Die meisten Lufthansa-Flugzeuge bleiben wegen Corona am Boden. Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Lufthansa-Chef Spohr ist eine Verstaatlichung offenbar nicht geheuer. Als mögliche Alternative wird sogar eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren erwogen.

Frankfurt - Die Corona-Krise bringt viele Fluggesellschaften in Existenznöte. Schon seit Tagen wird über Staatshilfen für die Lufthansa diskutiert – doch die fürchtet offenbar eine politische Einflussnahme auf unternehmerische Entscheidungen. Folgende Lösungen werden diskutiert:

Teilverstaatlichung

Wegen der Corona-Krise hat die Große Koalition einen Wirtschaftsstabilisierungsfonds eingerichtet. Er kann Unternehmen, für die Kredite oder Bürgschaften nicht ausreichen, mit Kapitalspritzen unter die Arme greifen. Eine Möglichkeit ist der Kauf von Unternehmensanteilen. Die Lufthansa müsste dafür zusätzliche Aktien ausgeben, die der Staat erwerben würde. Als Großaktionär hätte der Bund dann Anspruch auf einen Sitz im Aufsichtsrat. Arbeitnehmervertreter wie die Flugbegleitergewerkschaft Ufo, aber auch die SPD fordern, der Bund müsse diesen Weg gehen und die damit verbundenen Mitspracherechte nutzen: Die Bundesregierung dürfe „die soziale Sicherung der Arbeitnehmer während und nach der Krise nicht allein dem Vorstand und seinem Aufsichtsrat überlassen“, schrieb Ufo am Montag in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Lufthansa-Chef Carsten Spohr warnte unterdessen in einem Interview mit der „Zeit“: „Wenn die Bundesrepublik zu große Einflussnahme auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollte, fordert das vielleicht die österreichische Regierung ebenso ein, dann möglicherweise auch die Schweiz, Belgien, Bayern oder Hessen.“ Zur Lufthansa-Gruppe gehören die wichtigsten Fluggesellschaften in Österreich, Belgien und der Schweiz. In Bayern und Hessen betreibt das Unternehmen mit München und Frankfurt seine wichtigsten Drehkreuze.

Stille Beteiligung

Bei einer Stillen Beteiligung erhielte der Bund als Gegenleistung für sein Kapital keine Mitspracherechte, aber Anspruch auf Zinsen sowie auf eine Beteiligung an späteren Unternehmensgewinnen. Dieser Variante scheint die CSU zuzuneigen: Parteichef Markus Söder erklärte am Montag, der Staat sollte „wie ein stilles Beiboot“ die Lufthansa begleiten, „aber nicht das Sagen auf der Kommandobrücke“ übernehmen. Denkbar wäre auch eine Kombination aus Aktienkäufen und Stiller Beteiligung – so wie in der Finanzkrise bei der Commerzbank. Die Bilanz dieser Rettungsaktion: Das vom Bund erworbene Aktienpaket hat massiv an Wert verloren, die Stillen Einlagen hingegen wurden 2013 zurückgezahlt. Hinzu kamen 1,5 Milliarden Euro an Gebühren, Zinsen und Ausgleichszahlungen. Die für eine Stille Beteiligung fälligen Zinsen scheinen der Lufthansa indes Sorgen zu machen, jedenfalls erwägt der Konzern statt Staatshilfen auch ein Insolvenzverfahren.

Schutzschirmverfahren

Wie die Flugbegleiter-Gesellschaft Ufo bekanntmachte, hat Lufthansa-Chef Spohr in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter auch eine Insolvenz in Form eines Schutzverfahrens als mögliche Option genannt. Es handelt sich um ein Verfahren für Unternehmen, bei denen die Zahlungsunfähigkeit noch nicht eingetreten ist und Chancen auf eine Sanierung bestehen. Der Schutzschirm bewahrt das Unternehmen vorübergehend vor Zahlungsansprüchen seiner Gläubiger. Die amtierende Geschäftsführung bleibt verfügungsberechtigt, wird allerdings von einem sogenannten Sachwalter überwacht. Bei dessen Auswahl hat sie aber ein Mitspracherecht. Spätestens nach drei Monaten muss das Unternehmen einen Sanierungsplan vorlegen, den das Insolvenzgericht genehmigen muss. In einem solchen Sanierungsplan müsste sich die Lufthansa unter anderem zu Einsparungen verpflichten. Spohr hat bereits deutlich gemacht, dass 10000 der gut 138000 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Ein mögliches Schutzschirmverfahren werde von der Belegschaft „als Drohung“ empfunden, klagt Ufo.