„Liebe ist ein Menschenrecht“: Aktivisten bei einem Protest in St. Petersburg. Foto: AP

Das „Diversity House“ – ein sicherer Ort in St. Petersburg, an dem diskriminierte Minderheiten wie Lesben und Schwule Fußball schauen können – wurde plötzlich abgesagt. Aktivisten vermuteten politische Gründe. Auch VfB-Star Thomas Hitzlsperger meldete sich zu Wort.

St. Petersburg - Das „Diversity House“ in St. Petersburg, ein sicherer Treffpunkt für diskriminierte Minderheiten wie schwule und lesbische Fußballfans, hat sich kurzfristig eine neue Bleibe suchen müssen. Einen Tag vor der geplanten Eröffnung wurde das Projekt gestoppt, wie die Organisation Fare network berichtet, die hinter dem „Diversity House“ steckt. Der Vermieter des Gebäudes ist abgesprungen. Die Initiative vermutet, dass seine Absage politische Gründe hatte.

Ursprünglich sollte das „Diversity House“ gleichzeitig mit dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland eröffnen. Doch dazu kam es nicht. „Die Art und Weise, wie das Diversity House geschlossen wurde, kennen Organisationen aus St. Petersburg bereits, es ist eine typische Methode, mit der die Stadtbehörden Initiativen einstellen, die nicht ihren politischen Ansichten entsprechen“, lässt Piara Powar, Geschäftsführer von Fare, in einem Statement verlautbaren.

Als die Schließung bekannt gegeben wurde, meldete sich der ehemalige VfB-Star Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 als homosexuell outete, zu Wort. „Das macht mich traurig“, schrieb Hitzlsperger auf Twitter. „Vor allem für all diejenigen, die sich bemüht haben, eine einladende WM zu organisieren, die alle mit einschließt. Bleibt stark und lasst euch nicht davon unterkriegen.“

Während der Fußball-WM, die vom 14. Juni bis zum 15. Juli stattfindet, veranstaltet Fare network zwei „Diversitätshäuser“, eines in Moskau und eines in St. Petersburg. Das Haus in Moskau wurde wie geplant eröffnet. Das „Diversity House“ in St. Petersburg konnte mit zweitägiger Verspätung in neuen Räumen an den Start gehen. Die Veranstalter sind daher optimistisch: „Wir hoffen, dass der Druck auf das Petersburger Haus jetzt nachlässt“, sagt Pavel Klymenko, Entwicklungsleiter bei der Organisation Fare network.

Seitdem Russland 2013 ein Gesetz gegen die sogenannte Propaganda von Homosexualität verabschiedet hat, ist die Stimmung im Land gegen Lesben und Schwule stark gekippt. Homosexuellen Fußballfans, die zur WM nach Russland reisen, wird daher zur Wachsamkeit geraten.