Der Automobilbau – hier im Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen – bringt der Region Stuttgart Wohlstand. Sind Wirtschaft und Bevölkerung deshalb zu satt für zukunftsfähige Innovationen? Foto: dpa

„Region Stuttgart – Zu gut, um in Zukunft bei den Besten dabei zu sein?“ Dem provokanten Titel einer Studie zum Standort folgte jetzt eine zahme Präsentation im Wirtschaftsausschuss.

Stuttgart - Die Standortinitiative Forum Region Stuttgart will eigentlich frischen Wind entfachen. Nach einer Untersuchung, die das Forum mit Persönlichkeiten wie dem früheren IHK-Präsidenten Hans Peter Stihl oder Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth in Auftrag gegeben hat, gibt die Region Stuttgart „insgesamt das Bild einer saturierten Region ab“. Das lasse sich etwa daran ablesen, dass in Stuttgart relativ weniger Firmen gegründet werden als in München.

Die Studie der Management Partner GmbH regt unter anderem den Aufbau eines Startup-Centers vor, das Existenzgründungen erleichtert. Außerdem soll die öffentliche Hand das Image der Region verbessern, indem sie „stärker auf Lebensgefühl und lebendige Szenekulturen“ setzt und etwa Industriebrachen Kulturveranstaltern zur Verfügung stellt. Nur so könne man künftig hochqualifizierte Arbeitskräfte anlocken.

Unterm Strich müsse eine Aufbruchstimmung und eine gesellschaftliche Bewegung entstehen. Die Studie nennt als Beispiel das italienische Trient, das Millionen in Existenzgründungen im IT-Bereich pumpt und mittlerweile auch als IT-Hochburg wahrgenommen wird. Die Aufbruchstimmung könnten Persönlichkeiten mit Ausstrahlung wie einst Ministerpräsident Lothar Späth, ein Unternehmensbündnis oder eine öffentliche Debatte schaffen.

Die Studie war zunächst für den internen Gebrauch des Forums gedacht, in dem auch Bahn-Chef Rüdiger Grube oder Staatstheater-Intendant Marc-Oliver Hendriks mitwirken. Nachdem unsere Zeitung die Inhalte im April veröffentlicht hatte, stellte sie der Forums-Vorsitzende Wolfgang Elkart am Mittwoch im regionalen Wirtschaftsausschuss vor. Während aber die Studie dem Ballungsraum bescheinigt, „das Bild einer saturierten Region abzugeben“, packte Elkart die Aussagen in Watte. „Man muss hinterfragen, ob wir 2030 auch noch so ein Powerhouse sind wie heute“, sagte Elkart und meinte die Wirtschaftskraft der Region.

Damit provozierte der frühere Ernst&Young-Vorstand keine heiße Debatte. Im Gegenteil: Den Regionalräten fiel es sichtlich schwer, mit dem Vortrag umzugehen – schließlich beschäftigen sie sich seit Jahren mit der nachlassenden Dynamik und ihren eigenen geringen Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. CDU-Sprecher Werner Spec wertete den Impuls „positiv“, wollte ihn jedoch in den seit einem Jahr laufenden Strategieprozess der regionalen Wirtschaftsförderung einbeziehen. Ihm fehlten ebenso wie SPD und FDP konkrete Ziele. FDP-Sprecherin Gabriele Reich-Gutjahr nannte das Beispiel, „die ressourcenschonendste Region der Welt“ zu werden.

Jürgen Zieger (SPD) lobte Elkart ebenso wie Andreas Hesky (Freie Wähler) dafür, dass er eine wichtige Debatte lostrete, und dies „so klar und pointiert“ (Hesky). Der OB von Waiblingen sagte, dass die konkrete Umsetzung etwas kosten werde, und Elkart wollte nicht versprechen, dass die Wirtschaft für die Zeche aufkommt. Michael Lateier (Grüne) zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Unternehmen Angeboten wie der Wissenschaftsregion die kalte Schulter zeigten: „Es macht mich schon traurig, das wir vieles anbieten, das nicht auf Widerhall trifft.“

Im Ausschuss kam der frische Wind fast schon als laues Lüftchen an.