeland und der Slowakei kommt der Weltmeister von 2006 lediglich zu zwei Unentschieden und scheidet als Gruppenletzter aus. Zwei große Probleme stechen in Südafrika hervor: Zum einen hat Weltmeister-Trainer Marcelo Lippi mit erheblichen Verletzungssorgen zu kämpfen, zum anderen machen ihm die italienischen Fans die Nominierung zum Vorwurf: Weder Francesco Totti noch Alessandro Del Pierro sind im WM-Aufgebot. Das gilt – trotz des fortgeschrittenen Alters der beiden Weltstars – in der Heimat als Majestätsbeleidigung. Torhüter Gianluigi Buffon verletzt sich im ersten Spiel, Andrea Pirlo kann lediglich im letzten Spiel eine Hälfte mitwirken, zu wenig für die uninspirierte „Squadra Azzurra“. Lippi übernimmt nach dem abschließenden 2:3 gegen die Slowakei (ein Unentschieden hätte für das Achtelfinale gereicht) die Verantwortung und macht den Weg für Nachfolger Cesare Prandelli frei.

Brasilien 2006

Beim deutschen „Sommermärchen“ übersteht Brasilien die Vorrunde souverän und gewinnt auch das Achtelfinale gegen Ghana mit 3:0. Aber als Ronaldo und Co. im Viertelfinale von Frankreich zum ersten Mal wirklich gefordert werden, treten die Schwierigkeiten der Mannschaft von Carlos Alberto Parreira zutage. Zu alt, zu langsam, übergewichtig – so lautet die harte Analyse der Presse im Anschluss an das schmeichelhafte 0:1 gegen Frankreich. Dabei läuft auch die französische Mannschaft um Altstar Zinédine Zidane nicht Gefahr, mit einer A-Jugend verwechselt zu werden. Aber die Brasilianer um Ronaldo, Ronaldinho oder Roberto Carlos wirken tatsächlich nicht austrainiert – da hilft auch der aufstrebende Kaka nicht weiter. Parreira, 1994 noch Weltmeistertrainer, schmeißt hin, mit ihm tritt eine ganze Generation an Weltklassefußballern ab – eine Zäsur im brasilianischen Fußball.

Frankreich WM 2002

Es gilt bis heute als der schwächste Auftritt eines Weltmeisters: Frankreich scheitert bei der WM in Südkorea und Japan sieg- und torlos in der Vorrunde. Dabei gilt die Gruppe mit den Kontrahenten Senegal, Uruguay und Dänemark im Vorfeld trotz der Verletzung von Zinédine Zidane für den Welt- und Europameister durchaus als machbar. Erst im abschließenden Gruppenspiel gegen Dänemark (0:2) kann der Weltfußballer mitspielen, aber auch er kann das blamable Aus der Équipe Tricolore nicht verhindern. Trainer Roger Lemerre – von vielen wegen seines Führungsstils und seiner taktischen Inflexibilität als Hauptschuldiger ausgemacht – verweigert seinen Rücktritt, wird allerdings drei Wochen nach dem Turnier entlassen. Zidane führt den fast identischen Kader vier Jahre später wieder in das WM-Finale. Erst das ist das Ende der goldenen Generation.