Bis zum Sommer soll im Fellbacher Teilort eine 80-Meter-Halle bezugsfertig sein. Genutzt wird der Industriebau vor allem von der Dachbau-Abteilung und der Photovoltaik-Sparte.
Vermuten ließe sich ein Baustoffhandel dieser Größenordnung eher in verkehrsgünstiger Lage an einer vielbefahrenen Bundesstraße. Auch ein günstige Quadratmeterpreise und gute Transportwege bietendes Areal in der Nähe eines Güterhafens käme als Standort für eine effiziente Logistik durchaus in Frage.
Doch die Tübinger Firma Kemmler hat ihre Niederlassung für den Nordosten der Region Stuttgart vor mehr als fünf Jahrzehnten in einem vergleichsweise kleinen Gewerbegebiet am Rand des Fellbacher Teilorts Oeffingen angesiedelt – und wächst seither in einem bemerkenswerten Tempo. Kaum ein Jahr vergeht, in dem der Standort nicht großflächig erweitert wird, mal durch die Umnutzung leerer Nachbargebäude, mal durch Neubauten auf der grünen Wiese.
Jüngstes Projekt für den inzwischen auf eine Größe von mehr als 50 000 Quadratmeter gewachsenen Standort ist eine Lagerhalle, mit der die Dachbau-Niederlassung ihre Flächen verdreifachen wird – ein erklärter Wunsch von Geschäftsführer Christian Erli. „Wir hatten keinen Platz mehr für weiteres Wachstum“, sagt der Dachbau-Chef über den lange geplanten und mehrmals verschobenen Neubau in der Benzstraße. Trotz der angesichts der heftigen Baukrise derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage soll das kurz vor Weihnachten gestartete Millionenprojekt bereits im Sommer 2025 fertiggestellt sein.
Die Tageslichthalle, für einen Industriebau fast schon ein architektonisches Highlight, ist mehr als neun Meter hoch, 80 Meter lang und 70 Meter breit und soll zu drei Viertel von der Dachbau-Sparte genutzt werden. „Unter anderem werden wir ausreichend Platz für unseren aufstrebenden Geschäftsbereich Photovoltaik haben“, sagt Erli. Vom restlichen Viertel werden die Kemmler Dämmsysteme profitieren, in Fellbach seit 2016 in einer separaten Gesellschaft geführt.
Der Neubau wird die Lücke zwischen dem 2008 gegründeten Dachbau-Zentrum und einer vor neun Jahren gekauften Immobilie schließen, in der seither die Dämmsysteme ihren Sitz haben. Um Platz für das stattliche Bauwerk zu schaffen, rückten schon vor einigen Monaten die Abrissbagger an, um eine alte Halle einzuebnen, die nur wenig brauchbar war. Eine Besonderheit des vom Schwesterunternehmer Kemmler Industriebau errichten Baus sind die großen Plexiglasfronten, die viel Licht ins Innere lassen – bis auf wenige Brandwände wird die Halle praktisch durchsichtig erscheinen.
Die Dachfläche wird begrünt und mit einer Photovoltaikanlage bestückt werden, die eine Leistung von etwa 400 Kilowatt-Peak haben und im Jahr rund 250 Tonnen an CO2 einsparen wird. Die Last des riesigen Bauwerks ruht auf gut einhundert, in den Boden gerammten Pfählen. Für die neue Halle werden beeindruckende 280 Tonnen Profilstahl, 125 Tonnen Betonstahl und rund 2000 Kubikmeter Stahlbeton verbaut.
Vor einem Jahr erst hatte man in der im vergangenen Jahrzehnt enorm gewachsenen Niederlassung Fellbach das 50-Jährige gefeiert. Von der Gründung 1973 bis heute hat sich der Gesamtstandort Fellbach von 5 000 auf 53 000 Quadratmeter Betriebsfläche mehr als verzehnfacht. Auf den Markt drängt die Baustoff-Firma jetzt auch mit ihrer Photovoltaik-Sparte. Seit Jahresanfang werden schlüsselfertige Solaranlagen als Komplettpaket angeboten. „Der Kunde erhält seine PV-Anlage aus einer Hand und muss sich selbst um nichts kümmern“, betont Geschäftsführer Marc Elstner, der die technische Leitung im Unternehmen innehat.
Damit geht Kemmler Solar deutlich über das Angebot der Schwesterfirma Kemmler Baustoffe hinaus, die sich als Handelsfirma auf den Verkauf von PV-Materialien konzentriert. Ein wichtiger Mehrwert für die Kunden sind die eigenen Planer. Vom Start weg arbeitet Kemmler Solar bei der Installation mit Partnerunternehmen aus dem Elektro- und Dachmontagebereich zusammen. In Zukunft will die Firma auch eigene Elektriker und Monteure beschäftigen. „In zehn Jahren wollen wir führender Anbieter von Photovoltaik-Anlagen in Baden-Württemberg sein“, sagt heißt es bei Kemmler.