Hindernislauf für Sportvereine: Die Bürokratie verschreckt ehrenamtliche Helfer                        Foto: Baumann

Er scheut sich nicht, die Probleme der Sportvereine klar zu benennen. Andreas Felchle, der neue Präsident des Württembergischen Landessportbunds (WLSB), will vor allem gegenüber der Politik in Bund und Land „klare Kante“ zeigen.

Stuttgart - Er zählt zu den erfahrensten Sportfunktionären in Baden-Württemberg und scheut sich nicht, die Probleme der Vereine klar zu benennen. Andreas Felchle, der neue Präsident des Württembergischen Landessportbunds (WLSB), will vor allem gegenüber der Politik „klare Kante“ zeigen.

Herr Felchle, als WLSB-Präsident sind Sie Herr über zwei Millionen Sportler in Württemberg. Was macht das mit Ihnen?
Zunächst mal ist es ein Ehrenamt. Und es mag unter den zahlreichen Ehrenämtern, die ich in meinem Leben schon ausgeübt habe, das herausragende sein.
Sind Sie ein Vereinsmeier?
Es mag ein bisschen bekloppt klingen: Ich treibe mich in großen Teilen meiner Freizeit in irgendwelchen Vereinen oder Organisationen herum. Das ist mein Hobby. Andere gehen ins Kino oder sammeln Briefmarken.
Was womöglich Ärger erspart.
Das mag schon sein, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es in einer Gesellschaft den Gemeinwohlbezug braucht. Ich mache das gern. Da ertrage ich auch mal den einen oder anderen Meckerer.
Der WLSB ist Ihnen bestens bekannt, Sie sind seit 1992 dabei, zuletzt als Vizepräsident für die Finanzen . . .
. . . und von nun an bin ich in die Struktur des Sportbunds voll eingebunden.
Das dürfte Ihnen als Bürgermeister nicht fremd sein.
Hier im Maulbronner Rathaus pflege ich seit bald 25 Jahren meinen eigenen Stil. Ich hänge den Bürgermeister nicht raus, halte keine künstliche Distanz zu den Mitarbeitern. Ich schätze die Arbeit im Team und lege wenig Wert auf strenge Hierarchien.
Klaus Tappeser, Ihr Vorgänger beim WLSB, pflegte seine Rolle als Chef bewusst.
Das ist ja auch immer eine Frage des beruflichen Werdegangs und des jeweiligen Charakters. Ich werde mit meiner Rolle sicherlich etwas anders umgehen.
Wie?
Ich bin sehr offen, ehrlich, direkt. Und ich habe kein Problem damit, Entscheidungen zu treffen, zu denen ich dann auch stehe. Für mich gilt aber auch: Die hauptamtlichen Mitarbeiter sind nicht die Hilfskräfte der Ehrenamtlichen; sie sind unsere Vordenker, Berater und Entwickler. Und ich erwarte von ihnen auch Kritik und Widerspruch, wenn ich als Präsident aus der Spur laufe.
Unsere Gesellschaft verliert an bindenden Kräften. Welche Rolle spielt eine Sportorganisation wie der WLSB?
Eine bemerkenswert gute. Die Aufgaben werden ja nicht weniger, gerade auch im gesellschaftlichen Bereich. Inklusion, Integration, Fragen der Bildung – das wird alles sehr gut bearbeitet. Aber auch die klassischen Dienstleistungen kommen nicht zu kurz.
Der Sportbund als Serviceunternehmen?
Ganz klar, so definieren wir uns. Die allermeisten Vorsitzenden der 5700 Vereine im WLSB erwarten, dass sie von uns möglichst gut ausgebildete Übungsleiter bekommen. Sie erwarten Hilfen bei der wichtigen Frage, wie man überhaupt noch Ehrenamtliche für die Vereinsarbeit begeistern kann, und sie wollen gut beraten werden bei Problemen des Sportstättenbaus.