Große Pläne: Bernd Fickler, Harald Panzer (rechts). Foto: FZ

Ein überraschender Personalwechsel in der Führungsetage der Fellbacher Firma Wohninvest dürfte in Bankbranche und Immobilienwirtschaft für Gesprächsstoff sorgen.

Fellbach - Ein überraschender Personalwechsel in der Führungsetage der Fellbacher Firma Wohninvest dürfte in Bankbranche und Immobilienwirtschaft für Gesprächsstoff sorgen: Bernd Fickler, der in Ungnade gefallene frühere Vorstandschef der Kreissparkasse Waiblingen, wird neuer Geschäftsführer des Unternehmens.

Dem in Kernen aufgewachsenen 52-Jährigen war nach Untreue-Vorwürfen im März 2017 der Stuhl vor die Tür gesetzt worden. Nach einer Anzeige der Bonner Bankenaufsicht Bafin läuft nach wie vor ein Ermittlungsverfahren gegen den Finanzfachmann. Trotz der juristischen Hängepartie soll Bernd Fickler das operative Geschäft von Wohninvest als alleiniger Chef übernehmen. Gründer Harald Panzer (54) gibt seine Tätigkeit nach zwölf Jahren als geschäftsführender Gesellschafter ab.

Begründet wird der Wechsel in der Geschäftsführung mit dem Wachstumskurs von Wohninvest

„Ich bin raus – und freue mich sehr, mit Bernd Fickler eine absolute Top-Besetzung für diese herausragende Position gefunden zu haben“, erklärte der Immobilienexperte bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Mit seiner Erfahrung in der Vermarktung vor allem von Gewerbeimmobilien will Harald Panzer dem Unternehmen aber weiterhin beratend zur Verfügung stehen und sich nach dem Abschied aus dem Tagesgeschäft um die strategische Weiterentwicklung von Wohninvest bemühen. Inhaber des Unternehmens ist neben dem 54-jährigen der Waiblinger Andreas Bayer.

Begründet wird der Wechsel in der Geschäftsführung mit dem Wachstumskurs von Wohninvest. Seit 2005 hatte Harald Panzer die Firma zu einem führenden Immobilienunternehmen mit etwa 75 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro ausgebaut. Noch eindrucksvoller als diese Kennziffern klingt die Liste der Bestandsobjekte mit einem Vermögenswert von 450 Millionen Euro. Bekannt geworden ist die Firma in der Region durch Projekte wie das in einer Ludwigsburger Backsteinkaserne ent-standene Hotel Nestor. Ebenfalls in der Barockstadt realisierte die Fellbacher Firma den Umbau des aufgegebenen Filterwerks I von Mann + Hummel in moderne Bürolofts. Ein aktuelles Vorhaben ist die Römergalerie in Leonberg, ein Ärztehaus mit einem Investitionsvolumen von knapp 30 Millionen Euro. Längst ist Wohninvest bundesweit im Geschäft – von der Höllturmpassage in Radolfzell am Bodensee bis zur Altstadtgalerie in Greiz in Thüringen.

Bernd Fickler will sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht zu dem Thema äußern

Die neue Größe der Firma, das räumt Harald Panzer offen ein, benötigt einen Finanzmanager mit Steuerungskompetenz. „Bernd Fickler kann das Unternehmen weiterbringen, als ich es könnte“, sagt der Firmengründer über seinen Ausstieg.

Nachfolger Fickler bezeichnete die neue Aufgabe am Donnerstag als eine „Herzensangelegenheit“. Der 52-Jährige hat bei der Kreissparkasse Waiblingen eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und war nach dem Studium zum Sparkassen-Betriebswirt 1995 als Filialdirektor nach Riesa gewechselt. 1998 kam er in den Vorstand der Sparkasse Niederlausitz, drei Jahre später wurde er Vorstandsvorsitzender. 2004 folgte der Wechsel nach Hessen zur Kreissparkasse Groß-Gerau, 2012 trat Fickler in Waiblingen die Nachfolge von Albert Häberle an. Die Blitzkarriere des – nach einer Aussage des früheren Rems-Murr-Landrats Johannes Fuchs „ausgewiesenen Fachmanns“ – endete jäh, als 2017 im Verwaltungsrat neben Klagen über einen eigenmächtigen Führungsstil auch Vorwürfe über einen allzu großzügigen Umgang mit Spesen laut wurden.

Kritik lösten auch die Umwidmung eines rundum verglasten Besprechungsraums in ein Chefbüro und ein finanzieller Bonus für einzelne Personalräte aus. Bernd Fickler will sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht zu dem Thema äußern. Sein neuer Geschäftspartner Harald Panzer hat sich eine um so dezidiertere Meinung gebildet: „Ich finde die Vorwürfe geradezu lächerlich“, sagt er.

Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile wurde das Verfahren gegen Bernd Fickler gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.