Der Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat den Ölpreis in die Höhe getrieben. Das und der schwache US-Dollar belasten immer deutlicher die deutsche Wirtschaft. Foto: XinHua Xinhua

Die unberechenbare Politik der US-Regierung bremst zunehmend auch die deutsche Wirtschaft aus, meint Wirtschaftsredakteur Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Die Volkswirte waren überrascht. Nur noch um 0,3 Prozent ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres gewachsen, nach 0,6 Prozent im vierten Vierteljahr 2017. Dabei, da waren sich die Auguren vor dem Jahreswechsel noch sicher gewesen, sollte es nach dem eher unerwartet starken Jahr nun noch besser vorangehen; manche Experten hatten sogar ihre Prognosen für 2018 nach oben korrigiert. Dabei aber hatten sie offenbar die sich immer stärker bemerkbar machenden weltwirtschaftlichen Risiken unterschätzt.

Die Kalkulation war, dass die US-Notenbank die Zinsen im Jahresverlauf weiter erhöhen würde, der US-Dollar dadurch attraktiver würde und die Exporte der europäischen Unternehmen prächtig laufen würden.

Doch Donald Trump hat einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Der US-Präsident erreicht mit seinen Entscheidungen, dass die Unsicherheit steigt. Das lässt sich am Ölpreis ablesen, der seit der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran deutlich zugelegt hat. Das verteuert nicht nur den Rohstoff für die Industriezweige, die ihn für die Herstellung ihrer Produkte benötigen, sondern es entzieht auch über den Preis an der Zapfsäule den Verbrauchern Kaufkraft – etwa 0,7 Prozent, schätzt die Commerzbank. Dabei war gerade der private Verbrauch, die Binnenkonjunktur, in der zweiten Jahreshälfte 2017 zur Stütze des deutschen Wachstums geworden.

Unsicherheit ist Gift für die Finanzmärkte

Noch deutlicher aber machen sich der starke Euro beziehungsweise der schwache Dollar bemerkbar. Bei vielen exportorientierten Unternehmen wird das Wachstum durch die negativen Währungseffekte aufgezehrt. Auch die Dollarschwäche ist eine wirtschaftliche Folge der Politik des Weißen Hauses. Unsicherheit ist Gift für alle Sparten des Finanzmarktes. Und wer weiß schon, was sich der US-Präsident als Nächstes einfallen lässt.

Grundsätzlich hat sich an der Stärke der deutschen Wirtschaft nichts geändert – daher kann man hoffen, dass es sich nur um eine Wachstumsdelle handelt, nicht um eine nachhaltige Schwäche.