Held im WM-Finale: Siegtorschütze Mario Götze Foto: Getty

Die Bayern-Stars Mario Götze und Bastian Schweinsteiger sind die deutschen Helden im WM-Finale – jeder auf seine Art

Rio de Janeiro - Es ist eine der vielen Geschichten rund um die Nationalmannschaft, die in Stuttgart beginnt: die Geschichte vom Aufstieg des jungen Mario Götze, der später in Stagnation, einen gefühlten Abstieg und seine wundersame Auferstehung beim WM-Finale in Rio führt. Doch der Reihe nach.

Vor drei Jahren besiegte die deutsche Elf in der Mercedes-Benz-Arena Brasilien mit 3:2, inspiriert von Götze, der fortan „Götzinho“ hieß und mit dem jungen Franz Beckenbauer verglichen wurde. Götze, damals 19 und das größte Talent auf deutschem Boden, hatte an jenem 10. August 2011 Brasiliens gleichaltrigen Neymar ausgestochen.

Neymar ist noch immer so alt wie Götze, aber sonst ist alles anders. Neymar ist zum Weltstar aufgestiegen, die ganze Welt hat sein verletzungsbedingtes WM-Aus beklagt, von Götze dagegen nahm kaum jemand Notiz. Bis Sonntagabend, bis zu seinem Siegtor im WM-Finale gegen Argentinien (113.). „Das ist wie im Traum, unfassbar“, sagte er.

Was für ein Wandel. Und was für ein Unterschied zum anderen Final-Helden. Bastian Schweinsteiger, der trotz vieler unbestrafter Tritte der Argentinier nie sein Kämpferherz verlor, war schon als internationaler Star in dieses Finale gegangen. Götze dagegen galt nicht nur Bundestrainer Joachim Löw als „Wunderkind mit überragenden technischen Fähigkeiten“, die er aber viel zu selten zeigt. Jetzt ist er zur WM-Legende aufgestiegen und steht auf einer Stufe mit den anderen WM-Siegtorschützen Helmut Rahn (1954), Gerd Müller (1974) und Andreas Brehme (1990). Fluch oder Segen? Kommt darauf an, ob er die Chance zur Imagekorrektur erkennt und wahrnimmt.

Schweinsteiger ist wegen seiner sportlichen Leistungen und seines sympathischen Auftretens ein Star, Götze eilt ein zweifelhafter Ruf voraus. Er liebt die Selbstinszenierung, gilt als arrogant und überschätzt sich, heißt es. Ein Schnösel, kein Kämpfer und Teamplayer. Nach seinem Führungstor gegen Ghana hatte er mit ausgebreiteten Armen, den Blick gen Himmel, gejubelt. Da sah er aus wie die Christus-Statue auf dem Corcovado in Rio. Nur Zufall?

Dem Vergleich mit Neymar konnte Götze, zusätzlich belastet durch seinen 37-Millionen-Euro-Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Bayern, nie standhalten. Da war es gewagt, dass Löw ihn noch mehr überhöhte. In der Pause der Verlängerung sagte er zu Götze: „Zeig’, dass Du besser bist als Lionel Messi. Zeig’, dass Du dieses Finale entscheiden kannst.“ Götze zeigte es. War es ein erstes Signal seiner Läuterung, dass er beim Siegerfoto das Trikot des verletzten Marco Reus in die Kameras hielt? Zu wünschen wäre es ihm. „Ich hatte kein einfaches Turnier, und auch kein einfaches Jahr“, sagte er.

Bei der WM führte ihn sein Weg von der Startelf auf die Ersatzbank und jetzt ins gleißende Rampenlicht. Um nicht zu verbrennen, muss er künftig seltener Götze und häufiger Schweinsteiger sein. Zum Beispiel am 3. September. Da spielt die Nationalelf in Düsseldorf – welch ein Zufall – gegen Argentinien. Götze gegen Messi, die Neuauflage.