Neymar kam mit Brasilien bei der WM 2018 nicht über ein 1:1 gegen die Schweiz hinaus. Foto: dpa

Der nächste Fehlstart eines WM-Favoriten: Brasilien um Superstar Neymar enttäuschte beim 1:1 gegen die Schweiz und bleib in Rostow am Don einiges schuldig.

Rostow am Don - Der Superstar schimpfte, haderte und war am Ende sichtlich bedient: Neymar und Rekordweltmeister Brasilien sind bei der WM in Russland als nächster Favorit im Auftaktspiel überraschend gestolpert. Nach dem Unentschieden der Argentinier gegen Island und der Niederlage von Titelverteidiger Deutschland stellte der Außenseiter Schweiz der Selecao ein Bein.

Das 1:1 (1:0) war für die Eidgenossen schmeichelhaft, für den Titelanwärter ein unerwarteter Dämpfer. Dabei hatten die Brasilianer das Spiel in Rostow am Don im ersten Durchgang beinahe nach Belieben bestimmt, hielten die Schweizer in den ersten 30 Minuten teilweise zum Narren. Philippe Coutinho vom FC Barcelona (19.) traf mit einem Kunstschuss zur hochverdienten Führung.

Dass Brasilien dennoch zum ersten Mal seit 1978 ein WM-Auftaktspiel nicht gewann, lag am Treffer des Hoffenheimers Steven Zuber (50.) - und an Neymar, der sich von den Attacken seiner Gegner den Spaß rauben ließ. Zuber belohnte die Schweiz vor 43.109 Zuschauern für eine engagierte Leistung und sicherte einen Punkt, der in der Gruppe E noch äußerst wertvoll werden kann.

Schweiz darf auf Achtelfinale hoffen

Vor den Duellen mit Serbien und Costa Rica darf das Team von Trainer Vladimir Petkovic auf den Einzug ins Achtelfinale hoffen. Der Weg zum „Hexa Campeao“, dem sechsten Titel, wird für Top-Favorit Brasilien nicht zum Selbstläufer. Vor allem, wenn der Heilsbringer schwächelt. Neymar, Neymar, Neymar. Monatelang hatte es in Brasilien kein anderes Thema gegeben, als den Mittelfuß des Ausnahmespielers. Am 25. Februar war er gebrochen, in einem sportlich ziemlich unbedeutenden Ligaspiel in Frankreich.

Die Angst ging um, wie sollte die Mannschaft ohne ihren Superstar die Schmach der Heim-WM tilgen. Das 1:7 im Halbfinale 2014 gegen Deutschland ist noch immer und überall präsent - und treibt auch Neymar an, der in Belo Horizonte verletzt gefehlt hatte. Gegen die Schweiz versprühte der 222-Millionen-Mann von Paris Saint-Germain zu Beginn zwar Spielfreude, ließ sich jedoch aus dem Tritt bringen.

Die Schweizer attackierten Neymar am Rande der Fairness, Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär und Valon Behrami sahen Gelbe Karte nach Fouls am Olympiasieger von 2016. So war es nicht Neymar, sondern Coutinho, der mit einem Kunstschuss für den ersten brasilianischen Glanzpunkt der WM sorgte. Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach, einer von drei Bundesligaspielern in der Schweizer Startelf, war im Tor machtlos.

Brasilien lässt es zu ruhig angehen

Die Brasilianer nutzten ihre Führung, um es ruhiger angehen zu lassen - zu ruhig, wie sich nach der Pause zeigte. Zuber traf nach einer Ecke unbedrängt per Kopf. Es blieb für lange Zeit die einzige Chance der Schweiz, doch auch Brasilien tat sich schwer, gute Möglichkeiten herauszuspielen.

In der 58. Minute hielt das Land den Atem an, als Neymar nach einem Schuss ans Außennetz über den Platz humpelte. Seinem Fuß schien jedoch nichts Schlimmeres passiert zu sein. In der 88. Minute tauchte er vor Sommer auf, scheiterte jedoch per Kopf. Auch der eingewechselte Roberto Firmino (90.) und Miranda (90.+1) zielten ungenau.